Wie steht es um Burger King und McDonald’s; Apple und Samsung?
Offensichtlich ist an dem Spruch „Konkurrenz belebt das Geschäft“ etwas Wahres daran. Wie verhält es sich jedoch im Gegensatz zu grossen Lebensmittelunternehmen bei einem einzelnen Individuum, wenn Konkurrenz aufkommt?
Beginnen wir zuerst mit den guten Nachrichten: Konkurrenz kann ein ausserordentlicher Motivations-Booster sein – häufig begleitet von der Überzeugung: „Was der oder die kann, das kann ich schon lange!“ Neurowissenschaftlich betrachtet ist dafür die Aktivierung des Belohnungssystems verantwortlich. Es wird der Dopaminhahn voll aufgedreht, und wir baden in dem Gefühl des Erfolgs und der Überlegenheit. Insbesondere das ventrale Striatum ist massgeblich an dem motivierenden Dopaminrausch beteiligt. Als Folge dieses vorzüglichen Cocktails sind wir äusserst zielstrebig, ehrgeizig mit dem klaren Bild auf Erfolg vor Augen. Die gemeine, hinterlistige Schwester von der motivierenden Form der Konkurrenz ist der Neid. Doch auch diese Gesellin kann man raffiniert für Motivationszwecke einsetzen. Wie das funktionieren soll? Ganz einfach: indem man sich bewusst macht, dass Neid einem das unbewusste Ziel aufzeigt. Das Bewusstwerden des Neides kann Träume, die man nicht wagen würde zu denken, geschweige denn zu benennen, greifbar werden lassen. Dies mag psychotherapeutisch oder spirituell angehaucht klingen, doch eingehende Selbstreflexion wird dieser Aussage Gewicht verleihen. Indem wir die „Brille des Neids“ ablegen und diese durch die „Sehhilfe der Imagination“ ersetzen, können wir uns vorstellen, wie es wäre, wenn wir das könnten, das wären, das hätten, was die konkurrierende Person bereits alles innehat. In der Arena der Konkurrenz wird somit der vermeintlich Schwache zum Starken, wenn es gelingt, den kraftvollen Schwung des Neides für die eigene Entwicklung zu nutzen.
Wie jedoch bei vielem liegt auch in Bezug auf Konkurrenz die Kraft in der Mitte. Bei zügelloser Masslosigkeit kann das Wettbewerbsdenken in destruktive Rivalität münden. Wenn der Wettstreit ruinös wird, ist der Preis, der dafür gezahlt wird, zu gross. Der Motivations-Dopamin-Cocktail ist leer geschlürft, und wir bekommen als Ersatz bitteren, dünnen Instant-Kaffee in Form von Kortisol vorgesetzt. Ufert der Rivalitätsgedanke in das Pathologische aus, so steigt unser Stresslevel und damit der Kortisolspiegel an. Das ist jedoch nicht das alleinige Übel, hinzu kommt, dass die Amgydala, der Mandelkern, unsere zerebrale Drama-Queen, zusätzlich Alarm schreit und die Emotionen Angst und Bedrohung auf uns hetzt. Die verheerenden Folgen von diesem Gefühlsaufmarsch können bei dauerhaftem Wettkampf Folgendes sein: chronischer Stress mit Burn-out, Erschöpfung und sogar Schrumpfen des Hippocampus, der Hirnregion, die für das Gedächtnis essenziell ist. Kognitiv beeinträchtigt sind wir in dieser katastrophalen Konkurrenzsituation zusätzlich durch mangelnde kognitive Flexibilität und reduzierte Kooperationsfähigkeit. Und als ob dies alles nicht genug wäre, fördert der ständige Rivalitätsdruck auch noch Misstrauen gegenüber den anderen, was Angst und soziale Isolation hervorruft.
Nehmen wir nun den weiblichen Teil der Gesellschaft unter die Lupe:
Der deutsche Begriff Stutenbissigkeit ist in sämtlichen europäischen Sprachen vertreten, sei es das englische queen bee syndrom, die französische rivalité feminine, das italienische sindrome dell’ape regina oder das schwedische drottningbi-syndrom – dies suggeriert, dass wir Damen untereinander eher feindselig und aggressiv agieren. Doch warum vergleicht man – nun auf den deutschen Ausdruck Stutenbissigkeit bezogen – uns Frauen mit einem bissigen Pferd im Ausfechten der Rangordnung? Der Ausdruck Hengstbissigkeit findet keine Verwendung in der Beschreibung von männlichem Konkurrenzverhalten. Stattdessen werden hier Stärke demonstrierende Begriffe wie Rivalität, männliches Aggressionsverhalten und Konkurrenz verwendet. Zeigen Frauen das gleiche Verhalten, kann dies als Stutenbissigkeit bezeichnet werden. Konkurrieren nun Frauen offen, zeigen Zähne und Biss, irritiert dies durch das grosse Abweichen von den gesellschaftlichen Erwartungen gemäss den Stereotypen: soziale Harmonie, Vermeiden offener Konflikte, Solidarität, Einfühlungsvermögen, um nur ein paar zu nennen. Fairer Wettbewerb, der sich auf Leistungskonkurrenz beruft, nicht auf emotionale oder soziale Konkurrenz – was Usus in einem männlichen Wettbewerbsumfeld ist –, kann erwiesenermassen erfolgreich auch in einem rein weiblichen Setting funktionieren. Der entscheidende Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Konkurrenzverhalten lässt sich evolutionär so zusammenfassen: Während Männer sich gerne in Status- und Leistungsschlachten werfen, kämpfen Frauen eher auf der sozialen und emotionalen Bühne. Wir Frauen können uns in Sachen Leistungs- und Statuskonkurrenz durchaus auf einen fairen Wettkampf einlassen – klare Regeln, klare Ergebnisse. Doch wie sieht es aus, wenn der Wettbewerb plötzlich auf die emotionale oder soziale Ebene rutscht? Können wir da genauso souverän mithalten, oder wird aus dem fairen Spiel schnell ein Balanceakt auf dem Drahtseil zwischen Freundschaft und subtiler Stichelei?
Psychologische Forschung zeigt, dass Frauen häufig sensibler auf soziale Vergleiche reagieren, insbesondere wenn es um Aussehen, Beziehungen und Zugehörigkeit geht. Diese Vergleiche können leicht das Gefühl auslösen, in bestimmten Bereichen nicht mithalten zu können, was den Konkurrenzdruck schnell als bedrohlich erscheinen lässt. Studien legen nahe, dass Frauen im Allgemeinen stärker auf solche Vergleiche reagieren, was nicht selten zu einem gesteigerten Gefühl von Unzufriedenheit und Bedrohung führt.
Fazit: Richtig genutzt ist Konkurrenz der Antrieb, der zum Erfolg führt und uns dazu bewegt, über uns hinauszuwachsen.