Statt physische Fahrer einzusetzen, lizenziert der Logistiker den digitalen Fahrer – den LOXO Digital Driver™ – per jährlichem Abonnement und ebnet so den Weg für effiziente und unkomplizierte Prozessautomatisierung.
Ideengeberin und Herz von LOXO ist die Chemieingenieurin Lara Amini, den meisten noch bestens von vergangenen Female Innovation Forum-Veranstaltungen bekannt.
Mit ihrem Unternehmen revolutionieren Lara und ihre beiden Mitgründer Amin Amini und Claudio Panizza die Lieferbranche mit autonomer Mobilität – next level! Entscheidend für den Durchbruch war künstliche Intelligenz.
Ladies Drive: Ihr seid Teil des Maker Movements. Wo kam die erste Idee für eure Innovation her? Wie ist sie entstanden und vor allem auch: Weshalb ist sie entstanden?
Lara Amini: Als Ingenieure haben wir viel Zeit investiert, um Prozesse, Fahrzeuge und Maschinen sicherer und autonomer zu machen. Als die ersten automatisierten Shuttles auf Schweizer Strassen fuhren und wir Teil dieses Prozesses wurden, erkannten wir Potenzial für noch mehr Sicherheit. Das war unser Anstoss, eigene Forschungen zu beginnen – mit vielversprechenden Ergebnissen, die zur Gründung von LOXO führten. Im Gegensatz zu vielen anderen sahen wir unseren Business Case in der Logistik, wo Automatisierung besonders dort beginnt, wo repetitive Aufgaben und Ressourcenmangel zusammenkommen. Bis 2026 fehlen in Europa bis zu zwei Millionen Fahrer.
Welche modernen Technologien haben euch bei der Umsetzung eurer Innovation am meisten geholfen? Was genau verhalf LOXO zum Durchbruch?
Als wir 2021 LOXO gründeten, hatten wir bereits die erste Version der Digital Driver Software entwickelt. Damals setzten wir schon auf neuronale Netzwerke, doch die Software basierte noch stark auf deterministischen Modellen, bei denen jedes Objekt – ob Fahrrad oder Hund – einzeln klassifiziert werden musste. Dieser Ansatz war zeitintensiv und kaum skalierbar. Schnell erkannten wir, dass eine neue Technologie nötig war, die ohne klassisches „Field-Mapping“ oder Objektklassifizierung auskommt. Daher haben wir unsere Software mit Transformer-Modellen weiterentwickelt, ähnlich denen, die auch in ChatGPT – T steht für Transformer – verwendet werden. Diese Modelle ermöglichen es, enorme Datenmengen blitzschnell zu kontextualisieren und die entscheidenden Informationen herauszufiltern. Die Kombination aus diesen fortschrittlichen Modellen und zusätzlichen Sicherheitsmodellen brachte den Durchbruch. Unser Fokus liegt auf modernster Forschung, und in Sicherheitsfragen arbeiten wir eng mit CertX, der weltweit ersten Zertifizierungsstelle für KI, zusammen.
Worauf muss man deiner Meinung nach am meisten achten, wenn man mit modernen Technologien Innovation betreibt? Was sind quasi die Dos & Don’ts?
Ein Teil unserer Software setzt auf generative KI, die uns herausragende Leistung ermöglicht – ob beim Erkennen von Schildern, Objekten und Verkehrsszenarien oder beim Interpretieren der Absichten von Fussgängern. Diese Technologie macht unser Produkt skalierbar und vielseitig einsetzbar, was ohne KI in dieser Form kaum möglich wäre. Doch in puncto Sicherheit bleibt KI eine „Blackbox“. Deshalb ist es essenziell, sich nicht allein darauf zu verlassen. Wir kombinieren traditionelle Technologien mit den neuesten KI-Entwicklungen, stets mit dem Ziel, bis spätestens 2026 alle relevanten ISO-Zertifizierungen zu erfüllen. Oft sehe ich Unternehmen, die Sicherheit und Zertifizierung erst kurz vor dem Markteintritt angehen – das ist zu spät. Die Produktarchitektur muss von Anfang an so gestaltet sein, dass sie Zertifizierungsanforderungen integriert. Andernfalls riskiert man, am Ende viel Zeit, Geld und sogar den Marktvorteil zu verlieren. Dos: Halte immer die Augen auf für die neuesten Fortschritte und Technologien – können sie Mehrwert in deinem aktuellen Produkt bringen? Don’ts: Nicht einfach alles Bisherige über den Haufen werfen und aufs „Neue“ setzen, denn oft sind mit neuen Technologien auch neue Regulierungen verbunden – gut überlegen: Kann ich die überhaupt erfüllen?
Wie kann man innovative Lösungen erarbeiten? Mit welchen Tools und Arbeitsmethoden habt ihr die besten Erfahrungen gemacht?
Als Ingenieure liegt uns die Innovation gewissermassen in der DNA. Wir sind stets bestrebt, neue, nützliche Lösungen zu entwickeln. Ein Ingenieurstudium lehrt uns, Schwachstellen zu identifizieren, Chancen zur Verbesserung zu erkennen und erst zufrieden zu sein, wenn wir alle Erwartungen übertreffen. In der Welt des autonomen Fahrens gibt es viele Arbeitsmethoden: Einige Unternehmen setzen auf Teams, die gegeneinander antreten, um die beste Lösung zu finden. Wir hingegen glauben an ganzheitliche Teamarbeit, anstatt nur zu experimentieren und zu schauen, wer die beste Idee hat. Als Gründer haben wir die finale Architektur entwickelt, um ein kundenfreundliches, sicheres und zertifizierbares Produkt zu schaffen – der Weg dorthin liegt in den Händen unseres Ingenieurteams. Zudem sind wir überzeugt, dass es wichtig ist, unser Team in einem Raum zu versammeln. Deshalb haben wir ein Grossraumbüro eingerichtet, in dem technische, betriebliche und marketingrelevante Themen offen besprochen werden. Diese Entscheidung war goldrichtig: Seitdem erhalten wir viel mehr wertvolle Inputs und Fortschritte. Zudem, nichts motiviert Ingenieure mehr, als ihre Entwicklungen in der Praxis testen zu können, weshalb wir auch strategische Pilotanwendungen durchführen. Denn die echten Herausforderungen begegnen uns nicht im Labor, sondern auf der Strasse.
Bei einem Start-up gibt’s viele Stolpersteine bis zum kommerziellen Erfolg. Was fordert euch zurzeit am meisten?
LOXO ist ein Start-up mit einem erst teils kommerziellen Produkt, das jedoch auch immer noch stark in Entwicklung investiert. Während der Entwicklungsphasen sind erhebliche Mittel notwendig, und die Einnahmen aus der kommerziellen Phase reichen derzeit noch nicht aus, um das vollständig selbst zu finanzieren. Daher sind wir auf Investoren angewiesen. Investoren für ein „High-Risk“- und teils „angeschlagenes“ Feld wie autonomes Fahren zu finden ist allerdings eine Herausforderung. Venture-Capital-Geber sind oft übervorsichtig, private Investoren zunehmend zurückhaltender, öffentliche Fördermittel gehen meist an ETH-Spin-offs, und ausländische Investoren sind schwer zu erreichen oder haben sich bereits die Finger am autonomen Fahren verbrannt. Doch es ist nicht hoffnungslos. Unsere Strategie ist klar: Wir nehmen nur das Kapital auf, das wir wirklich dringend benötigen, keine überrissenen Millionenrunden, setzen auf „Smart Money“, strategische Partnerschaften und gezielte Entwicklungsschritte. Schritt für Schritt zeigen wir, dass autonomes Fahren funktionieren kann. Für mich immer wieder ein Funfact: Als guter Gründer gilt, wer möglichst viel Kapital aufgenommen hat – zumindest in den ersten zehn Jahren. Danach ist der Supergründer, welcher mit dem kleinsten Kapital erfolgreich gegründet hat.
Was rät ihr anderen, die eine Idee für eine Innovation haben, sich aber noch nicht getraut haben, sie Realität werden zu lassen? Wie kommen andere ins Tun?
Die Unsicherheit, ob eine Idee im Markt Bestand haben wird, führt oft dazu, dass man sich nicht traut, sie umzusetzen. Daher ist es wichtig, einen soliden Business Case zu entwickeln und potenzielle Kunden zu identifizieren. Ist der Business Case valide? Was könnte eventuell noch fehlen? Bei Innovationen gestaltet sich das häufig als herausfordernd, denn was wir als Gründer für bahnbrechend halten, wird von externen Beobachtern oft nicht in gleichem Masse wahrgenommen. Zudem sind die Prozessintegrationen oft komplex und können letztlich als Hindernis wirken. Deshalb ist es entscheidend, von Anfang an offen mit potenziellen Kunden zu kommunizieren – das hilft enorm!
Ein guter Mitgründer ist ebenfalls unerlässlich. Idealerweise bringt er Kompetenzen mit, die deine eigenen ergänzen, und hat Fachwissen in dem relevanten Bereich. Zudem sollte es jemand sein, mit dem du auch schwierige Themen offen diskutieren kannst und der die finanziellen Risiken des Gründens mittragen kann. Gemeinsam ist man mutiger und vor allem glaubwürdiger.