Ladies Drive Magazine - Dr. med. Cynthia Wolfensberger

Self-healing – Dr. med. Cynthia Wolfensberger

Idee & Realisation: Sandra-Stella Triebl
Foto: Tomek Gola / www.gola.pro
Make-up: Schminkbar Zürich, Melani Cetrangolo
Ein Danke an das Team vom Hotel Alex Lake Thalwil, Zürich, fürs Zur-Verfügung-Stellen der Location

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Cynthia Wolfensberger portraitiert und interviewt zum Thema "Self-healing" in der Ausgabe No 55 (Herbst 2021).

Dr. med. Cynthia Wolfensberger

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Medizinische Standortleiterin Pallas Klinik Jelmoli, Zürich; Fachärztin für ästhetische und plastische Chirurgie
www.doctorcynthia.ch
www.pallas-kliniken.ch

WE FIRST

Self-healing fühlt sich an, wie wenn man nach langem Luftanhalten endlich ausatmen kann.

In den letzten zwei Jahren ist das Umfeld bei den meisten von uns geschrumpft. Während des Lockdowns haben wir nur noch mit dem engsten Kreis Kontakt gehalten, und auch seit den Öffnungen stehen wir nur mit wenigen im Austausch. Das WIR sind nur noch ganz wenige, während immer mehr DIE ANDEREN sind.
Als der Schock noch tief sass und alles unbegreiflich schien, war die Solidarität gross. Jetzt wird sie nur noch im Kleinen gelebt. Gegenüber „aussen“ wird versucht, die persönlichen Privilegien durchzusetzen. Es werden Grenzen gezogen und das eigene Gärtchen abgeschottet.
Ich verstehe, dass die Zukunft für sehr viele schon vor Corona unsicher war. Überbevölkerung, Klimawandel und Umweltbelastung haben die Klimajugend und viele andere aufgeschreckt. Während für einige das sorgenfreie Alter immer unwahrscheinlicher wird, haben andere, Jüngere, gar keine Zuversicht mehr. In meiner Umgebung gibt es sehr viele junge Menschen, die in ängstlicher, selbst gewählter Isolation leben. Ihre Nächsten sind in vergleichbaren Situationen, und die unrealistischen und verzerrten Bilder aus den Medien verunsichern sie zusätzlich. Stabile Beziehungen sind selten.
Vielleicht bin ich naiv und weltfremd, doch ich glaube, dass nur das Vorbild wirklich funktioniert. Theorien brauchen Leben, damit man sie glaubt. Wir, die schon einige oder viele Krisen erlebt und überlebt haben, müssen dringend über die Sprünge, Lücken oder Risse im Lebenslauf sprechen. Erzählen, wie es war, als es nicht mehr weiterzugehen schien, als der Betreibungsbeamte vor der Tür stand, als man Psychopharmaka verschrieben bekommen hat. Für viele, die nach den Weltkriegen aufgewachsen sind, ging es immer nur aufwärts. Diese goldene Nachkriegsgeneration muss erkennen, dass dies nicht ihr Verdienst, sondern ihr Glück war. Etwas, wofür man dankbar, und nichts, worauf man stolz sein kann. Wir alle sollten anerkennen, dass sich die Situation für viele heute anders darstellt und wir als Gesellschaft das Leben für alle lebenswert gestalten müssen. Bei limitierten Ressourcen ist ewiges Wachstum kein funktionierendes Konzept für alle.
Zu viele Figuren des öffentlichen Lebens haben uns „me first“ vorgelebt und diese Haltung damit normalisiert. Egoismus gilt heute als Stärke. Die Politik unterstützt zu viele Privilegien und anerkennt/belohnt Anstrengungen wenig. Es ist schmerzhaft, wenn das Pensionsalter plötzlich weiter in die Zukunft rutscht. Es macht Angst, wenn das ererbte Vermögen schwindet oder die sicher geglaubten Boni nicht ausbezahlt werden. Der Gedanke an die Scheidung, die Entlassung oder das Prüfungsversagen beschämt uns. Dennoch sollten wir uns uns selbst und den anderen zuwenden. Hinschauen, ohne zu werten. Wir sollten über Ängste, Schmerzen und Brüche sprechen und versuchen, das Gegenüber etwas besser zu verstehen. Schwäche ist nicht negativ und Stärke nicht automatisch positiv. Wenn wir uns nicht mehr bemühen, fehlerlos dastehen zu wollen, benötigen wir weniger Energie, um vermeintliche „Makel“ zu verstecken. Wenn wir einfach nur Menschen sind, treffen uns hinterhältige Sticheleien und Anwürfe weniger. Wir genügen auch dann, wenn wir nicht perfekt sind. Vielleicht können wir mit diesem Gedanken selbst freier, entspannter und zuversichtlicher werden und die Kraft finden, die Last der anderen in unserer Umgebung zu lindern. Dass unsere Gemeinschaften kleiner werden, wirkt sich positiv aus. Zudem haben wir dann die Möglichkeit, die anderen besser kennenzulernen, sie als Menschen zu sehen und selbst als Mensch erfahren zu werden. Wenn wir dann ein oder zwei Einsame in unsere Herzen und Gärtchen eintreten lassen und uns denen vor dem Gartenzaun nicht verschliessen, vermag das Glück, die Liebe oder die Freude in unserem Land ein kleines bisschen zu wachsen.


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Katrin Sorgenfrey portraitiert und interviewt zum Thema "Self-healing" in der Ausgabe No 55 (Herbst 2021).
Veröffentlicht am März 02, 2023

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