Aktuell beklagen sich viele Unternehmen, dass der Schweizer Arbeitsmarkt nicht über ausreichend qualifizierte, vielfältige weibliche Talente verfügt. Mit einem Anteil von 44 Prozent Frauen in nichtleitenden Positionen ist die Ausgangslage gut, und die Unternehmen verfügen bereits über die vielfältigen Talente, die sie benötigen, so der Gender Intelligence Report 2022. Das Problem liegt allerdings darin, dass Frauen im oberen Management mit einem Anteil von 17 Prozent deutlich unterrepräsentiert sind.
Dabei ist das weibliche Potenzial bei den Talenten nicht das wahre Problem, sondern die Durchlässigkeit an der sogenannten „gläsernen Decke“ oder anders formuliert: in der Talent-Pipeline, welche Frauen auf ihrem Karrierepfad ausbremst. Langzeitstudien zeigen, dass das Machtgefälle zwischen weiblichen und männlichen Vertretern mit jeder nächsten Kaderstufe zunimmt. Ein wichtiger „Karriere-Booster“ für die Beförderung von Frauen in die nächsthöhere Hierarchiestufe wäre hierbei die Übernahme von Personalverantwortung und -budget. Unglücklicherweise suchen sich Frauen allerdings zu häufig Positionen in Experten- oder Administrationsfunktion aus, welche die Wahrscheinlichkeit verringern, auf der Karriereleiter aufzusteigen. Ihr Risiko steigt somit stark an, auf der unteren bzw. mittleren Kaderstufe steckenzubleiben.
Gründe, von der Karriereleiter zu fallen
Neben der Auswahl zwischen einer Kaderposition mit Personalverantwortung/-budget und jener ohne Personalverantwortung/-budget liegen weitere vielfältige Gründe vor, weshalb Frauen bei Beförderungen nicht berücksichtigt werden bzw. von der Karriereleiter fallen.
Insbesondere erschwert die oft familienbedingte Doppelbelastung – häufig verbunden mit einer Teilzeitbeschäftigung – in der mittleren Lebensphase das berufliche Weiterkommen sowie das notwendige Unternehmertum. Zusätzlich fehlt es in der Schweiz an weiblichen Vorbildern – sogenannten „Role Models“, um soziale und gesellschaftliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Zahlreiche Initiativen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der erneute Vorstoss zur Individualbesteuerung oder auch das bildungspolitische Engagement für mehr Frauen in MINT-Ausbildung sollen die Situation verbessern.
Weitere Gründe habe ich gemeinsam mit Dr. Fabienne E. Meier von Knight Gianella & Partner AG an unseren Seminaren/Workshops während der letzten zwei Jahre von den Teilnehmerinnen abgefragt und mit den Erkenntnissen aus der Knight Gianella VR-Umfrage 2021/22 und 2022/23 kombiniert. Die meistgenannten Stolperfallen sind:
- Positionierung – Linienerfahrung, Personalverantwortung und P&L-Erfahrung; gezielte, massgeschneiderte Investition in die Karriere
- Mindset – Erwartungshaltungen; Erfahrungen; Unternehmenskultur; Vorbilder; Prioritäten und mangelnde Zeit für Businessthemen aufgrund von Kinderbetreuung, Angehörigenpflege oder Privatleben
- Visibilität – Sichtbarkeit zu Themen, Stakeholder-Management nach „oben“, Teilnahme an relevanten Businessnetzwerken
- Voraussetzungen – Klärung innerhalb der Partnerschaft zu gewünschten Lebensmodellen, beruflichen Plänen, Karrierewünsche und Aufteilung der Kinderbetreuung
- Auftritt – Kommunikation auf Augenhöhe; Vertrauen; Verlässlichkeit
Wirksame Strategien für den Aufstieg auf der Karriereleiter
Ich unterteile die strategischen und erfolgswirksamen Aktivitäten rund um die Karriereplanung in die Grundvoraussetzungen und in die erweiterten Voraussetzungen.
Zu den Grundvoraussetzungen für eine Karriere zählen:
1. Bauen Sie Ihre eigene Positionierung auf:
Besitz eines relevanten Fachthemas: Je mehr fachliche und aktuelle Expertise Sie zu einem wirtschaftsrelevanten Thema besitzen und je ausgewiesener Ihre Führungskompetenzen sind, umso besser können Sie sich in diesem Umfeld positionieren.
2. Gewinnen Sie durch Ihr aktives Mindset:
Informieren Sie sich über die Talent-Pipeline in Ihrer Organisation. Klären Sie ab, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, um in die Talent-Pipeline aufgenommen resp. nominiert zu werden. Senden Sie klare Signale, dass Sie ein langfristiges Interesse an Ihrer Karriere-Entwicklung haben. Informieren Sie sich über mögliche offene, strategisch relevante Positionen und wie die Spielregeln sind, um dorthin zu kommen.
3. Erhöhen Sie Ihre Visibilität:
Finden Sie Ihren „Unique Selling Point“ (USP), welcher Sie von der Konkurrenz differenziert. Ein strategisches Kompetenzportfolio unterstützt Sie in der thematischen Visibilität und ist gleichzeitiger Leistungsausweis. Ein wirkungsvolles Selbst-Marketing ist zentral.
4. Schaffen Sie die Voraussetzungen in der Partnerschaft:
Klären Sie im Vorfeld einer festen Partnerschaft ab, ob Ihr Partner/Ihre Partnerin Sie in Ihrer Karriere aktiv unterstützt: Nur starke Partnerschaften mit fairer Aufgabenaufteilung und einer nachhaltigen Unterstützung ermöglichen erfolgreiche Karrieren. Dazu gehören auch flankierende Massnahmen und die Verteilung der Rollen auf mehrere Schultern.
5. Arbeiten Sie an Ihrem Auftritt und Ihrer Kommunikation in drei Schritten:
- Stilsicherer Auftritt: Legen Sie Wert auf Ihre Persönlichkeit mit Format und achten Sie stets auf Ihr gepflegtes Erscheinungsbild. Langzeitstudien belegen, dass diejenigen, die über Beförderungen entscheiden, sich eine entsprechend gekleidete Mitarbeiterin besser als Führungspersönlichkeit vorstellen können als die Mitarbeiterin, die sich nicht an diese ungeschriebenen Gesetze hält.
- Verlässliches Verhalten und Authentizität machen Sie zu einer selbstbestimmten Partnerin, die bei Entscheidungen von strategischer Relevanz konsultiert wird. Sie erfahren auf diese Weise, welche Themen auf C-Level mit besonders hoher Relevanz diskutiert werden.
- Vermitteln Sie Ihre Kompetenzen selbstbewusst und zielgerichtet in Form eines „Elevator Pitchs“. Es ist ein steter Balanceakt zwischen Selbst-Marketing und Selbst-Darstellung, welche negative Effekte auf die Karriere hat. Deswegen sollten sich Bewerberinnen für eine Führungsposition vor Beginn des Prozesses u. a. die folgenden Fragen beantworten:
- Was motiviert und qualifiziert mich für eine Führungsposition?
- Welche Führungsprinzipien zeichnen mich aus?
- In welchem kulturellen Umfeld kann ich mich am besten entfalten?
- Kann ich neben meiner Fachexpertise meine zwischenmenschlichen und transversalen Kompetenzen richtig einsetzen?
Zu den erweiterten Voraussetzungen für eine Karriere zählen:
1. Signalisieren Sie die Bereitschaft, eine Extra-Meile zu gehen:
Je grösser die Bereitschaft ist, sichtbare und strategisch relevante Tätigkeiten auszuüben und die Extra-Meile zu gehen, umso hilfreicher ist dies für den Aufstieg auf Ihrer Karriereleiter.
2. Lernen Sie Topmanagement-Kompetenzen kennen:
Antizipieren Sie die unausgesprochenen und selbstverständlichen Spielregeln auf Topmanagement wie im Geschäftsleitungsgremium und spielen Sie im richtigen Netzwerk. Dazu gehören auch die Investoren.
3. Haben Sie Mut zur Entscheidung:
Wenn sich Ihnen eine Chance für eine Beförderung anbietet, dann seien Sie mutig und entscheiden Sie sich für die neue Herausforderung. Ansonsten war die Vorarbeit umsonst und Sie fallen für längere Zeit von der Karriereleiter. Diese Spielregeln sind übrigens auch für Männer relevant, welche den Weg ins Topmanagement schaffen wollen.
Als Partnerin bei mindyourstep verfüge ich, wie auch meine zwei Founding-Partner Jan Keller und Ruedi Wötzel, über viele Jahre Erfahrung als erfolgreiche Top-Executive und Mitglied von Geschäftsleitungen und bin bestens vertraut mit den heutigen Herausforderungen, den unterschiedlichen Erwartungshaltungen, den unausgesprochenen „Spielregeln“ und dem gestiegenen Leistungsdruck.
Neben dem individuellen Executive Career Sparring begleite ich insbesondere Unternehmen, mit dem Ziel, mehr Frauen in das obere bzw. Top-Kader zu entwickeln. In kleinen und persönlichen Inhouse-Workshops mit ca. zehn weiblichen Top-Talenten identifizieren wir die Hindernisse für eine Karriere. Dabei setzt mindyourstep auf eine ausgewogene Mischung aus Vortragsmodulen (Erläuterung von Konzepten und Wissenstransfer), Übungen zur Selbstreflexion und viel Praxisarbeit in Gruppen- und Tandemkonstellationen mit dem Ziel, Vertrauen aufzubauen, mögliche Karrierepfade zu entdecken und für sich abzustecken, Kreativität und Lösungsansätze „outside the box“ zu fördern, Freude am konstruktiven Diskurs für die weibliche Karriere im Unternehmen zu wecken und sich gegenseitig bei der erfolgreichen Entwicklung zu unterstützen.
In der Gruppe diskutieren wir den „Preis der Karriere“ und die Bereitschaft zur Selbstorganisation im privaten Bereich. Gemeinsam evaluieren wir, welche Unterstützung Talente benötigen, um die sogenannte „gläserne Decke“ zu durchdringen, potenzielle Hemmfaktoren für ihre Karriere aufzudecken und eine persönliche Erfolgsstrategie zu entwickeln. Die Mitarbeiterinnen sollen proaktiv in ihren individuellen Karriereplan eingebunden werden, um bessere und nachhaltigere Ergebnisse zu erzielen.
Fazit: „Das Executive Career Sparring & Positioning schärft den Blick für die eigene Karriere, eröffnet neue Perspektiven und ist ein wertvoller Beitrag für die erfolgreiche Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Zielsetzungen. Insbesondere Inhouse-Workshops mit weiblichen Top-Talenten, in welchen mögliche unternehmensspezifische Karrierehindernisse ermittelt und umsetzbare Lösungen erarbeitet werden, verbessern die Durchlässigkeit in der Talent-Pipeline für mehr Frauen im oberen /Top-Kader nachhaltig.“
Dr. Daniela Haze Stöckli von mindyourstep und Dr. Fabienne E. Meier von Knight Gianella bieten beim ZfU-Zentrum für Unternehmensführung das Seminar „Karriereplanung für angehende Verwaltungsrätinnen und weibliche GL-Mitglieder“ an. Der Fokus wird auf die Positionierung oberhalb der gläsernen Decke von börsenkotierten und grossen, nicht börsenkotierten Schweizer Unternehmen gelegt. Die Teilnehmerinnen lernen, die Hemmfaktoren für eine bessere Gender Diversity einzuschätzen, und wissen, was nötig ist, um sich in Geschäftsleitungen oder als Verwaltungsrätinnen zu behaupten und erfolgreich zu agieren. Eine offene Diskussion über den Preis der Karriere, die Präsenz in Businessnetzwerken und die C-Level-Kommunikation sind dabei zentral. Mehr dazu auf: www.zfu.ch/go/kvg
Sind Sie interessiert, Ihre Karriere oder Ihre weibliche Talent-Pipeline mit uns zu reflektieren und neue Impulse zu setzen? Als kompetente Partnerin erarbeite ich mit Ihnen im Programm Executive Career Sparring & Positioning Ihren überzeugenden Auftritt. Treten Sie eine neue Funktion an, begleite ich Sie als externe, businesserfahrene Sparringspartnerin im Prozess der „ersten 100 Tage“. Dieses auf Ihre Bedürfnisse massgeschneiderte Programm wird von Unternehmen und Mitarbeitenden gleichermassen hoch bewertet. Nehmen Sie mit uns Kontakt via www.mindyourstep.ch auf.
Ich freue mich, Sie in einem unverbindlichen Erstgespräch persönlich kennenzulernen.
Dr. Daniela Haze Stöckli
ist Partnerin bei mindyourstep und begleitet Führungskräfte, CEOs und Verwaltungsräte sowohl in beruflichen als auch persönlichen Entwicklungsprozessen. Future Skills und Diversität zählen dabei zu ihren Schwerpunkten. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Söhnen im Teenager-Alter und selbst ein Rollenmodell für eine weibliche Karriere unter Vereinbarkeit von Beruf und Familie.