Transformation der Generationen – Cornelia Gantner & Saraja Cornelia Gantner

Fotos: Tomek Gola / www.gola.pro
Make-up: Andrina Knöpfel, Schminkbar
Idee & Konzeption: Sandra-Stella Triebl
Redaktion: Dörte Welti, Claudia Frey-Heim, Claudia Gabler

Ladies Drive Magazine - Cornelia Gantner & Saraja Cornelia Gantner
Ladies Drive Magazine
Cornelia Gantner & Saraja Cornelia Gantner portraitiert und interviewt zum Thema "Transformation der Generationen" in der Ausgabe No 53 (Frühling 2021).

Cornelia Gantner & Saraja Cornelia Gantner

Ladies Drive Magazine - Cornelia Gantner & Saraja Cornelia Gantner

Saraja Cornelia Gantner & Cornelia Gantner (von links)

Cornelia Gantner

Stiftungsratspräsidentin Be That Girl Foundation
bethatgirl.org
Inhaberin Maiensäss-Hotel Guarda Val Sporz
www.guardaval.ch

Abenteuer

Die Komfortzone verlassen bedeutet: Abenteuer. Ich mag Abenteuer! Vor allem, wenn ich mich selbst dafür entscheiden kann. Das ist der springende Punkt: Radikale Veränderung aufs Auge gedrückt zu bekommen kann unangenehm sein. Selbstbestimmung ist der Schlüssel – und das Privileg! – der Transformation, der Veränderung als positive Konstante im Leben.
Um junge Frauen dabei zu unterstützen, dieses Privileg vermehrt zu nutzen, haben meine Tochter Saraja und ich im Sommer 2020 die Be That Girl Foundation gegründet. Wir fördern das Mitspracherecht von Mädchen und jungen Frauen, wenn es um ihren eigenen Lebenslauf geht. Vor allem bei einschneidenden Entscheidungen wie Ausbildung, Berufswahl oder Heirat, aber auch im kleinen, subtilen Rahmen. Be that girl – Be yourself lautet die Baseline der Stiftung. Oder mit anderen Worten: Setz dich an den Schalthebel deines eigenen Lebens, gestalte Veränderung proaktiv mit.

In meinem Leben passiert Veränderung oft langsam, Schritt für Schritt, kaum spürbar, vor allem rückblickend erkennbar. So geschehen mit meinem Dokumentarfilm, den ich während sechs Jahren in Sambia drehte. Mein Ziel war, durch ein Entwicklungsprojekt verursachte Veränderungen mit der Kamera festzuhalten. Entstanden ist ein Film über ein abgelegenes Dorf im sambischen Nirgendwo und eine aussergewöhnliche Frau. Als Journalistin war ich keine Anfängerin, aber einen Film zu drehen im ländlichen Afrika war totales Neuland. Ich hatte nur eine Möglichkeit: flexibel bleiben, mich fortlaufend auf neue Begebenheiten einstellen, mir die Fähigkeiten aneignen, die gefragt waren. Mich als Produzentin und Regisseurin auf diesen Prozess eingelassen zu haben hat mich verändert, ich bin daran gewachsen, habe gelernt.

War der Prozess immer einfach? Nein. Musste ich meine Komfortzone verlassen? Ja, oft. Aber würde ich stattdessen als Person stagnieren wollen, nicht durch Herausforderungen geschliffen werden? Auf keinen Fall! Mich inspiriert die Transformation von Kohle zum funkelnden Diamanten: Zeit, Druck und Hitze machen sie möglich.

Viele Dinge im Leben sind wichtig, aber wenige zählen wirklich. Ich werde erst unruhig, wenn’s an die Essenz geht. Die ist für mich persönlich sehr eng begrenzt, beinhaltet meine Familie und das Gefühl, Handlungsspielraum zu haben. Was sich ausserhalb dieses kleinen, aber essenziellen Bereichs verändert, ist nicht wichtig genug, um mir Angst einzuflössen.

Die ungewöhnlichen Umstände der letzten Monate haben Charaktereigenschaften, Stärken und Schwächen an den Tag gelegt, welche im Vor-Corona-Alltag weniger offensichtlich waren – entweder weil weniger wichtig fürs Meistern des Alltags oder weil besser kaschierbar in der Hektik der „Normalität“.

Ich bewundere an meiner Tochter Saraja ihre Selbstdisziplin und freue mich über ihre intrinsische Motivation, Arbeiten sorgfältig zu erledigen. Komplementiert wird diese Eigenschaft von der Fähigkeit, wirklich wichtige Dinge im Leben wie Familienbeziehungen und Freundschaften trotz aller Hektik nicht zu vernachlässigen.
Besonders während des letzten Jahres war ich beeindruckt, wie selbstständig und fokussiert Saraja arbeitet für das, was ihr am Herzen liegt, und wie weise sie Prioritäten setzt im Leben.

Ich habe einiges Neuland betreten im vergangenen Jahr: die Gründung der Be That Girl Foundation, die Weltpremiere meines Films „That Girl“ am Zurich Film Festival und meine Führungsaufgabe in der Kirche Jesu Christi. Vielleicht hat es mich mutiger gemacht, meine Stimme hörbar zu machen, öffentlich Position zu beziehen? Auf jeden Fall ist mangels Reisefreiheit und Kulturangebot mehr Ruhe eingekehrt in meinen Alltag und damit Zeit für Wesentliches, zum Beispiel die Pflege meiner Spiritualität.

Generationen können voneinander lernen, indem sie nicht urteilen über die jeweils andere Generation. Vorurteile ersticken einen konstruktiven Austausch im Keim. Wir „Alten“ sind gefordert, flexibel zu bleiben im Kopf, damit wir erkennen, dass neue Wege nicht nur gangbar, sondern sogar besser sein können als die herkömmlichen. An den „Jungen“ schätze ich Respekt für Ansichten und Werte, welche sich schon lange bewähren und so schlecht nicht sein können, als dass man sie komplett über den Haufen werfen müsste.

Gibt es ein gemeinsames Ritual, welches dich näher zu deiner Tochter gebracht habt?
Meine Tochter Saraja hat sich nach der Schule konsequent daheim als Erstes auf den Küchentisch gesetzt, um mir ausführlich von den Geschehnissen des Tages zu berichten. Diese fast tägliche gemeinsame Zeit bleibt unvergessen.
Zum Glück sind es oft die ganz einfachen Dinge, die wirklich zählen im Leben. Manches, was sich zu grosser Prominenz aufplustert, verliert daneben an Wichtigkeit. So sind es denn auch die einfachen Dinge im Leben, die man über so manche Veränderung „hinweg retten“ kann. Weil sie eben anspruchslos sind und auch in Krisen bestehen können.

Saraja Cornelia Gantner

Stiftungsrätin Be That Girl Foundation und Studentin ETH Zürich
bethatgirl.org

Progress

Transformation ist für mich Teil jedes Prozesses. Würde sich nie etwas ändern, gäbe es keine Entwicklung und somit keinen Fortschritt. Dabei können sich diese Veränderungen sehr positiv anfühlen. Auch eine Komfortzone ist abhängig von Transformation und Veränderung. Wie wir alle gelernt haben, wird das Leben in den eigenen vier vertrauten Wänden schnell öde.
Wie man sich mit den Sorgen und Ängsten versöhnt, wenn es um Veränderung geht? – Vorfreude ist bekanntlich die grösste Freude. Konzentrieren wir uns in unsicheren Zeiten auf unseren persönlichen Fortschritt, brauchen wir uns nicht mit unseren Sorgen zu versöhnen. Sie sind gesund und ein wichtiger Teil von uns. Solange meine Ängste mein Glück nicht überwiegen, wertschätze ich sie als Zeichen der Vernunft und Vorsicht.

Meine Mami hat im letzten Jahr Überragendes erreicht. Mit einem hervorragenden Filmstart am Zurich Film Festival konnte sie mit ihrem ersten Dokumentarfilm ihr Potenzial als Regisseurin und Kunstschaffende entfalten.
Auch als Freundin meiner Mutter habe ich gesehen, wie sie neue und wiederkehrende Herausforderungen bestreitet. Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer die emotionale Last meiner Mami oft ist, und freue mich immer, wenn ich sehe, dass sie auf persönlicher sowie auf professioneller Ebene aufblüht.

Wie bestimmt jede 20-Jährige fühle ich mich natürlich total erwachsen im Vergleich zum Vorjahr. Tatsächlich hatte ich vor einem Jahr dieselben Schwierigkeiten wie jetzt. Es ist nicht einfach, Veränderungen des eigenen Charakters zu bemerken. Ich kann also nur hoffen, dass ich vielleicht etwas zuverlässiger, etwas liebevoller oder geduldiger geworden bin.

Für mich gibt es keine klare Generationenlinie. Ich habe sehr enge Freunde in jedem Alter, ob 70 oder 16. Somit lerne ich nicht von einer „anderen Generation“, sondern einfach von meinem Gegenüber. Im Verhalten meiner Mami finde ich beispielsweise immer wieder eine unerschütterliche Eigenständigkeit, welche ich zutiefst bewundere und als Frau weiterführen will. Gleichzeitig lerne ich auch von meinen Brüdern, für mich selbst einzustehen und meinen eigenen Weg zu gehen.
Sobald ich meinem Gegenüber mit Respekt entgegentrete, gibt es eine unlimitierte Vielfalt an Eigenschaften, Talenten und Wissen, welche ich erlernen oder weitergeben kann – generationenunabhängig.

Kannst du uns von einer Begebenheit erzählen, wo dir das Anpassen an eine Veränderung gut gelungen ist und aus der du nachher gestärkt hervorgegangen bist?
Ich bin kurz nach meiner Matura nach Kapstadt gezogen, um dort ein Praktikum anzutreten. Während ich mich sehr auf die Chance freute, mich selbst ein Stück weit neu definieren zu können, hatte ich Respekt vor meinem neuen Umfeld. Ich hatte zuvor noch nie Vollzeit gearbeitet oder allein gewohnt, geschweige denn auf einem anderen Kontinent.
Meine Arbeitskolleg*innen empfingen mich jedoch mit offenen Armen, und so fühlte ich mich schon nach wenigen Wochen komplett zu Hause und war mehr ich selbst, als ich es jemals gewesen war. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich gelernt, dass überall eine neue Freundschaft wartet, welche jegliche Nervosität oder Unwissenheit wettmacht.

Veröffentlicht am März 01, 2023

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