Giada Ilardo
Gründerin & CEO GIAHI AG
www.giadailardo.com
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Ich verspüre Scham, wenn mir mein Ego im Weg steht“
Scham und Selbstzweifel sind unter uns Frauen leider sehr stark verbreitet. Ich erlebe das immer wieder in meinen Coachings, wie unsicher und unwohl sich viele Frauen in ihrer Haut fühlen.
Scham ist ein Gefühl, das wir tief im Inneren mit unserer eigenen Person verspüren und demnach ausfechten müssen. Wir hadern mit den eigenen Entscheidungen, hinterfragen uns selbst oder grübeln darüber nach, welchen Eindruck wir bei anderen hinterlassen haben. Ein Gefühl, das sich beklemmend und anhaltend anfühlt und einen davon abhält, Grosses zu erschaffen, vor allem aber einen davon abhält, sein Potenzial voll auszuleben.
Ich empfand früher Scham in der Art, wie ich war. Mir wurde bereits als junges Mädchen gesagt, ich sei „zu viel“. Zu viel Energie, zu laut, zu direkt, einfach „too much“. Ich brauchte viele Jahre, um zu verstehen, dass ich gut bin, so wie ich bin, und mein Selbst nicht ändern kann. Ich kann ändern, wie ich denke, wie ich handle und mich dabei stets weiterentwickeln. Meine Natur aber ist die, die mir geschenkt wurde. Ich habe gelernt, dass mein „Too much“-Sein einen riesigen Mehrwert darstellt. Ich habe mein Ventil in meinem Tun gefunden. Ich bin Unternehmerin und Coach, beides gibt mir die Möglichkeit, meine Energie und mein Wissen in vollem Umfang auszuleben und weiterzugeben.
Ich erwische mich immer wieder in Situationen, in denen ich Scham verspüre, wenn mir mein Ego im Weg steht. Wenn das aufkommt, muss ich mich stets daran erinnern, dass alles in meiner eigenen Betrachtungsweise der Perspektive liegt. Meine Perspektive führt mich erst dahin, dass ich mich für etwas oder eine Situation schäme, und so gesehen existiert alles also nur in „meiner“ Realität. Heute weiss ich, wer ich bin, und Fehler sind zum Wachsen da. Wieso also sich immer für alles verurteilen? Ich habe eine Aufgabe auf dieser Welt, und die habe ich in voller Leidenschaft zu erledigen. Scham und Selbstzweifel stehen einem stets im Weg. Jedes Mal, wenn das Gefühl aufkommt, gehe ich tief in mich, um zu erkennen, woher das kommt, und nutze es dazu, mich weiterzuentwickeln, denn das heisst, dort ist noch Bedarf, Stärke zu gewinnen.
Weshalb viele Menschen Angst haben, über Scham zu sprechen?
Es ist schade zu sehen, wie vielen Menschen ebendies im Wege steht. Lieber machen sie etwas nicht, denn man könnte ja verurteilt werden.
Stärke und Mut zu zeigen bedarf eines grossen Glaubens an sich.
Als Kind hat man den Glauben ganz natürlich, und doch – irgendwann verliert man ihn. Die Frage ist daher: Wie komme ich wieder zu meinem inneren Glauben, dem Glauben an mich selbst, an das Universum und daran, dass so oder so alles gut kommt?
Scham und Unsicherheit kann aber auch ein von aussen impliziertes Gefühl sein. Denn oft ist es die Unsicherheit des Gegenübers, die sich in einem widerspiegelt.
Mein Weg zur Scham-Resilienz
Wie kommt dieses Gefühl überhaupt auf? Wo entsteht es? Das sind die Fragen, die ich mir immer und immer wieder stelle, um mich diesem Gefühl zu stellen.
Ich habe mich entschieden, keine solchen Emotionen mehr haben zu wollen. Das heisst, ich muss verstehen, woher sie kommen, und sie tief im Inneren bekämpfen und auflösen.
Ich hinterfrage alles im Leben und nehme nie etwas so, wie es scheint. Ein Leben in Fülle zu leben heisst auch, in sich zu gehen und zu verstehen, wieso man sich so fühlt. Ich habe für mich herausgefunden, dass Scham ein von mir eingebildetes Gefühl ist, das sich ändern lässt. Wir müssen nicht damit leben oder uns damit abfinden!
Ich akzeptiere und liebe mich so, wie ich bin, und schäme mich nicht dafür. Im Gegenteil, ich habe Stärken und fokussiere mich darauf.
Wir müssen aufhören, so hart mit uns ins Gericht zu gehen. Das ist nicht unsere Bestimmung.
Wie man sich vom Urteil anderer befreit
Wir müssen eines verstehen: Wir sind nicht auf dieser Welt, um irgendjemandem zu gefallen. Was ist unsere wahre Begabung, und wofür wollen wir stehen? Ein Leben zu leben in absoluter Fülle bedeutet auch, sein eigenes Leben zu leben – und nicht das eines anderen. Sich zu vergleichen ist häufig lediglich der Ursprung von Unglück.
Inspiration ja, vergleichen und in sich dieses leere Gefühl aufkommen lassen: Nein!
Glück erlangen wir in der Akzeptanz dessen, was wir sind.
Mein Tipp an andere Frauen
Das Leben ist zu kurz, um sich Gedanken darüber zu machen, was die anderen von einem halten. Wir haben das grösste Geschenk bereits erhalten, und das ist das Leben selbst.
Jedem zu gefallen ist einfach nicht möglich und auch nicht erstrebenswert.
Ich verstehe das Leben wie folgt: Wir sind hier, um wir selbst zu sein, wir sind genug und perfekt erschaffen worden. Wir müssen lediglich eines: uns entdecken, uns weiterentwickeln, unseren Talenten mit Leidenschaft folgen, das Leben „erleben“ und so viel wie möglich zurückgeben.
Denn Erfolg ist das, was folgt, wenn du deiner Bestimmung folgst.
Das Leben kann nur nach vorn gelebt werden, ins Ungewisse und in eine unbekannte Zukunft, rückblickend werden wir aber die Verknüpfungen verstehen.
Gewinne wieder die Leichtigkeit und Freude am Tun.
Glaub an dich, sei mutig, trau dich, einfach du zu sein.
Stich heraus und geniess deine Träume!
Weitere Interviews in der Serie „Scham – Schuld – Selbstzweifel“: