Ein Spitzenjob

Text: Claudia Gabler
Fotos: Dominic Steinmann

Ladies Drive: Liebe Bettina, welche Rolle spielt Lingerie in deinem Leben?

Bettina Albiez: Ich liebe Lingerie! Lingerie ist mit vielen Emotionen verbunden. Dessous sind das Erste, mit dem man morgens in Berührung kommt, und das Letzte, das man abends auszieht. Sie geben einem ein gutes Gefühl, die ganze Zeit über. Oft knüpfen sich an Dessous auch schöne Erinnerungen. Was mich fasziniert, ist die Bandbreite an Möglichkeiten – mir geht das Herz auf bei toller Spitze, Seide, Stickereien – aber auch bei einem richtig komfortablen BH, der einen durch den Tag begleitet. Den Zauber macht das kleine Geheimnis, das Lingerie so mit sich bringt. Wenn man ein Businessoutfit trägt, kann die Lingerie darunter ganz anders aussehen – je nachdem, was frau an dem Tag noch vorhat. Dass Lingerie richtig gut sitzt – daran arbeiten wir täglich mit viel Herzblut.

Beldona ist in der Schweiz Marktführer in den Bereichen Dessous und Bademode. Wie erklärst du dir den seit 60 Jahren anhaltenden Erfolg?

Ein wichtiger USP ist unsere Nähe zur Kundin, die wir mit unseren 66 Filialen schweizweit leben. Unsere Stärke ist die persönliche Beratung. Unsere geschulten Verkaufsberaterinnen gehen auf jede Kundin individuell ein und sorgen dafür, dass sie sich bei Beldona wohlfühlt. Neben diesem ver- trauensvollen Verhältnis schätzen unsere Kundinnen den attraktiven Sortimentsmix aus Marken und Eigenmarken. Auch tauschen wir uns regelmässig mit dem Verkauf aus. Damit erhalten wir offenes Feedback von der Front, wo die Bedürfnisse liegen und was besonders gut gefällt. Als schlanke und agile Organisation können wir schnell und flexibel reagieren.

Du bist für Design, Produktentwicklung und Einkauf verantwortlich – und somit massgeblich an diesem Erfolg beteiligt. War das schon immer ein Traum von dir?

In meiner Verantwortung fliessen meine Erfahrung im Bereich Betriebswirtschaft und Design und mein technischer Background bezüglich Materialien und Passformen zusammen. Das hat mich an Beldona begeistert. Ich muss die KPIs im Blick haben und dafür sorgen, dass eine Kollektion sowohl stilistisch, konzeptionell, aber auch kommerziell erfolgreich ist. Zudem habe ich die Möglichkeit, nah am Produkt und an den Materialien zu sein. Wir haben einen sehr guten Austausch im Team. Wir sind schliesslich (fast) alle Frauen! Wir diskutieren Themen, verwerfen sie wieder, kreieren daraus eine noch bessere Idee – das ist eine Kultur, die mir sehr entspricht. So kleine und zarte Produkte brauchen einen starken Designaspekt und gleichzeitig eine grosse Produktexpertise, die wir in unserem Team vereinen. Ich könnte mir keinen besseren Job vorstellen!

Was fasziniert dich noch an der sinnlichen Welt der Dessous?

Ich habe bei jeder neuen Kollektion Herzen in den Augen. Gleichzeitig ist die Angst vor der Vollendung stets mein Begleiter – das ist so, wenn man die Perfektion sucht (lacht). Faszinierend finde ich das Spektrum von total verführerisch bis hin zum perfekt sitzenden Basic-BH. Dessous haben die Kraft, unser Selbstbewusstsein positiv zu beeinflussen. Wichtig ist uns, dass sich frau nicht an die Dessous anpassen muss. Es gibt für jeden Körper und alle Kurven schöne Dessous. Wir bei Beldona lieben alle Körperformen! Wir setzen uns mit der Vielseitigkeit der Frauen auseinander. Der Alltag von Frauen ist unterschiedlich. Aber auch nachts und auf dem Sofa wollen wir mit wunderschöner Nachtwäsche, Seidenpyjamas und Loungewear gut angezogen sein.

Am Hauptsitz in Baden lässt du viermal jährlich neue Kollektionen entstehen. Woher nimmst du deine Inspiration?

Wir besuchen Trendseminare und Fachmessen in den europäischen Metropolen, informieren uns auf Social Media und in Magazinen. Die Ent- wicklung der Oberbekleidung hat Auswirkungen auf die Dessous, die man darunter trägt. Unser Designteam bereitet diese Kontextualisierung vor. In Brainstorming-Meetings besprechen wir die Makrotrends. Das Frauenbild entwickelt sich. Wir befinden uns in einer Phase, in der Natürlichkeit und natürliche Silhouetten eine grössere Rolle spielen. Das heisst aber nicht, dass wir jetzt nur noch Bralettes machen, sondern auch BHs mit Bügel und Schalen mit formender und unterstützender Funktion anbieten. Aber formende Wäsche bedeutet nicht wie vor ein paar Jahren, dass man sich z. B. einen riesigen Push-up umschnallen muss. Heute unterstützen feine und weiche Cups die Brust, die ganz leicht sind. Auch grössere gesellschaftliche Themen haben Einfluss auf Wäschetrends. Der Trend zum Rückzug ins Private und auch der Trend zum Homeoffice haben z. B. einen grossen Einfluss auf die Loungewear. Weiche und haptische Materialien, strukturierte Oberflächen sowie Strick rücken stärker in den Vordergrund.

Wie arbeitet ihr zusammen, um stets neue stilvolle, trendige, sinnliche und bequeme Dessous zu entwickeln und Frauen zu begeistern?

An unserem Hauptsitz arbeiten 70 Frauen aller Altersgruppen und in unterschiedlichen Lebenssituationen. Das reflekiert schon einmal ein grosses Spektrum. Alle sind in den Entstehungsprozess involviert. So ergeben sich viele Inputs. Gemeinsam mit den Einkäuferinnen und Designerinnen definieren wir die neue Kollektion. Während diese Bereiche in anderen Firmen streng getrennt sind, arbeiten sie bei uns eng zusammen. Daraus entstehen gute Diskussionen und Produkte. Was mir besonders am Herzen liegt: Wir haben eine sehr gute Produktentwicklung. Jedes Teil wird anprobiert. Wir machen viele Tragetests an echten Frauen. Ein BH besteht aus bis zu über 30 Teilen. Das ist Millimeterarbeit – und macht schlussendlich den Unterschied von Dessous zu Dessous, die wirklich gut sitzen. In dem Prozess steckt viel Dynamik und Liebe zum Detail. Man darf Frau sein und träumen – und klarerweise kommt auch der Businessteil dazu. Das Spiel aus Kreativität und Zahlen ist manchmal eine Herausforderung, aber unsere Gestaltungsräume sind grösser geworden. Das nehmen wir mit Freuden wahr!

Was ist das Schönste an deinem Beruf?

Ich könnte mir keine schönere Produktwelt vorstellen! Die Textilindustrie ist sehr fordernd. Aber solange ich Herzklopfen habe und mich wie frisch verliebt fühle, wenn wir eine neue Kollektion präsentieren, ist es für mich das absolut Richtige – das richtige Produkt, Team und Unternehmen – das ist sehr kostbar!

 

Hintergrundinformationen:
97% Frauenanteil: 353 Mitarbeiter arbeiten bei der Schweizer Nummer eines für Dessous und Bademode Beldona. 343 davon sind Frauen.

54% des Umsatzes erwirtschaftet Beldona mit Eigenmarken, kreiert von Bettina Albiez und ihrem Team.

Weiterführende Informationen:
www.beldona.ch

 

 


 

Veröffentlicht am März 27, 2019

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