Von einem Programm für Quereinsteigerinnen, um den Frauenanteil in der IT-Welt zu optimieren, ist ein Befähigungskonzept für unfassbar talentierte Frauen nach einer Karriere-Zäsur geworden. Wir begleiten BWBW mit Ladies Drive seit Jahren in einer Kooperation und wollten wissen, ob solche Förderprogramme Frauen zu kleinen Superheldinnen werden lassen können. Salesforce hat als Tech-Unternehmen ein Interesse, möglichst diverse und starke Teams aufzubauen, die die immer umfassenderen Kundenbedürfnisse bedienen können. Gerade die digitale Transformation fordert uns alle. „Und wir können es uns heute schlicht nicht mehr erlauben, Talente links liegen zu lassen“, argumentiert die Marketingchefin von Salesforce trocken.
Vanessa Gentile über Karriere in der Tech-Welt und die Herausforderungen der digitalen Transformation.
Ladies Drive: Vanessa, lass uns mal kurz zurückschauen. Weshalb hast du das Programm BRING WOMEN BACK TO WORK überhaupt initiiert? Weshalb war es für dich so wichtig?
Vanessa Gentile: Die Ausgangslage war damals simpel: Wir sahen einen wachsenden Bedarf an Arbeitskräften, die Salesforce-Produkte einsetzen und anwenden können. Und diese gab und gibt es schlicht zu wenig auf dem Markt, wie in technisch basierten Rollen im Allgemeinen. Chancengleichheit ist ausserdem ein mir sehr wichtiger Wert – deshalb sind Salesforce und ich vermutlich auch unter anderem so ein guter Match, schliesslich ist es auch einer unserer stark gelebten Markenwerte. Ich hatte daher die Idee, unsere Salesforce-Partner wie Accenture, Deloitte und andere dabei zu unterstützen, neue Talente, insbesondere Frauen, zu gewinnen, da diese in ihren Teams unterrepräsentiert waren. Und wie allgemein bekannt ist, entgehen dem Arbeitsmarkt jährlich viele potenzielle Arbeitskräfte, da diese aufgrund von Care-Arbeit nur Teilzeit arbeiten wollen oder den Anschluss nach dieser nicht wiederfinden, wie ich selbst bei meinen zwei kleinen Jungs erleben musste. Die Idee wurde in einer schwierigen Phase meines Leben geboren, als ich mich unerwartet in der Situation wiederfand, mich selbst neu zu orientieren und meinen beruflichen Weg neu definieren zu müssen. Nach meiner Rückkehr aus dem zweiten Mutterschutz verlief alles anders als geplant. Die Bedingung war also, dass wir, um neue weibliche Talente zu finden, diese selbst ausbilden mussten. So entstand auch das Motto des Programms „Hiring for Attitude“. Ein Umdenken musste stattfinden, um neue Profile einzustellen und diese sowohl durch das Programm als auch im Unternehmen nach der Einstellung zu fördern. So entwickelte ich ein Programm, das heute nicht nur Hard Skills, sondern auch viele Soft Skills, Coaching, Mentoring oder auch mentale Gesundheitstrainings bietet. Alles, was man braucht, um zu einer besseren Version von sich selbst zu wachsen – für die Zukunft und für unsere nächste Generation.
Mittlerweile ist das Programm ja megaerfolgreich und wird als Blaupause für andere Märkte ausgerollt. Wo gibt es dein Programm mittlerweile überall?
Salesforce hat BWBW erfolgreich in mehreren Regionen wie Zentraleuropa und Deutschland eingeführt. Es trägt dazu bei, Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Dieses Jahr ist der Start in weiteren europäischen Ländern geplant. Unser Ziel, unsere Vision ist es, bis ins Jahr 2026 rund 8.000 Frauen wieder ins Berufsleben zu integrieren.
Wie stolz bist du darauf, dass du so viele Quereinsteigerinnen in die Salesforce-Welt gebracht hast?
Es erfüllt mich tatsächlich mit Stolz, dass wir so viele Quereinsteigerinnen in das Salesforce-Ökosystem gebracht haben. Diese Vielfalt und neue Perspektiven bereichern nicht nur unser eigenes Ökosystem, sondern stärken auch die Unternehmen generell. Und das ist es, wofür wir bei Salesforce auch stehen: die Stärkung der Gesellschaft. Ausserdem sind Unternehmen, die Diversität als Teil ihrer Identität und Unternehmenskultur leben, deutlich innovativer und erfolgreicher. Aber das sollte man im Jahr 2024 eigentlich nicht mehr sonderlich betonen müssen.
Ihr bietet den Kundinnen und Kunden Support im Bereich Marketing & Service und unterstützt Firmen auch bei der digitalen Transformation. Was sind denn die häufigsten Fehler, die ein Unternehmen bei der digitalen Transformation machen kann?
Eine digitale Transformation muss ganzheitlich geschehen und jeden einzelnen Mitarbeitenden einbeziehen. Ein häufiger Fehler ist es, die Bedeutung der Mitarbeiterbeteiligung und Schulungen zu unterschätzen. Aber nicht nur hier muss quasi die Basis für eine digitale Transformation und eine moderne Customer Journey gelegt werden: Es braucht eine grundlegende und umfassende Datenstrategie. Datensilos müssen aufgebrochen, vollständige, jederzeit zugängliche, richtige und somit vertrauenswürdige Datenquellen müssen geschaffen werden. Haben Unternehmen eine Datenstrategie implementiert, können sie eine moderne, effektive Customer Journey realisieren, haben aber auch gleichzeitig die Grundlage für den effizienten und vertrauenswürdigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz geschaffen.
Und was sind die Erfolgsfaktoren, um die Frage mal umzudrehen?
Die erfolgreiche digitale Transformation beruht auf klaren Zielen, einer agilen Herangehensweise, kontinuierlicher Schulung der Mitarbeitenden und einer effektiven Nutzung von Technologien, so wie sie auch Salesforce anbietet, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, basierend auf einer umfassenden Datenstrategie.
Ich hab gelesen, dass ihr eure Kunden unterstützt, zu sogenannten Customer Companies zu werden. Was bedeutet das in der Praxis genau?
Customer Companies zeichnen sich durch eine kundenorientierte Strategie aus, bei der Kundeninteraktionen im Mittelpunkt stehen. Salesforce unterstützt Unternehmen dabei, ihre Kundenbeziehungen über alle Touchpoints hinaus zu optimieren, indem es innovative Technologien und Tools bereitstellt.
Ihr habt eine Salesforce Community, die sich Trailblazer nennt – eine globale Community. Was nützt euren Kunden diese Community – wie kann ein Kunde von euch davon profitieren für sein eigenes Geschäft?
Die Trailblazer-Community bei Salesforce ist ein globales Netzwerk von Benutzern, Entwicklern, Administratoren und Innovatoren, die sich für die gemeinsame Nutzung von Wissen, Erfahrungen und Best Practices rund um Salesforce-Plattformen engagieren. Die Bezeichnung „Trailblazer“ bezieht sich auf Personen, die aktiv Pfade (Trails) erkunden, neue Ideen vorantreiben und innovative Lösungen in der Salesforce-Welt gestalten. In der Trailblazer-Community können Mitglieder beispielsweise Wissen teilen: Trailblazer nutzen die Plattform, um ihre Expertise und Erfahrungen mit anderen zu teilen. Das reicht von bewährten Methoden in der Anwendungsentwicklung bis hin zu strategischen Ansätzen im Bereich des Customer Relationship Managements. Sie können Innovation fördern – die Community dient als Raum für den Austausch von Innovationen und die Diskussion über neue Ideen. Mitglieder können sich gegenseitig inspirieren und gemeinsam an neuen Lösungen arbeiten. Sie können aber auch netzwerken. Trailblazer haben die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich mit Gleichgesinnten, Branchenexperten und Salesforce-Profis zu vernetzen. Dies fördert die Zusammenarbeit und ermöglicht es den Mitgliedern, von verschiedenen Perspektiven zu lernen. Und sie ermöglichen Lernen und Schulung. Das heisst: Die Community bietet Ressourcen für kontinuierliches Lernen, einschliesslich Schulungen, Webinaren, Dokumentationen und Trailhead, dem interaktiven Lernportal von Salesforce. Und last, but not least bedeutet es auch Karriereentwicklung. Durch die Teilnahme an der Trailblazer-Community können Mitglieder ihre Karriere vorantreiben, indem sie ihre Fähigkeiten verbessern, Zertifizierungen erlangen und sich in der Salesforce-Community als Experten positionieren.
Salesforce arbeitet mit einer generativen KI – kannst du uns erzählen, wie das funktioniert?
Ja, wir nutzen KI schon seit fast einer Dekade, um unseren Kundinnen und Kunden die Arbeit zu erleichtern. Salesforce ist die einzige Plattform, die vertrauenswürdige KI an oberster Stelle positioniert. Wir beschreiben dies mit der Formel „Customer Relationship Management + Daten + KI + Vertrauen“. Unsere generative KI, Einstein befähigt unsere Kundinnen und Kunden, automatisierte, intelligente und personalisierte Kundenerfahrungen anzubieten. Mitarbeitende werden produktiver und haben mehr Zeit für komplexe, strategische Aufgaben. Um es etwas konkreter zu machen, ein Beispiel: Einstein Copilot for Shoppers ist eine verbrauchernahe Version unseres generativen KI-Assistenten. Er erleichtert personalisierte Konversationen mit Käufern durch natürliche Sprache auf digitalen Stores und hilft ihnen, für sie relevante Produkte zu entdecken. Eine Kundin in der Schweiz kann das Tool beispielsweise über ihren bevorstehenden Wintercampingausflug und den Bedarf an Zubehör informieren. Basierend auf zur Verfügung stehenden Daten wie dem Standort der Käuferin und ihrem bisherigen Kaufverhalten kann Einstein Copilot ein wasserdichtes Zelt in der von ihr bevorzugten Farbe empfehlen und einen Link zum sofortigen Check-out für einen beschleunigten Kaufabschluss. Wie erwähnt, legen wir bei Salesforce sehr grossen Wert auf Vertrauen – auch in KI. Wir haben daher den Einstein Trust Layer eingeführt, der es den Kunden ermöglicht, die Vorteile der generativen KI zu nutzen, ohne ihre Datensicherheit und Datenschutzkontrollen zu beeinträchtigen.
Was kann die KI, und wo hat sie ihre Grenzen?
Künstliche Intelligenz kann komplexe Aufgaben automatisieren, Muster erkennen, prädiktive Analysen durchführen und personalisierte Empfehlungen geben. Ihre Grenzen liegen jedoch in der Fähigkeit, menschliche Kreativität, emotionale Intelligenz und moralisches Urteilsvermögen zu replizieren. KI basiert aber auf vorhandenen Daten und kann bei unzureichenden oder verzerrten Daten zu Fehlern führen.
Programmiert bei euch eigentlich bereits eine KI im Hintergrund oder sind das (noch) echte Menschen?
Wir integrieren fortschrittliche KI-Modelle, um automatisierte Prozesse, personalisierte Empfehlungen und innovative Funktionen bereitzustellen. Dennoch spielen echte Menschen eine entscheidende Rolle, insbesondere bei komplexen Aufgaben, kreativen Prozessen und ethischen Entscheidungen. In der KI-Welt von morgen stellen wir uns vor, dass die künstliche Intelligenz nahtlos in unser tägliches Leben integriert wird. Die Benutzer werden ein klares Verständnis dafür haben, wie KI-Algorithmen Entscheidungen treffen, um fehlerhafte oder vorurteilsbehaftete Ergebnisse zu vermeiden. Unsere KI-Systeme werden so reguliert, dass sie sich an strenge Richtlinien halten und die Privatsphäre und Sicherheit. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich Salesforce verpflichtet, an der Regulierung von KI mitzuwirken. Mit unserem Office of Ethical and Humane Use of Technology legen wir den Schwerpunkt auf die verantwortungsvolle Entwicklung und Bereitstellung von KI-Systemen. Für uns ist klar: Es muss immer ein Mensch in die Aktivitäten involviert sein, diese überprüfen und falls nötig anpassen.
Weshalb ist ein funktionierendes CRM so wichtig auch für ein KMU?
Ein effektives Customer Relationship Management ist für alle Kunden, nicht nur KMU entscheidend, da es eine zentrale Datenbank für Kundeninformationen bereitstellt. Kleinere und mittlere Unternehmen sind häufig der Ansicht, dass dies zu komplex oder zu „gross“ für sie ist. Statistiken zeigen aber, dass Unternehmen mit einem gut implementierten CRM-System ihren Umsatz um durchschnittlich 29 Prozent steigern können – egal wie gross sie sind. Durch die Verbesserung der Kundenbindung, gezielte Marketingstrategien und effiziente Vertriebsprozesse trägt ein CRM massgeblich zur Steigerung des Unternehmenserfolgs bei.
Wie kann man sich für das Programm bewerben?
Mehr dazu auf www.bringwomenbacktowork.com.
Wie kann man das Programm als Unternehmen unterstützen?
Auf der BWBW-Website gibt es die Möglichkeit, eine Spende zu tätigen. Alternativ können sich Firmen auch als Sponsor-Partner oder als Hiring-Partner melden, wenn ihr auf den BWBW-Talentpool zugreifen möchtet.