Das bemerkenswerte an der Rede JFKs war, dass allein das Aussprechen dieser waghalsigen Idee zahlreiche Forscher:Innen dazu animierte, die Herausforderung mit einer beispiellosen Leidenschaft anzugehen. Dadurch, dass JFK ein schier unerreichbares Ziel setzte, fing das Unmögliche an, möglich zu werden.
Genau dafür steht heute «Moonshot-Thinking». Für das Verfolgen beinahe unmöglicher Ziele, die – sofern sie einmal erreicht werden – die Menschheit fundamental verändern. Moonshots bewegen sich an der Schnittstelle von drei Sphären: Erstens versuchen sie, ein grosses Problem zu lösen, welches viele Menschen auf diesem Planeten betrifft. Zweitens ist eine Durchbruchstechnologie im Spiel, um die Herausforderung zu lösen. Drittens, ist die angestrebte Lösung radikaler Natur.
Befasst man sich mit diesen drei Eigenschaften liegt der Schluss nahe: Moonshots benötigen Superkräfte (oder Superbudgets). Aber müssen wir Moonshots wirklich Elon Musk und Co. überlassen? Sind Moonshots zu viel, zu kompliziert für eine herkömmliche Unternehmung oder einen «normalen» Innovator. Ich meine nein. Jeder kann Moonshot Thinking nutzen, um Innovation voran zu bringen. Vielleicht nicht, um die ganze Welt zu verändern aber doch, um für Kunden, Mitarbeiter und die Gesellschaft einen echten, ja sogar radikalen, Unterschied zu machen.
Man muss dabei nicht Super(wo)man sein. Allerdings lohnt es sich, sich Einiges bei den Superhelden abzuschauen:
Mindset, Mut und Unerschrockenheit:
Superman und Supergirl verkörpern Mut und Furchtlosigkeit im Angesicht gewaltiger Herausforderungen. Bei Moonshot-Innovationen geht darum, ehrgeizige Ziele zu verfolgen, die andere vielleicht für unmöglich halten. Wie die Superhelden brauchen auch Innovatoren den Mut, grosse Träume zu verwirklichen, Risiken einzugehen und Grenzen zu überschreiten. Moonshot-Innovatoren müssen sich trauen, nicht nur nach schrittweiser Verbesserung, sondern nach exponentiellem, langfristigem Wachstum zu streben. Ziele aufzustellen, die noch niemand zuvor aufzustellen wagte, das braucht Courage.
In den Vorstellungsrunden unserer Innovationsworkshops bitten wir die Teilnehmer:Innen oft erst einmal, uns mitzuteilen, wann sie sich das letzte Mal als Super(wo)man gefühlt haben. Und hier stellt sich heraus, dass nicht externe Einflüsse, sondern vielmehr die innere Haltung darüber entscheidet, ob wir uns superkräftig fühlen. Es ist leicht zu glauben, dass man im Rahmen seiner Möglichkeiten arbeiten sollte. Aber darum geht es bei der Moonshot Innovation nicht. Unser Mindset entscheidet, wie gross die Möglichkeiten über unsere bisherigen Fähigkeiten hinaus gehen.
Widerstandsfähigkeit und Beharrlichkeit:
Obwohl sie mit zahlreichen Hindernissen und Gegnern konfrontiert sind, geben Superman und Supergirl ihre Mission zum Schutz der Welt nie auf. Moonshot-Innovatoren müssen ebenfalls Widerstandsfähigkeit und Ausdauer beweisen, um selbst angesichts von Rückschlägen und Misserfolgen unbeirrt nach Durchbrüchen zu streben. Ein Vorteil von Moonshots ist, dass man viel eher bereit ist, auszuprobieren und zu experimentieren, wenn man weiss, dass ein Ziel sehr schwer erreichbar ist. Die Erwartungshaltung ist gar nicht erst, im nächsten Jahr ein möglichst perfektes Produkt auf den Markt zu bringen. Wichtig ist, sich klar zu machen, dass auf dem Weg zum Moonshot auch Teilerfolge bahnbrechend sein können.
Anpassungsfähigkeit und Flexibilität:
Superman und Supergirl besitzen die Fähigkeit, sich an neue Umgebungen, Situationen und Herausforderungen anzupassen. Moonshot-Innovatoren müssen ebenfalls anpassungsfähig und flexibel und bereit sein, ihre Ideen zu wiederholen, bei Bedarf umzudenken und Veränderungen in Kauf zu nehmen, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen.
Teamarbeit:
Auch wenn Superman und Supergirl für sich genommen beeindruckende Helden sind, arbeiten sie oft mit anderen Superhelden, Verbündeten und sogar normalen Bürgern zusammen, um gefährliche Gegner zu besiegen. Moonshot-Innovationen erfordern interdisziplinäre Zusammenarbeit und Teamwork, um verschiedene Fachkenntnisse, Perspektiven und Ressourcen zusammenzubringen, damit komplexe Probleme angegangen werden können. Sorgen Sie dafür, dass der Moonshot nicht nur ihre eigene, sondern eine mit ihrem Team geteilte Vision ist.
Ethische Führung und Verantwortung:
Die Handlungen von Superman und Supergirl werden von einem Sinn für Ziele und dem Wunsch angetrieben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Moonshot-Innovatoren sollten ebenfalls Innovation mit Zweckmässigkeit in den Vordergrund stellen. Sie müssen sich auf die Bewältigung bedeutender Herausforderungen, die Verbesserung von Leben und die Schaffung positiver Auswirkungen auf breiter Ebene konzentrieren. Wenn Ihre Moonshot-Ambition nicht zu Sinn, Werten und Zweck Ihres Unternehmens passt, wird Sie keinen Platz im Herzen Ihrer Mitarbeiter finden.
Um unsere persönlichen Moonshots möglich zu machen, müssen wir die eigenen Grenzen des Denkbaren sprengen. Moonshot-Erfolge liegen näher als wir glauben, wenn wir willens sind, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben. „Shoot for the Moon. Even if you miss, you’ll land among the stars“ (Norman Vincent Peale).
Und, wann haben Sie sich das letzte Mal als Super(wo)man gefühlt?
Dig deeper:
- medium.com/singularityu/how-to-invent-radical-solutions-to-huge-problems
- moonshot.game
- headspringexecutive.com/why-your-company-needs-a-purpose-moonshot/
Dr. Teresa Valerie Mandl ist gebürtige Deutsche und wohnhaft in Zürich. Seit 2003 führt sie mit T.V.T swissconsult ihre eigene Firma im Bereich Unternehmensberatung für Innovationsmanagement, Produkt- und Dienstleistungsentwicklung. Darüber hinaus ist sie u. a. Dozentin an der Hochschule Luzern sowie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.