Transformation der Generationen – Maja Uhlmann & Bettina Uhlmann

Fotos: Tomek Gola / www.gola.pro
Make-up: Andrina Knöpfel, Schminkbar
Idee & Konzeption: Sandra-Stella Triebl
Redaktion: Dörte Welti, Claudia Frey-Heim, Claudia Gabler

Ladies Drive Magazine - Maja Uhlmann & Bettina Uhlmann
Ladies Drive Magazine
Maja Uhlmann & Bettina Uhlmann portraitiert und interviewt zum Thema "Transformation der Generationen" in der Ausgabe No 53 (Frühling 2021).

Maja Uhlmann & Bettina Uhlmann

Ladies Drive Magazine - Maja Uhlmann & Bettina Uhlmann

Maja Uhlmann & Bettina Uhlmann (von links)

Maja Uhlmann

Juristin und Oberst a. D.

Sonnenaufgang

Transformation und Change Management haben mich ein Leben lang begleitet, auch wenn man es damals nicht so benannt hat. Früher war es sehr schwierig, als Juristin in Teilzeit zu arbeiten. Und meine Karriere im Militär verlangte, dass ich oft über Wochen ausser Haus engagiert war. Da mussten wir uns als Familie immer wieder auf neue Situationen einstellen. Rückblickend bin ich glücklich, wie es gelaufen ist.
Ich halte es für enorm wichtig, dass man sich den Ängsten und Sorgen stellt, sie bespricht und nicht einfach hinunterschluckt. Im Gespräch ist es immer einfacher, eine Lösung zu finden.
Kurz nach unserem Umzug vom grossen Einfamilienhaus in eine Wohnung ist mein Mann verstorben. Meine Tochter Bettina hat, zusammen mit ihrem Bruder, die Fäden in die Hand genommen und alles perfekt geregelt. Das hat sie, zusätzlich zu ihren beruflichen Herausforderungen, an ihre Grenzen gebracht. Einmal mehr habe ich wahrgenommen, welche Power in ihr steckt. In unserer Familie haben wir uns immer gegenseitig gestützt. Dass meine Kinder sich nun für mich einsetzen, macht mich stolz und glücklich.
Dadurch, dass ich nun, nach dem Tod meines Mannes, allein lebe, habe ich gelernt, Aufgaben abzugeben. Ich kann nicht mehr alles allein erledigen, muss mir für einiges Hilfe holen. Das war ich früher nicht gewohnt, kann (und muss) es aber heute akzeptieren.
Generationen können sehr viel voneinander lernen; dazu gehören der gegenseitige Respekt und das Wissen darum, dass Generationen zu Recht unterschiedlich agieren. Der jüngeren Generation fällt das Lernen von uns wohl leichter, wenn der Ablösungsprozess vorbei ist und man sich nochmals neu begegnet: auf Augenhöhe.

Gibt es ein gemeinsames Ritual, welches euch näher zusammengebracht hat?
Für viele Jahre verreisten Bettina und ich für eine Woche nach New York, meist kurz vor Weihnachten. Wir genossen das kulturelle Leben, natürlich auch das Shopping, aber hauptsächlich die Zeit, die wir zu zweit verbringen konnten.

Bettina Uhlmann

Geschäftsführung Zurich Jazz Orchestra und Stage Coach Kulturmanagement
www.zjo.ch / www.stagecoach.ch

Löwenzahn

Als Kulturproduzentin ist es mein Berufsinhalt, mit jedem Projekt etwas Neues zu beginnen, zu kreieren, und ich bin gewohnt, alles stets punktgenau umzusetzen. Ich halte als Chefin die Zügel in der Hand und stehe dafür gerade. Sehe ich in einem Projekt, dass eine Veränderung nötig ist, gehe ich das pragmatisch an, auch wenn es unangenehm ist. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Change Management gehört zu meinem Job. Ganz anders ist es, wenn ich die Zügel aus der Hand geben muss und mir eine Umwälzung oder Veränderung diktiert wird. Solche Situationen empfinde ich als schwierig, und sie können die Rebellin in mir auf den Plan rufen. Und dann gibt es noch die Veränderungen im Leben, die einfach stattfinden, ohne dass man sie richtig wahrnimmt, und die perfekt passen und sich auch so anfühlen.
Das letzte Jahr mit Corona hat den Alltag von uns Kulturschaffenden 24/7 beherrscht. Da hat man keine Zeit für „Versöhnung“ mit den Ängsten und Problemen. Wir haben ausserordentliche Energien bis an die Grenzen der Belastbarkeit freigesetzt. Improvisation Tag für Tag – organisatorisch, nicht nur musikalisch. Die Kreativität hat neue Türen geöffnet. Vielleicht versöhnen wir uns in ein paar Jahren, wenn wir zurückschauen und verstehen, was wir alles geleistet haben.
Für unsere Familie ist das letzte Jahr sehr turbulent gewesen. Es hat sehr viel Veränderung und Verluste mit sich gebracht. Auch im ganzen Prozess um die Rollenverteilung Mutter–Tochter. Wir haben neue Antworten auf Fragen finden müssen, wie: Wer übernimmt welche Verantwortungen und für wen?
Ich habe festgestellt, dass ich viel bestimmter, aber auch viel ungeduldiger geworden bin – nicht nur mit meinem beruflichen – und privaten – Umfeld, sondern auch mit mir selbst. Vielleicht kommt das mit der Altersweisheit ja noch …
Je älter und unabhängiger ich wurde, desto grösser wurde mein Respekt meiner Mutter – und auch meiner Grossmutter – gegenüber: Mir wurde bewusst, wie sie Dinge in ihrem Leben angegangen sind und was sie alles erreicht haben. Die Gespräche, der Austausch untereinander über so vieles, über Schwieriges, Schönes, Spannendes sind eine unglaubliche und sehr erfüllende Bereicherung.

Kannst du uns von einer Begebenheit erzählen, wo dir das Anpassen an eine Veränderung gut gelungen ist und aus der du nachher gestärkt hervorgegangen bist?
Etwa alle fünf Jahre gibt es im Zurich Jazz Orchestra einen Wechsel der Musikalischen Leitung, also meines direkten Gegenübers. Davor fürchte ich mich immer ein bisschen. Nach fünf Jahren enger und kreativer Zusammenarbeit hat man sich aneinander gewöhnt, weiss, wie der andere funktioniert, kennt seine Stärken und Schwächen. Und dann wird alles neu, sozusagen ein Blindflug. Da muss ich mir immer wieder sagen, dass diese Veränderung gewollt, notwendig und sinnvoll ist. Und dass sie nicht nur mich betrifft, sondern alle Beteiligten. Ich muss mich selbst daran erinnern, dass unser gemeinsames Auswahlverfahren richtig ist und dass ich mich darauf verlassen kann, dass alle am gleichen Strang ziehen. Sobald ich mich zurücklehnen kann, Freude und Energie für neue Ideen aufkommt, wird es gut. Ich weiss ja aus Erfahrung, dass frischer Wind immer beflügelt.

Veröffentlicht am März 01, 2023

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