Dir ist das sicher auch schon aufgefallen: In den letzten Jahren geht es überall nur ums Machen.
Hier ein Workbook, da ein Umsetzungsplan, dort ein Ziel, das erreicht werden soll. Ich höre mich selbst immer wieder sagen – gerade wenn es um Personal Energy Management geht: Es reicht nicht, die Übungen zu kennen und zu wissen, wie sie funktionieren – die einzige Möglichkeit, etwas zu ändern ist, wenn du die Energie-Übungen auch machst.
Aber ist das wirklich so? Müssen wir wirklich immer alles machen? Zählt der Gedanke allein nichts mehr, sondern nur mehr das, was getan und umgesetzt wurde?
Prinzipiell natürlich schon. Wir wollen ja alle was erreichen im Leben und einen Unterschied machen. Im Idealfall haben wir im Laufe unseres Lebens etwas dazu beigetragen, damit wir die Welt als einen besseren Ort hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben. Das ist für viele von uns ein Treiber. Ein Treiber, der uns auch ganz schön in Atem halten kann. Ein Treiber, der uns aus unserer Komfortzone (sorry – ich kann das Wort auch schon nicht mehr hören 😊) bringt, und ein Treiber, der uns dazu anhält, Schwierigkeiten zu überwinden und manchmal bis zum Äussersten zu gehen.
Ich kenne all das aus meiner eigenen Geschichte. Alles begann, als ich sechs Jahre alt war und ich mit meinem Bruder gemütlich auf dem Sofa gelegen bin. Wir haben beide gelesen und es genossen, in die Welt unserer Bücher einzutauchen. Dann ist meine Grossmutter aufgetaucht und hat total mit mir geschimpft, weil ich ihr nicht helfe, da sie doch so viel zu tun hat. Zu meinem Bruder hat sie damals übrigens nichts gesagt, aber ich war viel zu überrascht, um das überhaupt zu bemerken. Von da an hatte ich weniger Zeit zu lesen, da meine Grossmutter und meine Mutter natürlich immer etwas zu tun hatten und ich mich immer verpflichtet fühlte, ihnen zu helfen. Sprüche wie: „Wer rastet, der rostet“ säumten meinen Weg, und so war es für mich nach einiger Zeit „normal“, immer etwas zu tun. Wer braucht schon Pausen?
Nach Jahren im „Doing-and-Making-Mode“ fällt es mir relativ schwer, in den „Relax-und-Pausenmodus“ zu kommen. Es gibt schliesslich immer etwas, was ich tun könnte, sei es für meinen Corporate Job, mein eigenes Business, meine Familie oder im Haushalt. Ich sehe die Sachen auch immer, die ich eigentlich machen könnte oder sollte, und es fällt dann schon oft schwer, einfach wegzuschauen.
Vom Kopf her weiss ich ja, dass mir Pausen guttun und dass ich es auch verdiene, einfach mal nichts zu tun oder etwas nur zu tun, weil es gerade Spass macht. Aber es hat dann doch einige Zeit gedauert und es mussten einige interne Widerstände überwunden werden, damit ich die Zeit für Pausen auch wirklich geniessen konnte. Denn nur dann bringen sie auch wirklich etwas.
Bin ich deswegen weniger eine Makerin? Mitnichten.
Ich bin fokussierter, produktiver und effizienter. Weil ich eben für mich entschieden habe, dass ich nicht alles machen muss, sondern mich auf das konzentriere, was mich meinen Zielen näherbringt.
Und dann habe ich noch eine grosse Veränderung in meinem Leben vorgenommen. Ich, die Queen der To-do-Listen, habe mich davon verabschiedet. Für mich war es immer sehr hilfreich, alles was ich tun sollte, aufzuschreiben, damit es aus meinem Kopf draussen ist und dort nicht mehr unnötigen Speicherplatz belegt. Sobald es auf einer Liste stand, war ich sicher, dass ich es nicht mehr vergessen werde.
Und ja, es ist ein gutes Gefühl, Punkte, die erledigt sind, von der Liste zu streichen. Aber jetzt mal ehrlich – meistens kommen während des Tages mehr Punkte auf der Liste dazu, als du streichen kannst, oder? Ist das nicht auch manchmal frustrierend und gibt dir das Gefühl, dass es niemals aufhört? Dass du niemals fertig wirst? Denn allein schon dieses Gefühl kann dir viel Energie rauben.
Deshalb habe ich angefangen, „To-be-Listen“ zu schreiben. Was ich damit meine?
Bei den To-be-Listen geht es nicht mehr darum, was ich alles tun soll, denn eigentlich wissen wir das ja eh alle. Sondern es geht viel mehr darum, aufzuschreiben, wer ich SEIN möchte. Dabei stelle ich mir Fragen wie:
- Welche Energie möchte ich heute in mein Leben bringen?
- Wie möchte ich den Tag gestalten?
- Mit welcher Energie möchte ich meine Dinge heute tun?
- Wer möchte ich sein?
- Wie möchte ich sein?
- Was möchte ich erleben?
- Woran möchte ich mich erinnern?
Stell dir diese Fragen in der Früh, wenn du aufstehst, wenn du im Badezimmer bist, wenn du unter der Dusche stehst oder das Frühstück für deine Familie herrichtest.Und dann schau mal, wie sich das anfühlt, im Vergleich dazu, wenn du im Kopf bereits deine To-do-Listen für den Tag durchgehst und dich stresst, was du heute alles erledigen musst.
Wir brauchen uns hier auch nichts vormachen, natürlich müssen Dinge erledigt und Sachen gemacht werden. Durch diesen Shift mit deiner To-be-Liste erledigst du aber all das mit einer anderen Energie. Einer selbstbestimmten und empowernden Energie.
Wir sind schliesslich keine Maschinen, die immer nur machen sollen, sondern wir dürfen auch sein! Gib dir einfach die Erlaubnis dafür. Nicht nur du selbst, sondern auch dein Umfeld werden deine veränderte Energie spüren. Für mehr Menschlichkeit und Energie in unserer Welt.