Er weiss, was Erfolg ist. Und er weiss, wie es ist, wenn man fällt. Daniel Albrecht wurde als Skiheld gefeiert und nach seinem lebensbedrohenden Unfall abgeschrieben. Aber er hat sich nie aufgegeben. Er sagt: „Es gibt nicht nur eine Bestimmung im Leben. Die Weisheit, wofür wir geboren wurden, wohnt ihn uns.“ Dies beweist der Skiweltmeister, Träumer, Unternehmer und Visionär mit seinem jüngsten Projekt: Campus B, von Daniel Albrecht auch liebevoll „Disneypark zur Potenzialentfaltung für Kinder“ genannt.
Ladies Drive: Als Kind hast du schon gross geträumt und gewusst, dass du Skiweltmeister werden willst. Wie hat sich dieser Traum geäussert?
Daniel Albrecht: Mein Bruder hat im Alter von drei Jahren zu seinem Geburtstag Ski erhalten. Die Bretter haben mich fasziniert. Später haben diese Ski mir gehört. Meine Eltern haben es nicht geschafft, mich von ihnen zu trennen. Das Gefühl auf den Skiern und das Zusammenwirken der Kräfte waren meine Leidenschaft.
Du hast dich nach deinem schweren Unfall ins Leben zurückgekämpft und bist sogar noch mal Weltcup-Rennen gefahren – bis zu deinem zweiten Unfall. Wie war der Moment, als du deinen Lebenstraum loslassen musstest?
Nach meinem Schädelhirntrauma und drei Wochen im künstlichen Koma bin ich aufgewacht und wusste nicht, wo ich war, wie ich heisse, wie alt ich bin. Ich musste wie ein Kleinkind bei null anfangen. Aber mein Körper hat mir gesagt, ich muss weiterkommen, jeden Tag. Ich hatte diese Attitüde schon als Kind. Deshalb bin ich Sportler geworden. Nicht weil ich sportlich so talentiert bin, sondern weil ich die richtige mentale Einstellung habe.
Hast du das Gefühl, du hast dich verändert? Gab es eine Transformation von dem Weltklasse-Skirennfahrer, erfolgsverwöhnt, gefeiert, für den alles stets einfach lief, hin zu dem, der du heute bist?
Bei Hirnverletzungen kommt es oft vor, dass sich die Menschen verändern. Ich bin derselbe wie vorher, mit einer zusätzlichen Erfahrung. Ich habe vielleicht nicht mehr so viel Energie und kann mich nicht so lange konzentrieren. Aber wenn ich das mache, was mein Körper will, brauche ich auch keine Energie – es fliesst einfach. Wer seiner Leidenschaft, seinem Kern nachgeht, wird erfolgreich sein. Alle grossen Erfindungen, erfolgreichen Firmen, innovativen Weiterentwicklungen sind von Freaks gemacht worden. Von Menschen, die nicht gemacht haben, was ihnen gesagt worden ist. Von Querdenkern und Pionieren, die sich nicht einem bestehenden System unterordnen.
Auch ich bin ein Fehler im System. Ich mache nichts „normal“. Und das ist genau richtig.
Das macht mich glücklich, entspannt – und erfolgreich.
Jetzt hast du ein neues Projekt geplant: einen Campus zur Potenzialentfaltung für Kinder und Jugendliche. Wie kam es dazu?
Als ich mit dem Skisport aufgehört habe, habe ich mich gefragt: „Was machst du mit deinem zweiten Leben?“ Ich hatte Erfolg im Skisport, ich hatte Erfolg mit meiner Kleidermarke, ich hatte Erfolg mit meiner Familie. Ich habe erkannt:
Ich will gar keinen Erfolg mehr! Ich will ein Leben mit Bedeutung für die Menschheit führen.
Bei all den Herausforderungen auf dieser Welt habe ich oft das Gefühl, wir Menschen haben uns noch nicht gefunden und sind als Gesellschaft irgendwo falsch abgebogen. Wie könnte ich einen Beitrag dazu leisten, dass wir unser volles Potenzial entfalten können? Das ist so unrealistisch wie mein Kindheitstraum, Skiweltmeister zu werden.
Welche Vision hast du von deinem Leben mit Bedeutung für die Menschheit?
Meine Vision ist, mit Campus B eine Art Disneypark zur Potenzialentfaltung für Kinder ab Kindergarten bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit ins Leben zu rufen. Kinder haben ein gutes Gespür und eine starke Intuition, was ihr Kern, was ihre Bestimmung ist auf dieser Welt. Sie tun, was ihnen liegt, ohne darüber nachzudenken. Wenn sie in die Schule kommen, legen sie ihre Intuition ab. Kinder, die noch nicht in der Schule sind, kennen sich selbst. Ich will ihnen einen Raum bieten, in dem sie ihr Potenzial entfalten können. Es soll ein Ort sein für eine neue Lebenseinstellung, eine Lebensphilosophie, in der wir unserem Kern folgen. Eine Wirkstätte für Kinder, Lernbegleiter, Mentoren und Eltern, welche die gleiche Einstellung leben.
Elon Musk will die Menschheit retten, indem er auf den Mars geht. Aber er nimmt das Problem mit!
Elon, ich helfe dir! (lacht) Wir brauchen eine neue Einstellung! Und wir starten bei den Kindern. Sie haben den Schlüssel zu ihrem wahren Potenzial noch nicht verlegt.
Das klingt toll! Wie ist dir dieser Sprung vom sportlichen Wettkampf zu einem Leben mit Bedeutung geglückt?
Unser System ist so aufgebaut, dass Erfolg in Geld gemessen wird. Ich komme ausserhalb von diesem Spielfeld in meine Kraft, und zwar dann, wenn ich Visionen haben und träumen darf. Es muss so gross sein, dass es unrealistisch ist. Das ist mein Purpose. Ich bin Visionär, Unternehmer, Träumer. Und ich bin ein Gefühlsmensch, der Menschen in meinem Umfeld einen Mehrwert bieten will, damit es ihnen gut geht.
Wie bist du von der Erkenntnis in die Umsetzung deines Lebenstraums gelangt?
Ein Träumer braucht einen Umsetzer an seiner Seite. Im Rahmen eines Workshops habe ich den Legacy Maker Andreas Dudas kennengelernt. Gemeinsam haben wir meinen wahren Purpose entdeckt und daraus eine weltbewegende Vision entwickelt – ich als einer, der alles hatte und wieder neu anfangen musste. Ich habe gespürt: Wir sind ein gutes Team. Ich, der Träumer, und Andreas, der Macher. Und so war es auch. Heute realisieren wir das Projekt gemeinsam.
Wo wird dein Campus B stationiert sein?
Ich starte mit dem Piloten in der Schweiz und stelle mir viele weitere Campusse auf der ganzen Welt vor. Ich möchte Kitas, Schulen, Firmen und Altersheime integrieren. Wenn ein fünfjähriges Kind sagt, es möchte Musiker werden, und im Altersheim ist jemand, der Musiker ist, kann das Kind wichtige Lebenslektionen von dieser Person lernen. Gleiches gilt, wenn es Sportlerin oder Köchin werden will. Woher kommt das Fleisch? Wie gedeiht die Frucht? Das verbindet unsere Kinder mit dieser Welt. Ich glaube, dass diese Art, junge Menschen an ihre Berufung heranzuführen, auch für Firmen der Schlüssel ist. Auf diese Weise entdecken sie junge Talente, die mit Leidenschaft dabei und glücklich sind mit ihrer Aufgabe. Diese Vision sehe ich als Sinn meines Lebens.
Dein Projekt passt zu dem Zitat von Walt Disney: „If you can dream it, you can do it.“
Ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer ist unglücklich in ihrem Job. Sie sind gefangen im System. Nach aussen hin führen sie das perfekte Leben, haben einen tollen Job, Haus, Familie, Auto … Aber der Erfolgsdruck macht sie unglücklich. Das Hamsterrad hindert sie an der Suche nach dem Sinn. Wenn sie später pensioniert werden, suchen sie sich vielleicht das Altersheim, in dem sie mit Kindern interagieren können, um so ihrem Leben einen Sinn zu geben. Es braucht Mut, aber ich bin bereit. Ich fühle mich wie die Pioniere im Flugzeugbau. Alle haben gesagt, es geht nicht. Sie haben es trotzdem gebaut. Erst danach folgte die Theorie. Jede Erfindung ist auf diese Weise gestartet. Sie hatte ihren Ursprung und Drang im Unterbewusstsein, ganz ohne Einfluss von aussen. Wieso unterdrücken wir unser Unterbewusstsein so sehr? Ich weiss auch nicht, warum wir Menschen da sind, aber es muss einen Grund geben. Wir sind ein Teil vom Ganzen. Und wir wissen gar nicht, was wir alles können.
Was macht glücklich?
Mich macht glücklich, wenn ich träumen darf, wenn ich meinen Visionen nachgehe, wenn ich aus dem Nichts etwas aufbauen und damit vielen Menschen helfen kann. Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Ganz allgemein würde ich sagen: Wenn du sein darfst, wer du bist, findest du auch Glück.
Das ist eine schöne Glücksformel!
Ich glaube, mit meinem Unfall habe ich mehr Menschen geholfen als mit meiner Skikarriere. Als junger Athlet hiess es, der wird die Nummer eins und die nächsten Jahre den Skisport dominieren. Und dann – Unfall und fertig! Alle hatten Mitleid und dachten, ich werde psychische Probleme haben und nie mehr normal leben können. Aber ich bin gesund, ich lache und bin glücklich. Viele Menschen, die selbst in einer schwierigen Lebenssituation oder krank sind oder einen Unfall hatten, schreiben mir nach einem Gespräch oder nach einem Vortrag, dass ihnen meine positive Lebenseinstellung sehr geholfen hat. Das macht mich viel glücklicher als Erfolg.
Was müssen wir unseren Kindern mitgeben?
Sie sollen ihrer Leidenschaft folgen! Das Skifahren hat sich für mich nie wie Arbeit angefühlt, selbst wenn das Training und die Umstände oft hart waren. Ich habe es einfach gemacht, weil es das Richtige war. Ich habe mich darauf konzentriert und wurde immer besser. Das müssen wir unseren Kindern beibringen. Wenn sie ihrer Leidenschaft folgen, fühlt sich alles ganz leicht an.
Stattdessen hören wir in unserer Gesellschaft Sprüche wie „Ohne Fleiss kein Preis“. Arbeit muss wehtun.
Im Gegenteil: Es muss leicht gehen! Im Sport hatte ich dieses Gefühl, und jetzt auch wieder, obwohl mir 99 von 100 Leuten sagen: „Du bist ja nicht ganz richtig im Kopf. Das ist doch nur ein Traum und hat mit der Realität nichts zu tun.“ Aber das ist mir egal! Wenn du dich für deine Sache einsetzt, wird sie gelingen.
Hast du drei Tipps für uns, wenn wir uns neu erfinden oder neu ausrichten müssen?
Kenne dich selbst und gehe deinen Weg. Umgib dich mit wohlwollenden, positiven Menschen, die dich schätzen, so wie du bist. Probleme werden kommen. Wir lernen durch Hindernisse. Am besten durch solche, die wir gerade noch selbst lösen können. Wir wachsen mit unseren Herausforderungen. Wenn du weisst, wer du bist, kannst du Probleme schneller bewältigen. Wenn du dich und dein Inneres kennst und einfach machst, was gut ist für dich, deinen Körper und deinen Geist, entfaltest du dein Potenzial. Wenn es nicht automatisch passiert, bist du auf dem falschen Weg. Es muss einfach gehen. Du spürst es! Du musst auf dein Herz und deine innere Stimme hören. Fühlst du dich nicht wohl oder bist unsicher, musst du es beiseitelegen und etwas suchen, von dem du spürst: Das ist das Richtige. Warte, bis es da ist. Es kommt automatisch!
Je früher, desto besser.
Was passiert, wenn wir unsere Kinder mit zwei oder drei Jahren schon abholen und nicht in der Schule von ihrem Weg abbringen lassen? Unsere Kinder sind die Freaks, die Erfinder:innen, die Sportler:innen, die Visionäre, die wir für unsere Zukunft brauchen! Wenn ein Kind kein sportliches Talent hat, wird es vielleicht der beste Musiker. Wenn du es spürst, dann bist du es. Nicht in der Theorie, sondern aus deinem Inneren heraus. Kinder lieben es, das Unmögliche zu versuchen. Die Grenzen setzen wir uns selbst. „Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.“ Diesen Spruch habe ich irgendwo gelesen, und er hat mich gepackt. Genau so denke ich.