Monika Walser
Monika Walser begann ihre Karriere als Damenschneiderin. Mediale Aufmerksamkeit erhielt sie erstmals in ihrer Kommunikationsfunktion bei Swissgrid, dem Schweizer Übertragungsnetzbetreiber.
2010 wurde sie CEO des Taschenherstellers Freitag, bevor sie 2014 die traditionsreiche Möbelmanufaktur de Sede übernahm. Heute ist sie nicht nur Geschäftsführerin des Unternehmens, sondern auch Teilinhaberin.
Soft-Rebellion
Ich lasse mir selten und nur ungern etwas aufzwingen! Während der Zeit, als de Sede im Lockdown war, nutzten wir die Zeit, um die Manufaktur aufzuräumen und vor allem, um in Ruhe über neue Ideen nachzudenken und diese dann auf den Weg zu bringen. Wir haben „Carry on“-Hocker und passende Tischchen entwickelt und noch 2020 auf den Markt gebracht. Damit das Ganze nicht allzu trocken ausfiel, haben wir zusammen mit den Draft Brothers sogar einen de-Sede-Gin kreiert. Den Gin mit einem Ledergeschmack zu versehen schien uns anfänglich eine gute Idee zu sein – doch auch nach längerem Tasting fiel dieser zuerst etwas sonderlich aus. Mittlerweile haben wir einen sehr beliebten Geschmack ohne Leder gefunden und den Gin auch gelauncht. Und wenn ich so zurückblicke auf all dies, hat der Lockdown unser Team zusammengeschweisst, obwohl wir uns kaum sehen konnten. Seit letztem Mai haben wir alle Mitarbeitenden wieder voll im Arbeitsprozess drin und sind nach einer Anpassungsphase kaum mehr durch die Restriktionen eingeschränkt.
In mir habe ich sehr oft den hinterfragenden Rebellen gespürt.
Ich habe begonnen, alles noch mehr zu durchleuchten und zu hinterfragen, wollte die Logik hinter Entscheidungen von Behörden für mich und alle anderen verstehen. Auch bin ich mir selbst und meinen eigenen Bedürfnissen gegenüber noch einmal eine Stufe bewusster geworden und lebe meine Grundsätze intensiver aus. Dafür bin ich dankbar.
Freiheit ist für mich immer noch das wichtigste Gut im Leben, und zwar die geistige Freiheit, und dies mit allen Konsequenzen. Daran hat sich nichts geändert. Ich hab das 2019 so gesehen und sehe das noch heute im Jahr 2021 so.
Dass ich mich indes nicht mehr ungezwungen, ungeplant und ungefragt irgendwo hin bewegen kann – das mag ich so gar nicht. Da wir allerdings glücklicherweise sehr viel Arbeit haben, spüre ich, ausser den fehlenden Restaurantbesuchen, keinen wirklich grossen Unterschied. So gesehen ist es für mich eher so, dass ich dankbar bin für das „mehr“ an Zeit für mich selbst, um mich wieder auf mich konzentrieren zu können und darauf, was mir wirklich wichtig erscheint.
Was diese Zeit mit uns allen machen wird? Ich hege eine Hoffnung. Dass es das Bewusstsein der Menschen stärkt. Zumal ist hier der Wunsch Vater des Gedanken.