Die 35-Jährige bestritt in ihrer Karriere 222 Weltcuprennen und holte sich unter anderem 2x die Super-G-Kristallkugel, 1x eine olympische Bronzemedaille, 1x Silber an der Ski-WM in St. Moritz, feierte 41 Weltcuppodestplätze – eine wahrlich beachtliche Karriere. 2020 entschied sie sich, ihre aktive Karriere zu beenden, blieb dem Skisport aber unter anderem als TV-Expertin erhalten. Zudem gehört sie, wie beispielsweise auch Spitzenkoch Andreas Caminada, zur Familie der Audi-Ambassadoren. Wir sprechen mit Tina über Growth Mindset, Zyklus-Coaches und ihre Superwoman-Kräfte, auch als frisch gebackene Mamma.
Ladies Drive: Wonach duftet deine Kindheit? Bei mir war es der Zitronenkuchen meiner Grossmutter … und bei dir?
Tina Weirather: Heisse Schokolade nach einem langen Skitag in Malbun. Wir hatten direkt am Lift eine kleine Ferienwohnung. Da zog ich mittags nicht mal die Skischuhe aus zum Essen. Das hat meine Mama fuchsteufelswild gemacht. Aber du hast ja gefragt, wie sie geduftet hat, nicht wie sie sich angehört hat (lacht).
Du hast jung schon sehr viele Erfolge gefeiert als Spitzensportlerin – wie oft hast du dir in deiner Karriere schon gedacht: „Das schaff ich nicht!“?
Als Athletin war mein Ziel immer möglichst genau so hoch gesteckt, dass ich Zweifel hatte, ob ich es schaffe. Egal ob Kristallkugel oder die nächste Kniebeuge, ich wusste nicht, ob es aufgehen wird. Das ist extrem motivierend, aber bringt auch einen gewissen mentalen Verschleiss mit sich. Nach dem vierten Kreuzbandriss, als ich gerade mal 20 Jahre alt war, dachte ich: „Wahrscheinlich schaffe ich es nicht.“ Aber das Wort „wahrscheinlich“ hat mich gerettet – da war immer Hoffnung in mir.
Alle sprechen über den Growth Mindset. Mit welchen Methoden arbeitest du als Sportlerin, um deinen Geist zu schulen und so noch mehr leisten zu können, als du dir vielleicht vorher zugetraut hast?
Der Sport lehrt einen auf die harte Tour, dass man nicht denken darf „Ich kann das nicht“ oder „Ich lerne das nie“. Da wäre die Karriere schnell vorbei, weil der Erfolg schlicht ausbliebe. Man lernt wohl schon in der Kindheit, quasi automatisch, durch den Sport, dass Fehler erlaubt sind, wenn man daraus lernt. Im Sport erlebt man per se mehr Niederlagen als Erfolge; weil man im Training zum Beispiel immer das versucht, was man noch nicht kann – bis man es kann. Das Selbstvertrauen wächst mit jedem kleinen Meilenstein, und sobald das Selbstvertrauen gross ist, ist es auch viel einfacher, ein „Growth Mindset“ zu haben. Das bedeutet ja nichts anderes, als an der Aufgabe wachsen zu wollen.
Gibt es da Methoden, die du gelernt hast, die unsere Leserinnen und Leser auch gut nutzen könnten?
Mir bringt es immer viel, wenn ich die Aufgabe, welche auch immer es ist, als Spiel verstehe. Auch das Leben als Spiel anschaue. Kinder spielen gerne, also haben das die meisten von uns wohl noch irgendwo in sich – also ich spiele gerne. Erst wenn einen die Ernsthaftigkeit übermannt, dann gelingt das nicht mehr. Dann wird es vorsichtig und fühlt sich negativ an. Wenn ich also in fünf Minuten im TV live gehen muss und ein beklemmendes Gefühl bekomme, versuche ich mir immer wieder zu sagen, dass es ein Spiel ist. Das gibt mir Leichtigkeit, es macht mich locker, es macht mir Spass – auch Risiken einzugehen.
Als Sportlerin und auch als Mamma braucht es ja jede Menge Resilienz. Wie trainierst du das?
Auch hier hilft mir Leichtigkeit. Damit meine ich, dass mir von vornherein bewusst ist, dass es anstrengend wird, dass miese Momente dabei sein werden, dass es lange Phasen gibt, die zum Durchbeissen sein werden. Ich bin jemand, der sich gerne auf das Schlimmste einstellt. Dann frage ich mich: „Will ich das?“ – Und wenn die Antwort „ja“ ist, dann werfe ich mich einfach voll rein, mit allem, was kommt. Wenn dann die harten Momente da sind, fühle ich mich nicht ohnmächtig und überrascht, sondern kann vieles mit Humor nehmen. Jetzt als Mami zum Beispiel: Wenn eine schlaflose Nacht kommt, kann ich es meistens mit Humor nehmen. Ich erzähle dann meinem Mann beim Frühstück, dass ich schon MONATE nicht geschlafen habe und er in meiner Situation definitiv vom Stängeli gefallen wäre (lacht).
Aktuell sind Zyklus-Coaches für weibliche Spitzensportlerinnen sehr trendy. Hattest du das in deiner Karriere eigentlich auch?
Das kam da gerade so auf, aber ich persönlich habe nie nach Zyklus trainiert. Ich hatte keine spürbaren Leistungsschwankungen und wollte dem nicht zu viel Bedeutung zumessen. Schliesslich finden die Rennen statt, wenn sie stattfinden, und wenn du ausgerechnet bei Olympia in einer ungünstigen Phase des Zyklus bist, wollte ich das lieber gar nicht erst wissen. Für mich persönlich war es also besser so, aber es gibt sicher Athletinnen und Sportarten, wo es durchaus Sinn macht, zyklusspezifisch zu trainieren.
Hattest du je die Situation, wo du dir gedacht hast: Ich bin tatsächlich nicht Superwoman?
Der Normalfall ist, dass ich mich nicht als Superwoman fühle. Schön ist, dass es schon Momente gab, in denen ich mich tatsächlich überdimensional leistungsfähig gefühlt habe und dachte, ich kann momentan alles schaffen. Klar, nur als kurze Phase, aber diese sind schon wahnsinnig cool. Dafür arbeitet man ja auch hart. Im Sport würde man das wahrscheinlich als „Flow“ bezeichnen. Du hast Erfolgserlebnisse, welche Selbstvertrauen und Spass auslösen, was zu noch mehr Erfolgserlebnissen führt. Diese Welle gilt es, so lange wie möglich zu reiten. Da darf man sich schon mal auf die Schulter klopfen und sich als Superwoman fühlen. Ich finde, Frauen dürften gerne ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben, sich ein bisschen mehr als Superwoman fühlen, als sie es tun. Ich sehe das speziell bei Jobangeboten; Frauen fragen sich häufig „Bin ich gut genug für diesen Job?“, statt zu wissen: „Ich bin die beste Person für diesen Job“. Dabei rocken sie oft Job, Kinder und Haushalt – da dürfte ihnen gerne mehr bewusst sein, wie „badass“ das eigentlich ist.
Durftest du immer weiblich sein in deinem beruflichen Umfeld? Ich frage, weil es Managerinnen gibt, die mir berichten, dass sie sich bewusst taff und etwas männlich geben, damit man sie in Ruhe lässt. Das verstehe ich, finde es aber megatraurig eigentlich.
Puh, schwierige Frage. Als Skirennfahrerin solltest du ja aggressiv, kraftvoll, furchtlos – wie eine Maschine – mit 120 km/h die Piste runterheizen. Sobald du im Ziel abschwingst, solltest du aber bitte gerne wie ein Model aussehen. Das ist ein Spagat sondergleichen. Da macht man halt, was man kann, aber es ist auch klar, dass man nicht alle Erwartungen erfüllen kann. Ich habe mich nicht immer wohlgefühlt in meiner Hülle. Aber eine Lösung dazu habe ich auch nicht.
Was schätzt du an einem Partner wie Audi?
Audi ist für mich emotional tief verankert. Meine Eltern sind in meiner Kindheit immer Audi gefahren. Ich hatte im Internat im Skigymnasium Stams tatsächlich drei Poster hängen: Sonja Nef, Hermann Maier und einen Audi RS4. Mein erstes Auto war dann, lucky me, ein Audi A4. Dass diese Kooperation auch jetzt, nach meiner Skikarriere weitergeht, erfüllt mich mit Stolz und jeder Menge Dankbarkeit. Und der Audi-Slogan „Vorsprung durch Technik“ war für mich immer schon mehr als nur ein Claim. Gemeinsam mit Audi erlebte ich meine grössten Erfolge und verwirklichte meine sportlichen Träume. Das Auto ist mein täglicher Begleiter. Seit 2020 bin ich vollelektrisch unterwegs. Anfang Mai war ja die Schweizer Premiere des Audi Q6 e-tron. Ich durfte bereits letztes Jahr das Interieur in Augenschein nehmen. Das war während einer Sneak-Preview in München. Beim Audi Q6 e-tron begeistert mich das Interieur. Der Q6 e-tron bietet viel Platz, ein Kriterium, das für uns als junge Familie nun noch wichtiger ist. Das Beifahrerdisplay, ein Novum bei Audi, ist mein absolutes Highlight.
Was ermöglichen dir solche Kooperationen als Sportlerin? Wir kooperieren ja auch mit Audi, und ich bin so dankbar, dass ich dank der Unterstützung von Audi unsere Frauen miteinander vernetzen kann, so wie die vier Ringe von Audi ineinandergreifen, sich „einhaken“, als würden sie sagen: Gemeinsam schaffen wir doch fast alles. Wie geht es dir in dieser Zusammenarbeit?
Bei der Ski-WM in St. Moritz durfte ich dank Audi mit Matthias Ekström in seinem S1 EKS RX auf einer Rennstrecke im Schnee fahren. Das war der grösste Fahrspass, den ich je hatte. Matthias sass neben mir auf dem Beifahrersitz und hat mir Tipps gegeben. Er wollte immer, dass ich die Kurven mit der Handbremse einleite. Ständig hat er „Handbremse, Handbremse“ gesagt. Dann haben wir getauscht: Er ist gefahren, ich auf dem Beifahrersitz. Er hat nicht ein Mal die Handbremse betätigt. Also fragte ich ihn, warum ich sie benutzen muss und er nicht. Er stellte eine Gegenfrage – ob ich Ketchup kenne. Ich sagte „Ja, warum?“. Er sagte: „Wenn das Gericht nicht wahnsinnig gut ist, hilft Ketchup. Wenn das Gericht aber sehr gut ist, braucht man kein Ketchup.“ Ich habe mich krumm gelacht und hatte den besten Tag ever.