Warum inklusive Führung so wichtig ist

Text: Gudrun Sander und Sylvia Hodek
Bild: Ladies Drive

Ladies Drive No 65. Warum inklusive Führung so wichtig ist
Ladies Drive Magazine
Wir am CCDI haben eine Vision: Wir wollen die Gesellschaft gerechter machen.

Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützen wir Organisationen dabei, ihren Beitrag dazu zu leisten. Der Schlüssel sind – neben inklusiven Strukturen und Prozessen – die Führungskräfte. Je mehr es gelingt, sie zu inklusiven Führungskräften zu machen, desto fairer wird nicht nur die Arbeitswelt, sondern die gesamte Gesellschaft.

Warum ist inklusive Führung so zentral?

Inklusion beschreibt das subjektive Empfinden, ob ich mich als Mitarbeiterin und Mitarbeiter zugehörig und wertgeschätzt fühle. Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Förderung einer inklusiven Kultur in einem Unternehmen. Ihre Führungsqualitäten und Verhaltensweisen beeinflussen massgeblich, wie Vielfalt und Inklusion wahrgenommen und umgesetzt werden. Die zunehmende Diversität der Mitarbeitenden ist ein Fakt. Ob diese im Sinne des Unternehmens produktiv genutzt werden kann, liegt an den Führungskräften. Sie sind der Schlüssel und entscheiden mit ihrem Führungsverhalten darüber, ob die Diversität zum Problem oder zur Ressource und damit zum Mehrwert für ein Unternehmen wird. Die Treiber hinter inklusiver Führung sind aber nicht nur die Vielfalt der Mitarbeitenden und damit die soziale Nachhaltigkeit, sondern auch die ökologische Nachhaltigkeit und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum – kurz people, planet und profit auf einer tragfähigen Wertebasis. 

Warum sind Werte in der Führung wichtig?

Werte, Überzeugungen und Ideale geben Orientierung und Halt. Unternehmen formulieren Werte, die eine Grundlage für ihr Handeln als Organisation bieten. Werte geben aber auch den Mitarbeitenden einen Sinn in ihrer Arbeit. Wer sinnvolle Arbeit leistet, ist motivierter und auch produktiver. Werte bieten auch einen Rahmen, in dem sich Arbeitnehmende bewegen können. Wenn Qualität wichtig ist, spielen Werte wie Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Ordnung am Arbeitsplatz oft eine tragende Rolle. Werte sind aber auch für den Cultural Fit bedeutsam. Wenn Kollegialität und Zusammenarbeit wichtige Werte sind, werden Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer eher fehl am Platz sein. 

Welche Werte stehen hinter inklusiver Führung?

Grundsätzlich sind es Werte, die es uns allen ermöglichen, so authentisch wie möglich zu sein und unseren Nachkommen eine Welt zu hinterlassen, die ihre Lebensgrundlage nicht einschränkt. Als Kernwerte einer inklusiven Führungskultur würden wir daher folgende Werte – nicht abschliessend – nennen: Respekt, psychologische Sicherheit, Transparenz, Empathie, Zuhören und «caring». Einfach nur nett zueinander sein, reicht nicht. Als inklusive Führungskraft bin ich aufgefordert, eine gute Lern- und Feedbackkultur zu pflegen. Die psychologischen Kosten des sich Anpassens an eine nicht inklusive Kultur für Mitarbeitende sind nicht zu unterschätzen. Sie kosten viel Energie und diese fehlt letztlich bei der Leistungserbringung oder der persönlichen Balance. Junge Frauen, die eine Lehre in einem stark männerdominierten Umfeld absolvieren, erzählten uns beispielsweise wie zermürbend es ist, jeden Tag in Frage gestellt zu werden, ob frau hier wirklich am richtigen Ort ist, ob sie diese Lehre schafft etc. Das braucht so viel Energie und ermüdet. Wir alle wachsen an Herausforderungen und müssen Fehler machen dürfen. Aber jeden Tag grundsätzlich in Frage gestellt zu werden, ist toxisch. Führungskräfte, die uns immer nur loben und alles gut finden, was wir tun, bringen uns aber auch nicht weiter. Aber wie können uns Führungskräfte also helfen zu lernen und zu wachsen?

Was heisst das im Führungsalltag?

Inklusive Führung kreiert eine Kultur, in der sich alle zugehörig fühlen. Wenn ich in einem Team als Person mit meinen Bedürfnissen wahrgenommen, akzeptiert und gehört werde und das Gefühl habe, dazu zu gehören, werde ich mich wahrscheinlich mehr engagieren, als wenn ich nur als Nummer, Aussenseiter oder Token behandelt werde. Wenn mir Wertschätzung entgegengebracht wird, eine positive Fehlerkultur herrscht und Lernen im Team gefördert wird, dann werde ich mehr leisten, als wenn Sündenböcke an die Wand gestellt werden. Wenn abwertendes Verhalten von Führungskräften angesprochen wird, sie als Vorbilder agieren und in Meetings alle zu Wort kommen lassen, werde ich mehr leisten, als wenn unangebrachtes oder sexistisches Verhalten mit einem Witz abgetan wird. Wenn psychologische Sicherheit herrscht, Talent kein Alter hat, mir etwas zugetraut wird und Beförderungsprozesse transparent sind, dann werde ich mich mehr engagieren, als wenn Stereotype den Blick auf mein Potenzial verstellen.

Wie setze ich als Führungskraft neue Standards? 

Als Führungskraft bin ich Vorbild. Indem ich selbst Vielfalt respektiere und aktiv fördere, setze sie den Standard für mein Team und die gesamte Organisation. Ich lebe die Werte und Verhaltensweisen, die für eine inklusive Kultur wichtig sind vor – oder eben nicht. Meine Mitarbeitenden werden sich daran orientieren.
Es ist meine Aufgabe, alle Mitarbeiter*innen zu ermutigen, sich einzubringen und ihre Perspektiven beizutragen. Zum Beispiel, indem ich versuche, in Besprechungen auch «die Stilleren» in die Diskussion einzubeziehen, indem ich im Alltag gut zuhöre und unterschiedliche Meinungen schätze, in dem ich Fehler eingestehe und selbst signalisiere, dass ich jeden Tag etwas dazulerne, in dem ich nicht-inklusives Verhalten sofort anspreche.

Inklusiv agierende Führungskräfte fördern aktiv Chancengerechtigkeit. Sie sorgen dafür, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von Hintergrund, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder anderen Merkmalen faire Chancen auf Entwicklung, Aufstieg und Anerkennung haben. Beispielsweise, indem sie Prozesse bei der Leistungsbeurteilung implementieren, die Ungleichheiten möglichst beseitigen. Sie erkennen und fördern positive Beispiele von Inklusion, erkennen aber auch potenzielle Konflikte aufgrund von Vorurteilen oder Diskriminierung und ergreifen Massnahmen, um diese frühzeitig anzugehen und zu lösen.

Inklusion wird in Zukunft den Unterschied machen.

Unternehmen, die sich ernsthaft für Inklusion engagieren, setzen nicht nur ein Zeichen für soziale Verantwortung, sondern schaffen auch die Grundlage für langfristigen Erfolg. Denn die Förderung von Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und hat positive Auswirkungen auf Mitarbeitende, Kund*innen und die Gesellschaft insgesamt. Inklusion lebt dabei vom Engagement der Führungskräfte. Sie machen den Unterschied!

Nett sein als Führungskraft reicht nicht. Es braucht die Demut vor den eigenen Grenzen und die Offenheit für gemeinsames Lernen. Dann bin ich auf einem guten Weg eine inklusive Führungskraft zu werden.


Gudrun Sander

Gudrun Sander ist Titularprofessorin für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung des Diversity Managements an der Universität St.Gallen und Direktorin der Forschungsstelle für Internationales Management.

Sylvia Hodek ist Project Manager am Competence Centre for Diversity & Inclusion
www.ccdi-unisg.ch.

Sylvia Hodek
Veröffentlicht am Mai 08, 2024
Weitere Artikel aus der Ladies Drive No 65 (Frühling 2024) Ausgabe
Teresa Valerie Mandl: Pareidolie

Teresa Valerie Mandl: Pareidolie

Wenn wir in Dingen (freundliche) Gesichter sehen
A Space of Kindness

A Space of Kindness

Airbnb, die humane Tech-Company
Tabea Oppliger: Würdevoll

Tabea Oppliger: Würdevoll

Früher hat sie Prostituierte massiert. Heute gibt sie ihnen einen Job. Tabea Oppliger hat mit KitePride ein Unternehmen gegründet, das ehemalige Prostituierte beschäftigt. Denn diese wollen kein Mitleid. Sie wollen eine Alternative. Über Kindness im Sexgewerbe und ein würdevolles Leben nach dem Rotlicht.
Bea Petri trifft Manuela Leonhard

Bea Petri trifft Manuela Leonhard

Manuela Leonhard: geboren 1965 in Romanshorn, Primarschule und Sek in Amriswil, KV-Lehre auf einem Anwaltsbüro in St. Gallen, 13 Jahre Hotel Leonhard Zürich, 7 Jahre Flight Attendant/Mâitre de cabine bei Swiss International Airlines, 18 Jahre Stadtverwaltung Zürich, davon 12 als Assistentin der Stadtpräsidentin.
Ladies Drive No. 65: Rezepte für Gestresste & Ideenlose

Ladies Drive No. 65: Rezepte für Gestresste & Ideenlose

Roher, marinierter Spargelsalat mit Sesam-Granola und Onsen-Ei
Laura Stocco: Wenn es dort funktioniert, funktioniert es überall

Laura Stocco: Wenn es dort funktioniert, funktioniert es überall

Laura Stocco, Mitgründerin und CMO von Openversum, ist die Gewinnerin des Recognition Award 2023, den sie im vergangenen Jahr bei unserem 6. Female Innovation Forum 2023 im BMW Group Brand Experience Center in Dielsdorf entgegennahm.
Audi SQ8 e-tron: Superstarker Stromer

Audi SQ8 e-tron: Superstarker Stromer

Auch wenn es noch immer viele Fragezeichen gibt: Die Verkaufszahlen von Elektroautos sprechen eine eigene Sprache. Audi zum Beispiel konnte im vergangenen Jahr 58 (!) Prozent mehr Elektroautos als im Vorjahr verkaufen. Einen – noch – kleinen Anteil daran hat der Audi SQ8 e-tron. Wir haben ihn gefahren.
Ungeteilt statt umverteilt

Ungeteilt statt umverteilt

Bentley Gt V8 Azure
Wicca Botanica

Wicca Botanica

Die Kraft der Heilkräuter
Die Crash-Dummys werden weiblich

Die Crash-Dummys werden weiblich

Ein Verkehrsunfall – der Horror jeder Autofahrerin und jedes Autofahrers. Mercedes-Benz forscht federführend seit über 60 Jahren an der Unfallsicherheit. Dabei kommen sogenannte Crash-Dummys zum Einsatz.
NFTs: Pioneering a Sustainable and Kind Economy

NFTs: Pioneering a Sustainable and Kind Economy

The rise of NFTs (Non-Fungible Tokens) has sparked both excitement and controversy in the world of digital assets.
Annina Menzi: Steward Ownership

Annina Menzi: Steward Ownership

Auch das gehört zur Kindness Economy: wie es funktioniert.
Dr. Med. Evelyn Mauch: Mayday! Mayday!

Dr. Med. Evelyn Mauch: Mayday! Mayday!

Wieso das Gehirn und unser Körper bei Stress die Kindness verlieren.
Patti Basler: Be Kind

Patti Basler: Be Kind

Die Sprachspielerin in mir übersetzt diese einfache Aufforderung mit: „Sei ein Kind!“ Dabei ist es ein Aufruf zu Freundlichkeit. Wir alle spielen verschiedene Rollen, wir alle tragen im Geschäftsleben unterschiedliche Masken.
ESG: Ein wichtiger Teil der Kindness Economy

ESG: Ein wichtiger Teil der Kindness Economy

Interview mit Alexie Duncker Grosse, ESG Analyst bei S&P Global in Zürich.
Ladies Drive No. 65: Beauty Must Haves

Ladies Drive No. 65: Beauty Must Haves

Eure Beauty Must Haves im Frühling 2024.
Fashion in Ladies Drive No. 65: Inspirational Woman Designers

Fashion in Ladies Drive No. 65: Inspirational Woman Designers

Meet the inspiring woman designers: Ida Gut, Dea Kudibal, Waldorf Zurich, and Kristina Ferenchuk.
Ist Kindness Economy mehr als ein Hype?

Ist Kindness Economy mehr als ein Hype?

Wie man nett und erfolgreich sein kann.
Women of Iran

Women of Iran

“I am a 34-year-old woman who was born in Tehran, Iran, and hold a master’s degree in renewable energy engineering. Despite my educational background, I have followed my passion for art and now work as a painting instructor. I give this interview anonymously.”
Josef Zotter: BIOnier der Kindness Economy

Josef Zotter: BIOnier der Kindness Economy

Josef Zotter zählt zu den besten 25 Chocolatiers der Welt. Er ist bis heute einer der wenigen in Europa, der ausschliesslich bio und fair produziert. Seine wilden, verrückten und provokativen Kreationen bereiten nicht nur Gaumenfreuden.
Dayo Okewale: Against All Odds

Dayo Okewale: Against All Odds

Dayo Okewale was born and raised in Hackney, East London. He lived a street away from “Murder Mile”, in a neighbourhood that we might call “underprivileged”. His talent, curiosity, divine alignment and Pina Coladas at a beach in the Cayman Islands opened many doors: his current role is senior advisor in the House of Lords in the United Kingdom.
Start-up Stories: OiOiOi

Start-up Stories: OiOiOi

Das Leih-Abo für nachhaltige Baby- und Kinderkleidung.
Money – The Killer of Feelings & Kindness? Dr. Mara Catherine Harvey

Money – The Killer of Feelings & Kindness? Dr. Mara Catherine Harvey

When it comes to money, friendship ends, is a very common saying, money kills feelings. So how could the endeavour for kindness economy ever coexist with money and the world of investments?
Patrick Stäuble: A Kind Place

Patrick Stäuble: A Kind Place

Was das Shoppi Tivoli in Spreitenbach so erfolgreich macht.
The Kind Country – ความเมตตา

The Kind Country – ความเมตตา

Wenn wir über Kindness Economy sprechen, müssen wir unbedingt auch über Thailand reden. Für mich eines der Länder, wo Dienstleistung im wahrsten Sinne des Worte gelebt wird.

Ladies Drive Magazin

4x pro Jahr.

Werde Teil der Business Sisterhood und des Ladies Drive Soultribes.
Bestelle das Magazin in unserem Shop.

Ladies Drive No 67 - Herbst 2024

Folgt uns in den sozialen Medien, um in Kontakt zu bleiben und erfährt mehr über unsere Business Sisterhood!

#BusinessSisterhood     #ladiesdrive

Möchtet Ihr mehr News über die Sisterhood & alle Events?

Pin It on Pinterest

Share This