The Maker Movement: Tor Alva

Interview: Sandra-Stella Triebl
Rendering: DBT ETH Zürich

Ladies Drive No. 68. The Maker Movement: Tor Alva
Ladies Drive Magazine
Tor Alva ist ein pionierhaftes Non-Profit-Projekt im Kulturbereich. Es entstand durch die Zusammenarbeit der Nova Fundaziun Origen und der ETH Zürich, an der Schnittstelle zwischen Kreativität und Forschung.

Der Weisse Turm erzählt die Tradition des Dorfes Mulegns weiter, als grosse gebaute Installation, die an die berühmten Zuckerbäcker des Dorfes erinnert – und als Kulturraum für Performatives dient. Ein faszinierendes Beispiel, wie das Maker Movement auch im Kultur- und Architekturbereich funktionieren und Früchte tragen kann. Der Weisse Turm (Tor Alva), der mit digitaler Drucktechnologie erbaut wurde, ist übrigens rekordverdächtig: Mit dieser Technologie wurde bislang noch nie so hoch gebaut. Der Weisse Turm wird mit 30 Metern Höhe das höchste 3-D-gedruckte Bauwerk der Welt.

Wir haben bei Origens-Intendanten Giovanni Netzer nachgefragt, wie es um den Tor Alva steht.

Ladies Drive No. 68. The Maker Movement: Tor Alva
Von links: Giovanni Netzer (Intendant Origen), Michael Hansmeyer (Architekt, ETH), Ana Anton (Postdoc-Wissenschaftlerin in 3-D-Beton-Druck, ETH), Andrea Hämmerle (Präsident Förderverein Pro Origen), Daniel Wasescha (Gemeindepräsident Surses), Benjamin Dillenburger (Architekt ETH). Fotos: Benjamin Hofer

Ladies Drive: Ihr seid Teil des Maker Movements. Wo kam die erste Idee für eure Innovation her? Wie ist sie entstanden und vor allem auch: Weshalb ist sie entstanden?

Giovanni Netzer: Entstanden ist die Idee zum Weissen Turm im Dialog mit Prof. Benjamin Dillenburger. Ziel war es, ein innovatives Kulturprojekt aufzugleisen, das einerseits zur Belebung des aussterbenden Bündner Bergdorfes Mulegns, der Förderung von sanftem Tourismus, beiträgt und andererseits regionalen und nationalen Wissenstransfer im Bereich des nachhaltigen Bauens ermöglicht. Aber auch nicht zuletzt Wertschöpfung in einer strukturarmen Region generiert.

Welche modernen Technologien haben euch zum Durchbruch verholfen? Wie wurde die Idee Realität?

Es kam der digitale Druck von Beton zur Anwendung. Diese robotische Bauweise vermeidet Abfall, da sie keine Schalung mehr benötigt. Der gezielte Einsatz von Beton ermöglicht eine enorme Ressourceneinsparung. Weiters waren Konzepte der Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung in der Planung von Relevanz. Die Konstruktion des Gebäudes ist modular ausgeführt und kann somit an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Die Demontage war also bereits in der Planungsphase berücksichtigt worden. Damit der Turm ganzjährig bespielt werden kann, wird über die Wintermonate eine ultraleichte Membran montiert; über die Sommermonate ist der Bau offen.

Mithilfe von Bauunternehmen der Region wurde das Projekt geplant und wird nun umgesetzt. Dies gewährleistet den Wissens­transfer zwischen Wissenschaft und Praxis. Eingebunden sind die Unternehmen Zindel United, Invias AG, Uffer AG sowie Conzett Bronzini Partner AG. Natürlich darf auch nicht die finanzielle Beteiligung von Privatpersonen, der öffentlichen Hand und ­unzähligen Stiftungen vergessen werden, die dieses Projekt überhaupt ermöglicht haben.

Worauf muss man am meisten achten, wenn man mit modernen Technologien Innovation betreibt? Wo seht ihr die Stolpersteine?

Da der Weisse Turm ein Pionierprojekt ist und noch nie mit dieser Drucktechnologie so hoch gebaut wurde, muss man sich immer auf unvorhergesehene Herausforderungen gefasst machen. Der Bau eines Prototypen verlangt eine flexible Planung, viele Tests, unkonventionelle Lösungsansätze und natürlich Geduld.

Wie kann man innovative Lösungen erarbeiten? Mit welchen Tools und Arbeitsmethoden habt ihr die besten Erfahrungen gemacht?

Am Anfang steht immer eine starke, aussergewöhnliche Idee, die auf Verwirklichung drängt und für anhaltende Faszination sorgt. Die Treue zur Idee verlangt häufig neue Wege der Umsetzung – daraus entsteht Innovation.

Manchmal braucht es für Innovation tatsächlich eine gute Mischung zwischen Beratungsresistenz und Offenheit – das kenne ich selbst nur zu gut. Was ist oder war für euch am forderndsten in diesem ganzen Prozess?

Die Verzögerung im Aufbau des Turmes beschäftigt uns natürlich. Aber man kann nicht alles voraussehen, damit muss man leben. Das ist aber kein Grund zum Zweifel. Wir sind überzeugt, dass der Turm unserer Vision gerecht werden wird, den Kanton Graubünden und die Schweiz architektonisch und kulturell profilieren wird. Das tut er auch jetzt schon, bevor der Bau vollständig abgeschlossen ist – der Weisse Turm wird schon heute weltweit rezipiert.

Als Stiftung ist man immer auch auf Menschen angewiesen, die an die Vision glauben und entweder ehrenamtlich oder finanziell dazu beitragen. Unsere Arbeit ist immer an eine gewisse Unsicherheit und an ein grosses Risiko gebunden – aber damit lernt man umzugehen.

Was möchtet ihr anderen raten, die eine Idee für eine Innovation haben, sich aber noch nicht getraut haben, sie Realität werden zu lassen?

Man braucht viel Mut und Wille zur Umsetzung. Beharrlichkeit ist eine unentbehrliche Qualität. Aber das Wichtigste ist, Menschen zu finden, die genauso an eine Vision glauben können.

Mehr über die Nova Fundaziun Origen findet ihr hier:

www.origen.ch

www.tor-alva.ch

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IN A NUTSHELL:

Beim Tor Alva arbeitet die Kulturstiftung Origen mit der ETH Zürich und den Bündner Industriepartnern Zindel United, Invias AG, Uffer AG und dem Ingenieurbüro Conzett Bronzini Partner AG zusammen. Die Idee: Als weltweites Unikat trägt der Weisse Turm zur Belebung des von Abwanderung gefährdeten Bergdorfes Mulegns bei, fördert dabei auch gleichzeitig einen sanften und hochwertigen Tourismus in der Region, erhöht die Lebensqualität im Val Surses, schafft einen regionalen und internationalen Wissenstransfer und profiliert den Kanton Graubünden und die Schweiz architektonisch wie auch kulturell.

Veröffentlicht am Dezember 17, 2024
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