270’000 Menschen vertrauen ihrer Methode. Und es werden immer noch mehr. Uns hat sie von den Stolpersteinen und den Highlights auf ihrem spannenden Karriereweg erzählt.
Als kleines Mädchen wollte sie eigentlich mal Meeresforscherin werden – wahrscheinlich inspiriert durch die damals beliebte Serie „Flipper“, wie sie selbst lächelnd zu Beginn unseres Gesprächs verrät. Ein Beruf, der sie sicher auch glücklich gemacht hätte. Aber Gabriela Kieser entschied sich anders – und studierte Medizin. Es war eine Zeit, in der sich die Weichen für ihr Leben stellen sollten. Denn schon im Alter von 19 Jahren lernte sie ihren mann, Werner Kieser, kennen und lieben. er war es auch, der ihr Krafttraining als gesundheitsförderndes Element nahebrachte. Die quirlige Rothaarige zu den Anfängen: „Ich erkannte, dass das etwas sehr Sinnvolles ist und grosses Potenzial für die Gesundheit der Menschen hat.“ Das war zu einer Zeit, als Krafttraining noch ausschliesslich mit Bodybuilding gleichgesetzt wurde. Obwohl sie eigentlich in der Psychiatrie tätig sein wollte, packte sie die Leidenschaft für den menschlichen Bewegungsapparat und sie wollte sich nach ihrem Studium auf physikalische Medizin und Rheumatologie spezialisieren. Werner Kieser entwickelte just in dieser Zeit neue Maschinen und Trainingsmethoden für Patienten mit Rückenschmerzen und begann also als grosser Innovator seiner Zeit, den eigenen Trainingsbetrieb auszubauen. An eine Zusammenarbeit hatte das Paar anfangs nicht gedacht, doch dann hatte Gabrielas Mann die zündende Idee: „Er bekniete mich förmlich, ich solle doch in seinem Trainingsbetrieb eine Praxis eröffnen.“ 1990 war es soweit und die erste Arztpraxis für medizinische Kräftigungstherapie wurde im selben Gebäude, in dem ein Kieser Training-Studio war, eröffnet. Es war die erste Praxis dieser Art in Europa und der neuartige therapeutische Ansatz – Prävention und Therapie in einem – war ein voller Erfolg: „Die chronischen Rücken- und Nackenschmerzen verschwanden bei 80 % aller Patienten nahezu oder sogar ganz. Und das bei Menschen, die wirklich jahrelang ‚herumgedoktert’ hatten.“ Ein Erfolg, der auch von den Medien nicht unbemerkt blieb.
Das Power-Couple und die neu entwickelte Kieser-Methode erzeugten grosses Medienecho. Dieser Ansatz ist auch heute noch der Grundpfeiler der Kommunikation von Kieser Training. Man setzt auf PR-Arbeit neben klassischer Werbung. Eine Methode, die sich bei der Eröffnung der ersten Filialen in Deutschland bewährt hat. Nach einer Testphase in Frankfurt eroberten Gabriela und Werner Kieser den deutschen Markt mit Niederlassungen in Hamburg, Köln und München. auch wenn das wie eine geradlinige Erfolgsgeschichte klingt, war es für die Powerfrau nicht immer so klar: „Ich hatte schon manchmal Zweifel. Mein Mann ja nie (lacht). Aber nach der Kapitalerhöhung war ich auch betriebswirtschaftlich nicht mehr so nervös.“
Im Jahr 1997 starteten die ersten Franchisebetriebe in Deutschland und das Unternehmen explodierte förmlich. Was natürlich eine echte Herausforderung für die Strukturen der Firma war. Das personelle Wachstum wurde jedoch behutsam und mit Augenmerk auf die Prioritäten vollzogen. Nach einem operativen Leiter wurde eine Ausbildungsstelle ins Leben gerufen, um die Mitarbeiter für die Kieser Training-Studios professionell ausbilden zu können. Etwas, worauf die Chefin auch heute noch grössten Wert legt: „Wir investieren sehr viel in die Instruktoren der Kieser Training-Studios. Sie werden zwei bis drei Monate lang ausgebildet, bevor sie selbstständig mit Kunden arbeiten dürfen. Nur so kann die gleichbleibende Qualität in allen Betrieben gewährleistet werden.“ Alles in allem beschäftigt das Unternehmen heute über 330 Mitarbeiter in den 22 Filialen in der Schweiz, Deutschland, Österreich und England und in der Systemzentrale. Ganz abgesehen von den rund 2’000 Menschen, die in etwa 119 Franchise-Studios unter der Marke Kieser Training in acht Ländern tätig sind.
Wo die Hauptgeschäftsfelder und die Potenziale für Kieser Training liegen, sieht die Geschäftsfrau ganz klar: „Die D-A-CH-Region ist noch immer unser Hauptmarkt. Entwicklungschancen sehe ich in Spanien, Tschechien, Australien und London. Dort sind wir auch schon tätig, aber das ist ein hartes Pflaster. In diesen Märkten legt man mehr Wert auf das klassische Fitnessangebot und nicht so sehr auf gesundheitliche Effekte. Da gibt es noch viel zu tun, um unsere Botschaft durchzubringen.“ Für eine stringente Marktdurchdringung setzt man bei Kieser Training auf ein striktes Franchisesystem. „Die Franchisenehmer sind Partner, sind Unternehmer, die hochmotiviert sind und viel investieren. Man muss hart arbeiten, um ihnen den Nutzen einer Partnerschaft immer wieder vor Augen zu führen. Eine starke Marke ist da unglaublich hilfreich“, meint die passionierte Businesslady. Wie sie sich eine starke Marke vorstellt, erklärt sie ganz einfach: „Eine eigenständige, starke Marke ist wie das Matterhorn. Jedes Kind kennt diesen Berg. Es mag höhere oder schönere Berge geben, aber eben keinen, der diese spezielle Form hat. Bei der Markenbildung muss man auf ein klares Profil Wert legen. Bei Kieser Training ist das so simpel wie wirksam: effizientes gesundheitliches Krafttraining, zweimal 30 Minuten pro Woche, medizinische Beratung inklusive.“
Dass ihr unternehmen mehr als nur ein Geschäft für sie ist, sondern dass echte Passion dahintersteckt, die Menschen stark zu machen, merkt man als Zuhörer spätestens jetzt. Mit Widerständen hatte das Energiebündel natürlich auch immer wieder zu kämpfen. etwas, mit dem sie zu Anfang ihrer Karriere mehr haderte als heute. Tolle Unterstützung bekam sie dabei stets vom Mann an ihrer Seite. Er sei einer, der ganz gerne mal aneckt und auch kein Leisetreter ist. Er habe ihr mit seiner starken Persönlichkeit durch kritische Zeiten geholfen. Dass es auch nicht immer ganz einfach ist, mit seinem Partner geschäftlich verbandelt zu sein, gibt Gabriela unumwunden zu. Sie sagt aber auch: „Wenn es Werner Kieser nicht geben würde, gäbe es Kieser Training nicht. Ich wäre alleine nicht auf die Idee gekommen. Und umgekehrt hätte Kieser Training ohne mich wahrscheinlich nicht diese Entwicklung nehmen können.“ Das Rezept für ein erfolgreiches Neben- und Miteinander im beruflichen und privaten Alltag kennt die Ärztin mittlerweile: „Man muss sich gegenseitig in Ruhe lassen und nicht versuchen, den Anderen zu verändern.“ Sie glaubt aber auch an die Kraft des gemeinsamen Erfolgs und ist dankbar für ihre stabile Beziehung. Diese Stabilität, ist sie sicher, gab ihr den nötigen Freiraum für ihren beruflichen Erfolg.
Fragt man Gabriela Kieser danach, was sie der Welt hinterlassen möchte, kommt die Antwort schnell und lachend: „Mit Zweimal 30 Minuten Krafttraining pro Woche bleibt man jung, schön, stark und schmerzfrei bis ins hohe Alter.“ Der beste Beweis, dass dieses Motto stimmt, ist die 55-jährige Unternehmerin selber. Wenn man ihr gegenüber sitzt, hat man das Gefühl, mit einer wesentlich jüngeren Frau zu sprechen. Was sicher auch an ihrem generellen Umgang mit dem Alter liegt: „Ich muss selber immer nachzählen, wie alt ich eigentlich bin.“ Mit dieser Einstellung lässt sich auch ein „Fast-Neubeginn“ meistern. Nachdem Ende 2010 der Vertrag mit dem Masterfranchisenehmer in der Schweiz ausgelaufen war, wurden im Jahr 2011 drei Stammbetriebe in Zürich und vier Singlefranchise-Betriebe im Rest der Schweiz eröffnet. Gabriela Kieser ist wieder ärztlich tätig und macht medizinische Trainingsberatungen. Etwas, was sie sehr geniesst. Etwas anderes, was ihr auch viel Freude bereitet, ist die Tatsache, dass sie und ihr Mann die operative Leitung an eine versierte Geschäftsleitung abgegeben haben und sie selbst dadurch mehr Freiraum haben. Freizeit, die sie gerne in ihrem Zweitwohnsitz in den Bergen im Bündnerland verbringen. Es wird dort zwar auch gearbeitet. Viel Zeit verwenden die beiden Revolutionäre des Krafttrainings aber auch auf ausgedehnte Spaziergänge mit ihren zwei Hunden. Oder es werden Gäste, von denen es dort oben oft und viele gibt, bekocht und bewirtet. Privates und Berufliches geht für Gabriela Kieser ganz selbstverständlich ineinander über. Die Mittfünzigerin mit den rosigen, glatten Wangen und den quirligen roten Locken lächelt mich an. „Zu meinem persönlichen Glück gehört beides – die Natur, meine Hunde, mein Mann – und der Erfolg im Job. Ich hab zwar, wie vermutlich die meisten Unternehmer, mal eine Zeit gehabt, in der ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Aber irgendwie hab ich immer einen Weg gefunden, wieder Kraft aus der Arbeit zu schöpfen. Und wenn mir heute jemand sagt, dass er dank Kieser Training endlich schmerzfrei ist, erfüllt mich das mit grosser Zufriedenheit. Sehen Sie … es ist Fakt, dass ich im Leben eines Menschen etwas nachhaltig zum Guten verändert habe. Das ist einfach schön …“
Ach, wer könnte ihr da widersprechen?
Weiterführende Informationen auf www.kieser-training.ch