Wie euch das gelingt, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Ein wichtiger Warnhinweis vorab: Positive Kommunikation bringt Menschen zum Lächeln. Ein einziges Lächeln ist bereits ansteckend! Und es hat Nebenwirkungen: Es hellt die Stimmung auf, stärkt euer Immunsystem, reduziert Angst, fördert euren Optimismus. Und dieser wiederum trägt dazu bei, dass wir hartnäckiger an Projekten dranbleiben, dass wir uns leichter auf neue Dinge einlassen und positiver auf Menschen zugehen. Trotzdem bereit für ein kleines Kommunikations-Experiment?
ICH VERSUCHE ES
Wenn ihr jetzt sagt: „Ich versuche es!“, dann klingt das vielleicht erst mal nach einem Ja. Aber Achtung! Mit Versuchen verschwendet ihr nur eure Zeit. Denn: Ihr kalkuliert das Versagen bereits mit ein. Kommt euch beispielsweise dieser Satz vertraut vor? „Ich habe versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, habe es aber leider nicht geschafft.“ Menschen, die etwas versuchen, wollen sich unbewusst im Rahmen des Bekannten aufhalten und einen Entwicklungsschritt vermeiden. Deshalb meine Empfehlung: Macht aus dem Versuch eine Entscheidung. Und bleibt dabei realistisch.
Beispiele:
„Ich versuche, positiv zu kommunizieren.“ – „Ich entscheide, positiv zu kommunizieren.“
„Ich versuche, das Wort ‚versuchen‘ aus dem Wortschatz zu streichen.“ – „Ich streiche das Wort ‚versuchen‘ aus meinem Wortschatz.“
„Ich versuche schon lange, positiv zu kommunizieren.“ – „Ich kommuniziere ab jetzt positiv.“
Klingt das nicht gleich viel klarer?
ICH BIN ABER SCHLECHT IN POSITIVER KOMMUNIKATION
Geht euch jetzt vielleicht ein Satz wie dieser durch den Kopf? Wenn ja, triggert ihr damit lediglich euer „Fixed Mindset“: Was Gretchen nicht lernt, lernt Gretel nimmermehr. Nun ist es aber zum Glück so, dass unser Gehirn sich ein ganzes Leben lang entwickeln kann. Es bildet laufend neue neuronale Verbindungen, beispielsweise wenn wir etwas Neues lernen oder wiederholt üben (Wissenschaftler nennen dies Neuroplastizität). Wir können die Struktur und Funktion unseres Gehirns auch dann aktiv beeinflussen, wenn wir positiv kommunizieren. Die Forschungen dazu reichen zurück auf den Nobelpreisträger Santiago Ramón y Cajal, der sagt, dass wir mit unseren Handlungen, Entscheidungen und unserer Kommunikation zu Bildhauern unseres eigenen Gehirns werden. In die Neuzeit führt u. a. Prof. Carol Dweck den Research: Sie bezeichnet diese wundervolle Gabe unseres Gehirns als „Growth Mindset“. Ihre mexikanische Kollegin Prof. Margarita Tarragona forscht an dominanten und positiven Narrativen. Ihre Botschaft: „Du bist die Autorin deines Lebens“.
POSITIVE KOMMUNIKATION IN AKTION
Sprecht über ein Problem nicht als Adjektiv, sondern als Substantiv. Tauscht beispielsweise „Ich bin desorganisiert“ durch „Ich neige zu Desorganisation“ aus. Oder „Ich bin unkommunikativ“ durch „Ich neige zu Schüchternheit“. Wenn ihr über Herausforderungen als Adjektive sprecht, verinnerlicht ihr diese. Wenn ihr jedoch über eine Schwierigkeit oder Hürde als Substantiv sprecht, gebt ihr diese nach aussen. Ihr beschreibt sie als etwas „separat von euch“. Das ist wichtig, denn diese kleine Veränderung in der Kommunikation hilft enorm, eine Herausforderung aus einer anderen Perspektive zu sehen. Sie zeigt auf, dass ihr mehrere Optionen habt. Vielleicht gab es eine Zeit oder Situation in eurem Leben, in der ihr sehr kommunikativ und alles andere als schüchtern wart? Mit „Ich neige zu Schüchternheit“ lasst ihr die Tür offen, um auf dieses positive Ereignis zuzugreifen – und aus der Kraft des positiven Erlebnisses heraus ein neues zu generieren. Ihr habt mehrere Optionen, um durchs Leben zu manövrieren. Mit diesem kleinen Kommunikations-Hack legt ihr die perfekte Grundlage, um aus der „passiven Opferrolle“ in jene der aktiven Agentin und Leaderin zu schlüpfen.
JA, ABER WOZU SOLL DENN DAS ALLES GUT SEIN?
… fragt ihr euch jetzt vielleicht. „Ich bin doch bisher ganz gut durchs Leben gekommen. Warum sollte ich etwas verändern?“ Das ist eine – aus kommunikativer Sicht – doppelt gute Frage! Erstens möchte ich euch als Führungskraft dazu ermutigen, „ja, aber“ durch „ja, und“ zu ersetzen. Mit „ja, und“ baut ihr auf dem Gesagten eurer Gesprächspartner auf. Die besten Ideen auf dieser Welt entstehen nun mal aus dem kreativen Zusammenwirken mehrerer und nicht aus der kompetitiven Haltung des Gewinnens und Verlierens, die da lautet: „Es kann nur eine Idee gewinnen, und zwar meine!“ Es geht nicht darum, jemanden zu besiegen, sondern dazuzugewinnen. Zwei Sichtweisen führen schneller zu einem gemeinsamen, höheren Ziel. Ausserdem regt ihr damit die Kreativität an und werdet als aufmerksame Zuhörerin wahrgenommen.
UNSERE WORTE ERSCHAFFEN UNSERE REALITÄT
Der vermutlich wichtigste Benefit der positiven Kommunikation ist, dass sie unseren Optimismus anregt. Es gibt viele Studien, u. a. von Prof. Barbara Fredrickson oder Prof. Richard Wiseman, die zeigen, wie nützlich Optimismus ist. Wenn wir zuversichtlich sind, dass wir etwas erreichen, agieren wir entsprechend beharrlich an unseren Bemühungen, auch wenn die Umstände schwierig sind. Pessimisten geben viel schneller auf. Sie haben es ja „versucht“, aber … (hier folgt eine beliebige Begründung). Optimisten suchen keinen Grund – sie suchen einen Weg. Optimismus trägt ausserdem dazu bei, dass sich Menschen in Stresssituationen besser zurechtfinden. Wenn etwas schiefgeht, sehen es Optimisten als Einzelereignis an, zum Beispiel: „Ich habe die Rede verhauen – ich werde mich vor dem nächsten Auftritt besser vorbereiten“, wohingegen Pessimisten dazu neigen, zu generalisieren und es als Spiegelbild ihrer selbst zu sehen („Ich bin schlecht im Sprechen vor Publikum. Ich werde meine Audienz nie begeistern“).
In den Worten von Margarita Tarragona: „Ich bin ich. Das Problem ist das Problem.“
Pessimisten verinnerlichen ein Problem – Optimisten tragen es nach aussen. Damit schenken sie sich die Möglichkeit, zu wachsen, neue Erfahrungen zu sammeln, aufzublühen, zu brillieren. Optimismus hilft euch dabei, neue Möglichkeiten zu entdecken, sich von Rückschlägen schneller zu erholen, sich mit anderen zu verbinden und die beste Version eurer selbst zu werden.
Die positive Kommunikation leistet einen einfachen, effektiven und sogar kostenlosen Weg, optimistisch durchs Leben zu gehen. „Sprache ist nicht unschuldig“, sagt der Psychologe Tom Andersen. Positiv formuliert: Sprache formt und beeinflusst unsere Wahrnehmungen. Unsere Worte erschaffen unsere Realität.
Macht doch gleich heute aus dem Versuch, positiv zu kommunizieren, eine Entscheidung. Dann seid ihr in spätestens 66 Tagen Profis der positiven Kommunikation – so schnell geht es nämlich, bis wir Menschen aus einem neuen Verhalten eine Gewohnheit gemacht haben. Startet am besten gleich heute, und beobachtet, wie eure Kommunikation leicht und schnell verstanden wird, weil sie Lösungen adressiert, den Sinn und Zweck stärkt und obendrauf die Handlungsfähigkeit beflügelt – eure eigene wie auch jene eures Teams. Viel Freude beim Experimentieren!
Claudia Gabler
Claudia Gabler ist Expertin für positive Kommunikation und zertifizierte Happiness-Trainerin