Bea Petri trifft Manuela Leonhard

Ladies Drive No 65. Bea Petri trifft Manuela Leonhard
Ladies Drive Magazine
Manuela Leonhard: geboren 1965 in Romanshorn, Primarschule und Sek in Amriswil, KV-Lehre auf einem Anwaltsbüro in St. Gallen, 13 Jahre Hotel Leonhard Zürich, 7 Jahre Flight Attendant/Mâitre de cabine bei Swiss International Airlines, 18 Jahre Stadtverwaltung Zürich, davon 12 als Assistentin der Stadtpräsidentin.

Bea: Liebe Manuela, du weisst, dass du schon lange meine Wunschpartnerin für meine Interview­reihe im „Ladies Drive“ bist, und endlich habe ich es geschafft. Ich freue mich sehr, dass wir uns heute austauschen dürfen, denn du bist für mich – entschuldige den sehr gut gemeinten Ausdruck – eine richtige Wundertüte und sicher voller Überraschungen.

Und ich danke herzlich für deine Inter­viewanfrage, quasi von Löwin zu Löwin, ich bewundere dein Tun nämlich seit Langem.

Nun kennen wir uns seit vielen Jahren, und dir zu begegnen ist immer mit viel Herzlichkeit und Fröhlichkeit verbunden. Eine nicht strahlende Manuela, gibt es das überhaupt?

Ja, manchmal bin auch ich müde und strahle vielleicht nicht so. Dann liege ich gern wie ein fauler Löwe zu Hause auf der Couch. Aber unterwegs bin ich immer voller Energie und Freude.

Gut, dann reden wir doch von deiner Energie. Nun hast du ja eine nicht ganz alltägliche Biografie, die dich als vorletzte berufliche Station als Assistentin ins Vorzimmer der Stadtpräsidentin von Zürich geführt hat. Erzähle uns doch kurz, über welche Umwege du in dieses Machtzentrum der grössten Schweizer Stadt gelangt bist.

Also das ging so: Nachdem ich meine Flight-Attendant-Uniform bei der Swiss an den Nagel gehängt hatte, wurde ich 2005 Assistentin des damaligen Kulturdirektors der Stadt Zürich. Und bereits nach zwei Jahren im Präsidialdepartement wurde ich stellvertretende Assistentin im Vorzimmer von Stadtpräsident Elmar Ledergerber. Zwei Jahre später wurde Corine Mauch zur Stadtpräsidentin gewählt und erneut zwei Jahre später durfte ich die langjährige Assistentin der Stadt­präsidentin ablösen, als diese in Pension ging. Gute Stellvertretungen haben bekanntlich aufgrund ihrer Erfahrung oft gute Chancen, den übergeordneten Job zu übernehmen.

Dann bleiben wir doch noch bei der Aufgabe im Stadthaus. Du warst für mich nämlich immer eine optimale Assistentin unserer Stadtpräsidentin. Aber auch als Gesicht der Stadt bei verschiedensten Events hast du den Anlässen mit deiner Herzlichkeit jeweils einen besonderen Glanz verliehen. So auch, wenn du zum Beispiel bei unserer Afrika-Soirée im Theater Rigiblick dabei warst. Mit anderen Worten, du warst eine perfekte und leidenschaftliche Repräsentantin der Stadt Zürich. Wurde dir das nie zu viel?

Danke für die schönen Worte, liebe Bea, aber ich war nie offizielle städtische Vertretung an Anlässen. Das blieb den Stadtratsmitgliedern sowie Dienstchefinnen und Dienstchefs vorbehalten. Meine Präsenz hat sich ergeben, weil ich mit den Jahren so viele Menschen kannte. Dabei hörte ich oft, dass die Veranstalter:innen Freude hätten, wenn jemand von der Stadt da sei und schaue, was sie auf die Beine gestellt hätten. Ich habe dann jeweils im Büro gerne rapportiert, wie viele Menschen so viel Gutes für die Zürcher Bevölkerung tun. Und nein, mir wurde das nie zu viel. Ich bin eine Gastronomen-Tochter und in einem Landgasthof am Stammtisch gross geworden. Noch heute mag ich es sehr, unter den Leuten zu sein.

Mein Mann war früher Stadtpräsident von Schaffhausen und ich weiss deshalb, wie  glücklich und dankbar er über die – entschuldige den Ausdruck – „Perle in seinem Vor­zimmer“ war, die ihm den Rücken freihielt, die Agenda führte, die Sitzungen koordinierte und wusste, wie viel ihm zugemutet werden konnte. Die Belastung in einer Stadt wie Zürich ist wohl noch um einiges grösser. Was war für dich deshalb die wichtigste Mission bei deiner anspruchsvollen Aufgabe?

Als Erstes habe ich mir bei der Zusammenarbeit mit Corine Mauch geschworen, dass ich die Stadtpräsidentin so unterstützen und entlasten würde, dass sie nie krank oder ihres Amtes überdrüssig wird. So, dass sie eines Tages das Stadthaus verlässt und gesund und fröhlich sagt, das war eine intensive, aber schöne Zeit. Im Vorzimmer hat man diesbezüglich viel Macht, um sich zum Wohl einer Stadtpräsidentin durchzusetzen.

Nun hast du nach 18 Jahren und im Alter von 58 Jahren deine Aufgabe bei der Stadt aufgegeben, um noch einmal etwas Neues zu machen. Das braucht Mut, aber sicher auch einen Plan. Ich weiss nur, dass du dich selbstständig gemacht hast. Welchen Traum möchtest du also noch verwirklichen und wer sind deine Kundinnen und Kunden?

Ich gehe meiner Leidenschaft für Social Media als Content Creator und Influencerin für die Ü 50-Generation nach. Die Bereiche, die ich abdecke, sind Food und Restaurants, Hotels, Reisen und der Ü 50- Lifestyle, also alles vergangene Berufs­bereiche von mir. Dabei arbeite ich mit PR- und Kommunikationsagenturen, mit Restaurants und Hotels teils auch direkt und ich darf bald einen ganz tollen Brand-Ambas­sador-Job im Reisebereich bekannt geben. Und damit ich wirklich nur Jobs annehmen muss, die zu mir passen, arbeite ich noch als Teilzeit-­Office-Manager für einen Jungunternehmer.

Oh, wie spannend. Nun hast du in deiner langen beruflichen Laufbahn sicher auch erlebt, wie wichtig Lob, Wertschätzung und Anerkennung für uns sind. Ich glaube sogar, dass es für Frauen vor allem diese Dinge sind, die uns die Kraft und den Mut geben weiterzumachen. Siehst du das ähnlich?

Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe vor fünf Jahren noch eine Aus­bildung zur systemischen Coachin gemacht, und seitdem weiss ich erst recht, dass Selbstvertrauen und Selbstmotivation die grössten Treiber ohne äusseres Zutun sind. Für mich ist und war immer wichtig, dass mein eigenes Gefühl bei allem stimmt, was ich tue. Ich bekam sehr viel Lob bei der Stadt und von Corine Mauch. Deshalb war es für mich auch selbstverständlich, eine Extrameile zu gehen. Das kommt wohl daher, dass ich schon als Kind im elterlichen Betrieb viel arbeiten und leisten musste. Und ich bin voll bei dir, dass vor allem wir Frauen einander gegenseitig unterstützen, inspirieren und motivieren sollten. Darin liegt eine riesige Antriebskraft.

Liebe Manuela, ich glaube, niemand kennt Zürich so gut wie du, und mit deinen Instagram-Einträgen unter dem Titel „zurich_is_beautiful“ überraschst du deine Follower immer wieder von Neuem. Wo findest du Zürich am spannendsten und gibt es noch etwas Geheimnisvolles oder Inno­vatives, das Zürich Tourismus noch nicht entdeckt hat?

Also ich entdecke täglich Neues in Zürich. Letzthin war es gerade eine wunderschöne Kuppel im Bahnhof Enge. Sie fiel mir vorher noch nie auf. Zürich ist die perfekte Stadt zum Laufen. Einfach gehen und sehen, es gibt so viel zu entdecken. Und dank meines Instagram-Kanals bekomme ich so viele Einladungen zu Neueröffnungen, dass ich meine Follower informativ auf dem Laufenden halten kann. Wenn Einheimische, wie ich, Zürich gegen aussen zeigen, hat das eine tolle Wirkung. Zürich Tourismus hatte vor etlichen Jahren einmal eine Kampagne mit Einheimischen und ich war auch dabei. Das war echt cool. Ich bekomme dauernd Anfragen von Menschen, die nach Zürich reisen und mich nach Tipps fragen. Auch darum bin ich überall zugegen, damit ich ganz vieles persönlich weiss und persönlich kenne.

Also meine Anfrage hast du ebenfalls sicher. Nun führtest du mit deinem ehe­­maligen Ehemann jahrelang das Hotel ­Leonhard. Zudem hast du eine Tochter und drei Söhne zur Welt gebracht – Chapeau! Jetzt habe ich in einem Artikel gelesen, dass du heute das Alleinsein total geniesst, man könnte es fast als Ratschlag aufnehmen: Frauen, bleibt allein, ja kein Mann im Haus. In dieser Beziehung unterscheiden wir uns doch, denn Thomas ist mein vierter Mann und ich glaube, dass man als gutes Team stärker ist. Wie siehst du das?

Jetzt muss ich zuerst einmal laut und lange lachen, Bea. Ich hätte bestimmt auch schon den Mann Nummer zwei, wenn ich denn einen passenden gefunden hätte, aber mit 58 bin ich ja noch jung! Ich war nämlich bereits Ende 26 eine vierfache Mutter und Geschäftsfrau. Und das, was ich jetzt seit zwölf Jahren als Single habe, diese Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, das hatte ich nie zuvor. Deshalb geniesse ich es extrem, einfach zu machen, worauf ich gerade Lust habe. Mir hat mal ein Mann gesagt, ich sei genau die Frau, die keinen Mann braucht. Stimmt, aber auch ich fände es zu zweit schön und bestärkend. Ich habe ein so interessantes Leben, das würde ich gern mit jemandem auf Augenhöhe teilen. Jedenfalls glaube ich immer noch an die Liebe und empfinde mich nicht als hoffnungslosen Fall.

Wärst du eigentlich gern selbst Präsidentin einer Stadt?

Nein, niemals. Ich bin nicht gemacht zur Politikerin. Aber ich wäre gern CHO von Zürich, also Chief Happiness Officer. Das wäre ein toller Job für mich (lacht lange) …

Veröffentlicht am Mai 14, 2024
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