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Das Thema beschäftigt die Menschen ganz offensichtlich. Denn wir waren bei unserem Bargespräch im Ballsaal des Park Hyatt Zürich bis auf den letzten Platz ausgebucht. Nahezu 300 Geschäftsfrauen und -männer folgten unserer Einladung und staunten nicht schlecht. Über die entwaffnende Offenheit der bildhübschen und jungen Kommunikationsleiterin von PKZ/Feldpausch, die freimütig und mutig über ihr Burnout berichtete. Über die Wärme und Ausstrahlung von Regula Straub, ihres Zeichens CEO der Schweizerischen Berghilfe, die den herkömmlichen Karriereweg verliess, um in einer NPO etwas bewegen zu können. Man staunte aber auch über eine ganz neue Seite von Nationalrat Filippo Leutenegger, der nachdenklich wirkte und zugab: „Ja, mein Weggang vom Schweizer Fernsehen war eine Schmach. Das war eine Niederlage, ganz klar.“ Es braucht ganz schön viel Rückgrat, dies vor so vielen Kaderfrauen und Unternehmerinnen so deutlich auszusprechen. Und man staunte über die Angriffslust der ehemaligen Tages-Anzeiger-Mamabloggerin und aktuellen Bestseller-Autorin Michèle Binswanger, die aussprach, was andere sonst nur heimlich denken.
Sophia Zorbas suchte für Sie die schönsten Wortperlen des Abends noch einmal raus. Sie finden den kompletten TV-Mitschnitt dieses und anderer Bargespräche übrigens auf unserem Blog unter „Ladies Drive TV“ unter www.ladiesdrive.tv.
WORTPERLEN
SIMONE SCHÄFER, KOMMUNIKATIONSLEITERIN PKZ/FELDPAUSCH
- „Das Thema Burnout ist für mich ganz normal. Ich denke nicht, dass ich deswegen ein schlechterer Mensch bin. Es ist nicht nur die Arbeit, die mich dazu gebracht hat, sondern mehrere Faktoren, die dazu geführt haben. Ich hätte selbst nie gedacht, dass ich eine Pause brauche. Es waren kleine Dinge, wie zum Beispiel eine Kritik, die mich zum Weinen gebracht haben. Ich bin sehr dankbar für mein Umfeld!“
- „Ich war körperlich so am Limit, dass nichts mehr funktioniert hat. Ging ich morgens zur Arbeit, raubte es mir den Atem. Da musste ich mir eingestehen, dass ich zu Hause bleiben sollte. Danach fängt die Reise an und das ist der schwierige Weg daran. Ich musste mich krankschreiben lassen. Ein Coach hat mir schlussendlich sehr geholfen, den Weg zurückzufinden. Ich bin ruhiger geworden und setze heute klarer Prioritäten.“
- „Das Ganze hat mich sehr geerdet und ich denke, es ist das Beste, was mir passieren konnte. Plötzlich merkst du, dass alles auch ohne dich geht. Am Anfang war das frustrierend. Ich habe gelernt, Verantwortung abzugeben und Aufgaben zu delegieren.“
- „Für mich war das Schwierigste: Wie geht mein Umfeld damit um und fragt jetzt jeder ‘wie geht es dir?’. Ich bin sehr froh, dass man mir wieder eine Chance gegeben hat. Ich bin viel entspannter geworden. Und doch hat man immer im Hinterkopf, dass es wieder dazu kommen könnte. Insgesamt war ich sechs Wochen weg. Ich konnte mich relativ schnell erholen, da meine Kollegen schon sehr früh die Bremse gezogen haben.”
- „Man traut mir heute genau so viel zu wie vorher. Ich liebe meinen Job so sehr, da war klar, dass ich zurückkehren wollte. Das Schwierigste für mich war, an wen wende ich mich jetzt. Ich empfehle vielen Firmen, eine entsprechende Anlaufstelle einzurichten.“
- „Die ersten drei Wochen, also das wieder ‚Runterkommen‘, waren sehr schwierig. In meinen Fall noch etwas speziell, denn meine Assistentin hatte mich ja damals nach Hause geschickt. Ich fühle mich indes heute wohler mit mir selber. Ich bin fit und topmotiviert und weiss nun, dass ich auch ein Privatleben habe.“
REGULA STRAUB, CEO SCHWEIZERISCHE BERGHILFE
- „Ich habe bei UBS angefangen, als mein jüngster Sohn knapp 1-jährig war. Er ist unterdessen 19. Meine Älteste ist 24 und dazwischen habe ich noch einen 22-Jährigen. Meine Kinder haben es gar nie mitbekommen, dass ich nicht gearbeitet habe.“
- „Ich habe so viel erreicht in meinem Leben, da wollte ich einfach etwas anderes. Meine Arbeitsstellen habe ich immer geliebt, trotzdem habe ich mir mal überlegt, was ich im Leben noch erreichen möchte.
- Heute habe ich wirklich mit Menschen und Familien zu tun, die Pläne haben. Das finde ich ganz, ganz toll und da stehen ganz andere Schicksale dahinter. Wenn ich da etwas beitragen kann, dann habe ich mehr Befriedigung, als dies früher der Fall war.“
- „Ich muss sagen, dass ich es einfach mit der Zeit satt hatte, dass man immer kämpfen muss. Ich mag es nicht, wenn man das Gefühl hat, ein anderer steckt dir das Messer in den Rücken, wenn du dich umdrehst. Auch in einem grossen Unternehmen kann man die Ellbogen einsetzen, aber doch auf eine faire Weise.“
- „Es ist schwierig, wenn man von der Sicherheit, also dem sicheren Weg einen Schritt ins Unsichere macht. Der Entscheid, eine Auszeit zu nehmen, hat enorm Mut gebraucht. Aber das hat mir gezeigt, dass einiges nicht gestimmt hat.“
- „Inzwischen bewundert mich mein Umfeld. Ich fühle mich sehr zufrieden und mache meinen Job sehr, sehr gerne. Ich habe mehr Freiheiten und Handlungsspielraum. Die Momente, die mich am glücklichsten machen, sind die, wenn ich in den Bergen bin und ein Gespräch habe mit einem unserer Gesuchssteller und dieser einfach voller Leidenschaft von seinem Projekt schwärmt.“
FILIPPO LEUTENEGGER, UNTERNEHMER, TV-IKONE, VERLEGER, NATIONALRAT
- „Zu Beginn fühlte ich mich unter so vielen Frauen sehr wohl, jetzt habe ich ein bisschen Herzklopfen.“
- „In der Politik gibt es viel Frust. Das hat mich gelehrt, viel Geduld zu entwickeln. Ich habe es am Anfang mehr als Karriereschritt gesehen und in den letzten Jahren habe ich derweil eine ganz neue Zuneigung zu unserem Land gefunden.“
- „Das lachende Auge überwiegt, ich bin tendenziell ein fröhlicher Mensch. Das heisst aber nicht, dass ich nicht deprimiert sein kann.“
- „Alles was ich machen konnte, habe ich realisiert beim Schweizer Fernsehen. Ich hatte übrigens kein Problem mit Schellenberg, er hatte eines mit mir. Ich habe fürs Leben gerne moderiert. Ich habe natürlich auch Fehler gemacht, weil ich mit dem „Grind dur d’Wand han welle“, aber das ist immer so, wenn man seine Vorstellungen und Visionen hat. Dann kam es zum Knatsch, den ich persönlich noch etwas beschleunigt habe. Ich habe gesehen, dass es so nicht mehr geht. Ich wäre heute noch beim Fernsehen, weil ich es so gerne gemacht habe.“
- „Es ist sehr unangenehm, wenn die ganzen Medien über einen berichten. Ich bin kaum mehr aus dem Haus gegangen und habe die Zeitung auch nicht mehr gelesen. Das tut echt weh, ich wollte das nicht sehen. Da muss man einen Teil verdrängen können, das hält man ansonsten nicht aus. Das war eine sehr traurige Zeit.“
- „Die Familie spielte eine grosse Rolle, um das alles zu verarbeiten. Meine fünf Kinder sind mit Abstand das Beste, was ich bis heute mitmachen konnte. Die Kinder sind für mich heute fast wichtiger geworden. Wir konnten uns in Zürich ein kleines Biotop schaffen, wo wir sehr viele Kinderkrippen und Horte haben. Das Schönste für mich ist, wenn ich in einen Hort komme und 20 Kinder um mich habe. Dann weiss ich, dass sich alles gelohnt hat.“
- In Zürich hat mir das immer ein bisschen gefehlt, diese Wärme. Deswegen müssen bei mir auch immer Palmen stehen, wo ich wohne.“
- „Ich würde gerne eher in einem Entwicklungsprojekt etwas machen. Das habe ich bisher noch nicht gemacht. Karriere ist für mich auch immer eine Frage der Betrachtung. Ich suche noch ein Herzensprojekt, ich bin noch am Suchen.“
MICHÈLE BINSWANGER, JOURNALISTIN, BLOGGERIN UND BESTSELLER-AUTORIN
- „Ich habe den Mama-Blog abgegeben und schreibe nun einen Gender-Blog. Viele Frauen sind sich nicht bewusst über die Konsequenzen. Wenn sie ein Kind kriegen, sind sie durcheinander, geben alles auf und bleiben zuhause.“
- „Wenn man gerne arbeitet, dann sollte man früh genug planen. Frauen machen es sich oft leicht und denken, weil der Mann mehr verdient, soll er doch einfach arbeiten gehen. Wenn eine Frau dann aber nach 10-15 Jahren wieder in einer Beruf einsteigen will, hat mannicht mehr die tollen Möglichkeiten.“
- „Kinder sind ein Karrierestopper – aber: Es kommt darauf an, wie man es regelt. Man rutscht oft in traditionelle Rollenmodelle und kommt dann in eine Situation, die man gar nicht wollte.“
- „Beim Bloggen wird man oft auch persönlich angegriffen, da wir auch über Persönliches schreiben. Zum Teil muss man das einfach wegwischen – und weitermachen.“
- „Es kam auch viel Kritik, ich sei eine Rabenmutter, Emanze oder liebe meine Kinder nicht richtig, weil ich viel arbeite. Das hat mich aber nicht so getroffen, denn keiner weiss, wie viel Zeit ich überhaupt mit meinen Kindern verbringe. Ich kann aber sehr gut zu dem stehen. Natürlich habe ich oft ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich so oft gearbeitet habe. Aber ich fühle mich nicht als Rabenmutter.“
- „Ich wünsche den Frauen mehr Sex und dass Sie mehr Leidenschaft entwickeln. Für die Schweiz wünsch ich mir, dass man ein bisschen fortschrittlicher wird und nicht mehr so konservativ denkt.“