Trotz Stolpersteinen und unerwarteten Rückschlägen hat Catherine Meuter an ihrem Traum festgehalten, und wir sind stolz, mit dieser Powerfrau, die wie kaum eine andere den Hashtag #krassefrauen verdient, jetzt eine Kooperation verkünden zu können. Ladies Drive kooperiert mit VYN, die berühmt für ihre nachhaltige Produktion und die austauschbaren Absätze sind – das ist echte „Business Sisterhood“.
Rückblende: Am letzten Female Innovation Forum 2023 durften wir einige neu geschaffene Awards erstmals vergeben. Dazu gehörte der Design Innovation Award, der aus einer langjährigen Partnerschaft von Büromöbelgigant USM mit der Ladies Drive World entstanden ist.
Ladies Drive: Du hast ein Schuhlabel kreiert, wie es so noch keines gegeben hat. Wieso ausgerechnet Schuhe?
Catherine Meuter: Schuhe, Schuhe, Schuhe – das war, solange ich denken kann, ein omnipräsentes Thema. Ich habe schon als kleines Mädchen Schuhe gesammelt, alles Taschengeld für das nächste Paar gespart.
Vom Traum zum Label – wie lief das ab?
Durch Flaviano Bencivenga, den Founder von Navyboot, habe ich das erste Praktikum in der Welt der Schuhe erhalten. Er hat mich nach Italien zu einem Schuster vermittelt, der mir beibrachte, worum es bei der Schuhproduktion geht. Ich habe dann Produktdesign an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW studiert und auch dort immer nur Schuhe entworfen. Meine Diplomarbeit waren Origami-Faltschuhe, die es in das Design Museum in London und dessen Publikation „Fifty Shoes that Changed the World“ (Conran) schafften. Das war die erste Bestätigung, dass das mein Weg ist, dass ich was kann. In der Folge konnte ich ein klassisches Aufbaupraktikum in London bei einem meiner grossen Idole, Schuhdesigner Nicholas Kirkwood, der sein Label später an LVMH verkaufte, erhaschen. Mein Studentenfreund Stefan hatte zwei Jahre vor mir abgeschlossen und arbeitete schon in der Branche. Sein Chef war zuvor Art Director bei Giorgio Armani, sah meine Zeichnungen, und so bekam ich dort durch seine Empfehlung in Mailand einen Job. Der ganz grosse erste Wurf, so nach dem Studium, mitten hinein in die Luxuswelt. Ich blieb fünf Saisons lang, habe sehr nah mit ihm arbeiten können, wahnsinnig viel gelernt. Aber ich habe mich in dieser Welt auch fremd gefühlt.
Warum? Das war doch dein Traumjob, oder nicht?
Das Theater drum herum passte nicht für mich. Ich war schon immer eher der pragmatische Typ. Mich interessiert die Essenz eines Produktes, wo es herkommt. In dieser Welt gibt es viele Illusionen, was ja wiederum auch die Faszination ausmacht. Das ist alles 15 Jahre her. Da hat man noch gar nicht über Nachhaltigkeit in der Produktion gesprochen. Auch während meines Studiums übrigens, das Wort, das gab es gar nicht. Das war inexistent. Nach den Jahren bei Armani brauchte ich Bodenhaftung, habe die Koffer gepackt und ging nach Oslo zu einem jungen Brand, die Gummistiefel und Galoschen produzierte. Sie waren noch in der „Garagenphase“, innerhalb von fünf Jahren haben wir einen Lifestyle-Brand daraus gemacht. Kein Mensch hat mich verstanden. Vom absoluten Traum aller Jungdesigner ins Outback.
Und von Gummistiefeln zu VYN-Sneakern …
Ich erhielt einen Weckruf. Ich war viel in Fernost unterwegs. China, Taiwan, Hongkong. Vier- bis sechsmal im Jahr. Stell dir ein Bild vor, wo ich in meinen produzierten Schuhen versinke. Ich hatte keine Luft mehr. Einmal, in Hongkong, im Meltingpot des Konsums, hatte ich eine Krise. Dort wird dir vor Augen geführt, wie diese Welt funktioniert mit diesen unfassbaren Massen. Und diesen schnelllebigen Trends. Alle zwei Monate neue Kollektionen. Sechsmal pro Jahr ein bisschen eine andere Farbe, ein neuer Trend, eine höhere Sohle, eine tiefere Sohle. Das war so sinnlos. Ich hatte immer noch diese Liebe zum Produkt, aber die Industrie und wie sie funktioniert und vor allem dieses Never-Ending-Producing, wo du eigentlich gar nicht weisst, wo all das landet. Diese Fragen haben mich sehr beschäftigt. Gekoppelt mit einer persönlichen Krise habe ich einen Schlussstrich gezogen. Ich bin in die Schweiz zurückgekommen, hab zwei Jahre Reflexionszeit gebraucht, was ich eigentlich machen wollte. Der Punkt der Nachhaltigkeit schien für mich immer noch nicht geklärt, und ich fing an, meine eigene Geschichte zu suchen und zu finden. Das Warum.
Du hast es jetzt anscheinend gefunden mit VYN – wie?
Mein Co-Gründer ist mein ehemaliger Studienkollege Stefan Mathys, der seit dem Abschluss und immer noch in London lebt. Er schob zeitgleich mit mir eine ähnliche Krise. Ihm ging es um die ewige Steigerung der Margen, Qualität geht runter, Marketing geht rauf. Und schlussendlich bezahlst du nicht mehr das, was du in den Händen oder an den Füssen trägst. Das war für ihn unerträglich. All unsere Fragen und Frustelemente haben wir zusammengetragen und uns überlegt, wie können wir das lösen, in einem anders gedachten Produkt, aber eben auch einen Business Case entwickeln und neue Vertriebswege denken. Eigentlich das ganze System mal sprengen. Wir haben drei Jahre entwickelt. Und so war VYN geboren. Wir haben Prototypen entworfen, ein Team gefunden in Veneto in Norditalien für die Produktion. Stefan und ich dekonstruierten den Sneaker und bauten ihn modular wieder zusammen. Somit kann der Träger selbst eingreifen im Sinne der Langlebigkeit und den Sneaker an jenen Stellen erneuern, die am schnellsten abgelaufen werden. Denn wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, müssen wir nicht nur von Produktion und Materialien sprechen, sondern genauso von der Nutzungsdauer. Da liegen nämlich einer der grössten Hebel und die Impacts in Bezug auf die Nachhaltigkeitsbilanz. Wir haben in drei Ländern mit all unseren Freunden, Bekannten und Familien die Prototypen getestet. Im Sommer 2020 gründeten wir die GmbH und haben auf den Knopf gedrückt für den ersten Pre-Sale.
Wer hat das finanzielle Risiko getragen?
Wir damals. Wir mussten Formwerkzeuge – eigene Formwerkzeuge, eine Innovation damals, für jede Grösse ein eigenes – für unsere Schuhe zeitgleich produzieren lassen und haben für 100’000 Franken unterschrieben. Ein High-Risk-Moment. Wir hätten bei Versagen mit dem Betrag in den Schulden gestanden. Horror, ich sag’s dir, Horror! Der Pre-Sale hatte mit einem Prototypen in Grösse 42 gestartet. Und dann kam der Virus, und alles war zu. Keine öffentlichen Events möglich, ich hab alles privat organisiert, hier bei mir zu Hause. Nach drei Monaten hatte ich 200 Paar Schuhe verkauft, und das war der Startschuss. Heute haben wir Investoren, tragen also nicht mehr allein das finanzielle Risiko.
Was sagst du als berufsgewordene Schuhfetischistin, was VYN ausmacht?
Er hat das Zeug dazu, deine beste Freundin zu werden. Beziehungen brauchen immer Zeit. Wenn du Zeit mit Produkten verbringst, dann gewinnst du sie lieb und kannst sie pflegen. Ist wie bei einem Menschen. Mit den Schuhen gehst du durchs Leben. Du gehst auch einen Schritt voraus. Du kannst zeigen, ich stehe für gewisse Werte. Der Schuh steht für Longevity und Care.
FreundIN? Bisher habt ihr nur Schuhe für Männer gemacht …
Wir lancierten diesen Sommer den ersten Frauensneaker und mit Ladies Drive die allererste Kollaboration. Sandra-Stella Triebl hat am Female Innovation Forum 2024 unseren Schuhen buchstäblich ihren ersten öffentlichen Auftritt beschert. Ladies Drive-Leserinnen können den Schuh aber schon zu speziellen Konditionen vorbestellen. Die Schuhe werden erst produziert, wenn wir die Bestellung haben, man muss also ein bisschen auf sein Paar warten.
Ein Wort noch zum Verlauf eurer Gründung: Wenn du noch mal anfangen müsstest, würdest du es wieder ganz genauso machen?
Stefan und ich haben – dummerweise – die gleichen Schwächen und die gleichen Stärken. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich zu Anfang einen dritten Co-Founder in dem Feld suchen, in dem wir beide nicht zu Hause sind. Das ist ganz klar die Kommerzialisierung, das Sale-Marketing-Feld. Wir sind Kreateure und verliebt in unser Produkt. Aber die Kommerzialisierung, da braucht es wirklich noch mal ein anderes Skillset.
JETZT VORBESTELLEN
www.vyn.one/de/pages/ladies-drive
LIMITED SISTERHOOD EDITION: erhältlich in 2 Varianten (Glattleder mit Akzenten oder Wildleder fliederfarben). Die ersten 50 Bestellungen erhalten die Ladies Drive-Edition zum reduzierten Preis von CHF 398.00 statt CHF 498.00.
10% des Gewinns gehen zu Gunsten der „Women’s Brain Foundation“.