Scham – Schuld – Selbstzweifel – Priska Burkard

Idee & Realisation: Sandra-Stella Triebl
Foto: Tomek Gola / www.gola.pro
Make-up: Angela Meleti
Location: Zürcher Kammerorchester

Ladies Drive Magazine - Priska Burkard
Ladies Drive Magazine
Priska Burkard portraitiert und interviewt zum Thema "Scham – Schuld – Selbstzweifel" in der Ausgabe No 60 (Winter 2022/2023).

Priska Burkard

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Co-Founder und Geschäftsführerin von TechFace (SKILLS FINDER AG)
www.techface.ch

What we’re doing here ain’t just scary, it’s about to be legendary“

Welshly Arms

Scham und Selbstzweifel haben insofern miteinander zu tun, als das eine zum anderen führen kann. Aus Scham entstehen Selbstzweifel, aber auch Selbstzweifel können zu Schamgefühlen führen.

Für mich selbst sind aber die Selbstzweifel die vorherrschenden Gefühle. Sie begegnen mir fast täglich, ohne dass andere sie bei mir wahrnehmen. Oft sind sie auch einfach hausgemacht und verunsichern mich, beeinträchtigen mein Selbstbewusstsein.
Bei Scham hingegen fühle ich mich eher machtlos und traurig. Ich beziehe es auf etwas, was bereits geschehen ist und nicht mehr geändert werden kann. Sei es weil ich in aller Öffentlichkeit hingefallen bin oder meinen Text in einem Pitch vergessen habe.
Das Selbstzweifeln begegnet mir jeden Morgen nach dem Aufstehen! Seit ich selbstständig arbeite, frag ich mich fast täglich, ob ich denn alles richtig mache und mich als Unternehmerin eigne.

Schamgefühle kommen auf, wenn ich mich mit anderen Unternehmerinnen vergleiche. Ich schäme mich dann dafür, dass ich nicht „mehr“ erreicht habe oder genauso erfolgreich bin. Das kommt zum Glück jedoch sehr selten vor, und auch nur dann, wenn mich gerade eine Flut von Selbstzweifeln überkommt.

Wenn mich Selbstzweifel plagen, suche ich mir in meinem Tagesablauf Aufgaben aus, bei denen ich weiss, sie gelingen mir gut und ich mach sie sehr gern. Das hebt die Motivation und das Selbstbewusstsein. Im Austausch mit anderen Unternehmerinnen oder Freundinnen kann ich mir eine neutrale Aussensicht einholen, die mir aufzeigt, dass meine Selbstzweifel unnötig sind.

Wo Scham sich in mein Leben geschlichen hat

Vor ein paar Jahren wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert, welcher mit einer Hormontherapie behandelt wurde. Zu Beginn der Therapie hatte ich mit starken Stimmungsschwankungen und Hitzewallungen zu kämpfen. Ich hatte unkontrollierte Gefühlsausbrüche gegenüber Menschen, die nichts von meiner Therapie wussten. In den unmöglichsten und vor allem in beruflichen Situationen hatte ich Schweissausbrüche und das Gefühl, einen hochroten Kopf zu bekommen.

Noch heute schäme ich mich manchmal für diese Situationen. Erst als ich begonnen habe, meine Krankheit und die Therapie nicht zu verheimlichen und offen darüber zu reden, was in mir abgeht, konnte ich mit meinen Schamgefühlen besser umgehen.
Nicht lange her hatte ich bei einem Zwei-Minuten-Pitch ein komplettes Blackout und meinen Text vergessen! Auch das war eine sehr beschämende Situation. Heute kann ich darüber lachen, denn ich weiss, das passiert den Besten!

Wofür ich mich nie schämen werde, ist, für meine Ansichten und Erfahrungen einzustehen. Meine Erfahrungen machen mich zu dem, was ich heute bin, und durch meine eigene Meinung und meine eigenen Ansichten kann ich authentisch bleiben.
Über Scham zu sprechen macht uns verletzlich, angreifbar. Während wir immer noch glauben, dass nur starke, unantastbare Menschen gut und erfolgreich sind, machen gerade diese Gefühle uns zu besseren Menschen, die bereit sind zu lernen. Das Bild der heutigen Gesellschaft beeinflusst uns in diesem Zusammenhang sehr und hält uns davon ab, über unsere Scham zu reden. Das zeigen auch die aktuellen Weltgeschehnisse, wie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Scham-Resilienz für Introvertierte

Ich bin eine introvertierte Person, ich hole mir meine Kraft und Energie aus dem Rückzug. Und genau das mache ich auch, um meine Scham-Resilienz aufzubauen. Ich ziehe mich zurück, wo ich erst mit mir selbst die Gefühle aussondieren und einordnen kann. Dies hilft mir, mein Selbstbewusstsein aufzubauen und gestärkt der Situation entgegenzutreten. Danach suche ich das Gespräch mit Menschen, mit denen ich über das Vorgefallene reden kann, die mich dafür nicht be- oder verurteilen und einfach nur zuhören.

Weshalb wir uns abhängig vom Urteil anderer machen

Der Grund hierfür ist häufig Zugehörigkeit – wir möchten alle dazugehören. Die Angst davor, dass wir, wenn wir die Erwartungen von anderen Menschen nicht erfüllen, deshalb nicht mehr dazugehören, ist schon seit Urzeiten vorhanden. Es ist ein Urinstinkt, den wir für unser Überleben benötigen.

Wir können uns davon befreien, wenn wir verstehen, weshalb wir genau wohin oder zu wem gehören möchten. Was spielt diese Zugehörigkeit für eine Rolle, und was passiert oder können wir tun, wenn diese Zugehörigkeit nicht mehr da ist? Wenn wir lernen, wir selbst zu sein, unabhängig von dem, was wir gerade machen oder wo und mit wem wir sind, können wir ein Selbstwertgefühl aufbauen, das losgelöst von jeglicher Aussenansicht ist und bestehen bleibt.

Mein Tipp für andere Frauen

Blickt zurück auf das, was ihr bereits erreicht habt, und zelebriert jeden auch noch so kleinen Erfolg. Seid euch im Klaren darüber, dass nur ihr bestimmen könnt, was Erfolg ist. Denn für jede ist Erfolg etwas anderes.

Gerne würde ich ein Buch empfehlen, dass sich mit dem Thema Scham sehr gut auseinandersetzt und mir viele wertvolle Einsichten gegeben hat: Brené Brown – „The Gifts of Imperfection“.


Weitere Interviews in der Serie „Scham – Schuld – Selbstzweifel“:

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Veröffentlicht am März 04, 2023

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