Brutto können rund 50 % bis 60 % der Produkte im Inland produziert werden. Insbesondere bei tierischen Produkten erzielt die Schweiz einen hohen Selbstversorgungsgrad von über 80 %, während dieser Wert bei Obst und Gemüse unter 50 % liegt. Gleichzeitig importiert die Schweiz diese Nahrungsmittel vorwiegend aus zwei südlichen Ländern, die zunehmend vom Klimawandel betroffen sind. Eine Umfrage von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, zeigt, dass auch Schweizer Konsument:innen mehr Wert auf nachhaltige und gesunde Produkte legen. Nachhaltigkeit wird zum zweitwichtigsten Faktor beim Kaufentscheid und 40 % der Befragten sind bereit, einen Nachhaltigkeitszuschlag zu bezahlen.
- 70 % der Schweizer Konsument:innen achten auf nachhaltige und gesunde Produkte, wobei 40 % bereit sind, einen Nachhaltigkeitszuschlag zu bezahlen
- Ein Grossteil der wichtigsten tierischen Produkte kann im Inland hergestellt werden. Bei Obst und Gemüse liegt der Selbstversorgungsgrad jedoch unter 50 %, wobei dort eine starke Abhängigkeit von wenigen klimawandelgefährdeten Ländern besteht
- Für eine sichere und nachhaltige Nahrungsmittelversorgung braucht es neue Technologien und innovative Produktionsverfahren, robuste, strategisch diversifizierte Lieferketten und ein wachsendes Bewusstsein der Schweizer:innen für Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit.
Konsument:innen kaufen gesünder und nachhaltiger
Mit 85 % ist der Preis der wichtigste Faktor bei der Kaufentscheidung, gefolgt von Nachhaltigkeit und Gesundheitsaspekten mit je rund 70 %. Die Umfrage zeigt, dass 42 % der Haushalte ihre Ausgaben für frische Lebensmittel gegenüber dem Vorjahr erhöht haben – wobei auch für Nachhaltigkeit tiefer ins Portemonnaie gegriffen wird. Lokale Herkunft (45 %), minimaler Einsatz von Pestiziden und ein geringer CO2-Fussabdruck (34 %) sind für die Konsument:innen hierbei die wichtigsten Überlegungen. Über ein Drittel der Verbraucher:innen haben ihre Ausgaben für nachhaltig erzeugte Lebensmittel auf Kosten von Essenslieferungen und Fertiggerichten erhöht und 40 % geben an, bereit zu sein, einen «Nachhaltigkeitszuschlag» von 6 % oder mehr zu zahlen.
Die Schweiz im Vergleich
Im globalen «Food Security Index» des Economist belegt die Schweiz Position 11 im Vergleich mit anderen einkommensstarken Ländern. Daniel Ettlin, Director bei Strategy& Schweiz, erklärt: «Die Schweiz hat ihre Bevölkerung stets mit hochwertigen Produkten versorgt, sogar während der Covid-19-Pandemie. Angesichts globaler Unsicherheiten und des Klimawandels wird es jedoch herausfordernder, eine Million mehr Menschen mit der heutigen Vielfalt und Qualität zu ernähren.»
Importabhängigkeiten und Klimarisiken
Mehr als 80 % der wichtigsten tierischen Produkte können aktuell im Inland erzeugt werden. Bei Obst und Gemüse schwankte der Selbstversorgungsgrad in der Vergangenheit jedoch stark, was bedeutet, dass zeitweise 70 % dieser Produkte importiert werden müssen. Hinzu kommt, dass die Hälfte der Importe aus Spanien und Italien stammen, die wiederum zunehmend vom Klimawandel betroffen sind. Das Risiko wird durch die Tatsache verstärkt, dass auch andere nordeuropäische Länder in hohem Masse von denselben Ländern abhängig sind. Dies stellt Schweizer Importeure mittelfristig vor die Herausforderung, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten.
Der Weg zu einem nachhaltigen und sicheren «Food Ecosystem»
Wenn die Schweiz ihre Bevölkerung auch 2035 sicher ernähren und gleichzeitig die «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung» des Bundes umsetzen will – die einen Netto-Selbstversorgungsgrad von 50 % vorsieht, während die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null sinken sollen – braucht es eine Steigerung der Produktivität und mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion.
Der inländische Agrarsektor bleibt zentral für die zukünftige Nahrungsmittelversorgung. Es braucht jedoch neue Technologien wie Precision Farming, regenerative Anbaumethoden oder methanreduzierende Nahrungsergänzungen für Kühe, um Produktivität und Nachhaltigkeit zu steigern. Ettlin ergänzt: «Auch innovative Konzepte wie neuartige Lebensmittel («Novel Food») oder nachhaltige, als natürlicher Kreislauf konzipierte Fischzuchten könnten in der künftigen Lebensmittelversorgung der Schweiz eine Rolle spielen.» Bei Importen wird die Resilienz der Lieferketten wichtiger und die Importeure müssen ihre Quellen strategisch diversifizieren, um klimawandelbedingte Engpässe zu vermeiden. Catarina Bjelkengren, Director bei Strategy& Schweiz, ergänzt: «Auf dem Weg zu einem sicheren und nachhaltigen Schweizer Ernährungssystem ist es zudem entscheidend, bei der Bevölkerung das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit zu stärken.»
Über diese Studie
Die Studie adressiert die künftigen Herausforderungen für das Schweizer «Food Ecosystem». Unter anderem untersuchen die Autoren die Präferenzen und das Kaufverhalten der Schweizer Konsument:innen, Massnahmen zur Produktivitätssteigerung und Verbesserung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion, die Rolle von Innovation sowie die Resilienz der Importlieferketten. Die Studie liefert strategische Implikationen und Handlungsempfehlungen für die Stakeholder des Schweizer «Food Ecosystems».
Im Rahmen der Studie wurde auch eine Umfrage bei 200 Schweizer:innen im August 2023 durchgeführt (hauptsächlich in der Deutschschweiz). Die Erkenntnisse komplementieren die Resultate der globalen PwC-Studie «Consumer Insights Survey 2023», bei der über 9000 Konsument:innen aus 25 Ländern befragt wurden, die jedoch keine spezifischen Daten für die Schweiz geliefert hat.
Über Strategy&
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