Wer Macht Hat, Macht Halt – Aber Was? Was Sie Über Mächtige Männer und Frauen Wissen Sollten.

Text: Christina Kuenzle

Die Geschichtsbücher sind voll von Geschichten mächtiger Männer – Bücher mächtiger Frauen dürften zu den dünnsten der Welt gehören – und doch gibt es sie! Meistens in Form von Königinnen wie Catharina de’ Medici, Katharina die Grosse, Königin Luise von Preussen, Elizabeth I. und II. von England… Also Frauen, welche die Macht geheiratet oder geerbt haben. Schaut man sich gegenwärtig das Fortune 500 an, dann machen Frauen unter CEOs gerade mal 4,6% aus, aber immerhin einer von 20 CEOs ist eine Frau!

Auch in der Politik finden wir eine – allerdings beachtliche – Minderheit sehr mächtiger Frauen. Am 8. März 2013 (Frauentag) waren weltweit 16 Frauen Regierungschefinnen. Was macht denn Macht für Frauen so attraktiv und wie leben Frauen ihre Macht aus? C. G. Jung schreibt in seinem Essay „Die Frau in Europa“, dass Frauen ultimativ durch die Liebe, nicht durch die Macht motiviert sind, und auch wenn sie Macht suchten, dies schlussendlich aus Liebe geschähe, (um jemanden oder etwas besser unterstützen zu können). Macht dies Frauen zu den ewigen Unterstützerinnen oder macht es sie zu machtvoll Liebenden, die sich rückhaltlos für eine bessere Gesellschaft, eine fairere Politik und einen rücksichtsvolleren Umgang mit Natur und Ressourcen einsetzen? Oder sind die mächtigen Frauen auch nicht anders als die mächtigen Männer?

 

VIELLEICHT MÜSSTE MAN SICH VIELMEHR FRAGEN: WAS MACHT DENN DIE MACHT AUS?
Verbinden wir Macht mit Stärke, so sind die Stärksten die Mächtigsten, denn sie können alle andern aus dem Weg räumen. Frauen kommen dabei schlecht weg, vielleicht in das obere Viertel, sicher nicht an die Spitze. Setzen wir Macht gleich mit Körperstärke oder emotionaler Kompetenz oder IQ oder spirituellen Fähigkeiten, oder sogar einer Kombination dieser Faktoren, so wird es differenzierter: Aushalten, austricksen, aussitzen, all das kann durchaus zielführender sein als eine schlagkräftige Faust. So sind denn viele der mächtigen Frauen einfach cleverer oder geduldiger oder spiritueller. Auf diesen Ebenen können Frauen durchaus mithalten. Macht entsteht aber auch aus Verbindungen und akkumulierten Mitteln, wie z.B. Geld. Wer Geld hat, hat die Macht; wer gut vernetzt ist, hat Einfluss und damit Macht und wer Produktions- und Landressourcen, geerbte Vorrechte oder eine starke Protektion hat, hat ebenfalls Macht. So kann Macht durchaus weitergegeben werden, was die eigene Machtposition wiederum stärken und sichern kann.

Erklären wir Macht mit Einfluss, dann stellen wir fest, dass gerade nicht machtorientierte die Mächtigsten sind: Mütter, Ehefrauen, Sekretärinnen. Frauen, welche durch ihre Unterstützung mit Intelligenz, Fürsorge, Geduld und Ausdauer ihren Einfluss geltend machen, Entscheide vorwegnehmen, Meinungen und Werte prägen und dies weit über das Tagesbewusstsein hinaus. Auch Trendsetterinnen wie Madonna, Twiggy oder Frida Kahlo, welche ganze Generationen prägten in ihrem Frauenverständnis, ohne dass sie dies explizit gesucht hätten, haben de facto sehr viel Macht und Einfluss.

 

WANN FÜHLEN WIR UNS MÄCHTIG?
Gefühlte Macht hat ihre eigenen Gesetze. Sobald wir Dinge im Griff haben, wenn wir eigenständig und unabhängig entscheiden können, dann sind wir Herr respektive „Frau der Dinge“ und fühlen uns in charge. Macht hat somit etwas mit entscheiden, wählen und können zu tun. Macht hat auch mit Grenzen setzen und schützen zu tun. Gefühlte macht uns frei und stark. Normalerweise schadet sie auch niemandem, solange der Kontext stimmt und wir aus einer gesunden, ethischen Haltung heraus agieren.

 

WAS MACHT DIE MACHT MIT UNS?
Macht hat jedoch auch einen schalen Nebengeschmack, denn Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut. Präsentieren uns die Nachrichten nicht täglich, wie Macht über andere leicht in Machtmissbrauch umschlägt und wie Macht zu Selbstherrlichkeit, Gier, Statusdenken, Rücksichtslosigkeit und Egoismus verführt? Warum gibt es gerade unter den Mächtigen so viele Psychopathen? Zeigt uns die Trilogie von Tolkiens „Lord of the Rings“ nicht überdeutlich, wie schwierig es ist, auf Dauer mit Macht umzugehen?

 

EIN GUTER UMGANG MIT MACHT
Es braucht einen unglaublich starken Charakter, um mit Macht verantwortungsvoll umzugehen. Nur wer stets achtsam, aus dem höchsten Bewusstsein heraus, Stakeholder-orientiert und umsichtig agiert, wird der Macht gerecht. So ist es denn gerade für Mächtige zentral wichtig, Menschen in ihrer Nähe zu behalten, die sich getrauen, die Wahrheit zu sagen, offenes, klares Feedback zu geben, zu hinterfragen, zu kritisieren und auf Augenhöhe mit der/dem Mächtigen zu sprechen. Solche Personen dürfen nie in Abhängigkeit stehen, sie müssen souverän und neutral sein; sie dürfen weder profitieren noch Schaden leiden durch ihre Offenheit. Hofnarren waren solche Menschen: Sie durften nie bestraft oder belohnt werden – sie genossen Narrenfreiheit und damit die Möglichkeit, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten. So ist es auch heute wichtig, dass Mächtige sich mit Experten beraten und den Konsens suchen, denn Autokratie und Autismus im Führen ist nur zu oft willkürlich und führt zu suboptimalen Lösungen und Realitätsverlust.

 

DIE GRÖSSTE MACHT DEM MÄCHTIGSTEN
Einige Pharaonenskulpturen zeigen den Pharao auf dem Stuhl sitzend mit einem Falken im Nacken, der seine Flügel über die Ohren des Pharao hält. Der Falke ist Horus, der Sohn von Isis und Osiris; ein göttliches Prinzip, das dem Pharao die Weisheit einflüstert, d.h. der Pharao unterstellt sich der Führung des göttlichen Prinzips und bringt so den göttlichen Einfluss auf die Erde. Auch in der christlichen Kultur werden Könige in der Kirche gekrönt – so quasi unter den Augen des Göttlichen. Leider ist dies das Idealbild. Viel eher haben die Mächtigen vom Altertum bis in die Gegenwart die Macht an sich gerissen, erschlichen, erkauft und mit spitzen Ellbogen erkämpft. Einmal ganz oben lassen sie sich feiern, zocken ab, was geht, und verhindern, dass ihnen die Macht genommen wird. Dabei wäre es essenziell, dass sich eine Machtperson an einer höheren Ordnung und nicht (nur) an sich selber orientiert; dass sie sich in den Dienst dessen stellt, für das sie zuständig und verantwortlich ist. Nur wer Macht im konstanten Bewusstsein, einer Sache zu dienen, ausübt, kann auf die Länge ein guter Machthaber sein. Dazu sind nur Wenige bereit, doch diese erhalten ihre Vorrechte und Privilegien aus Dankbarkeit und Freude, freiwillig. Hoffen wir also, dass wie C.G. Jung sagt, Frauen durch Liebe und nicht durch egoistische Machtgelüste geleitet sind, denn so werden sie hoffentlich mit ihrer Macht eine fairere, bessere und rücksichtsvollere Welt schaffen.

 

Career Checks mit Executive Coach Christina Kuenzle*

Haben Sie noch andere Karrieremodelle? Dann sind wir neugierig, diese zu erfahren. Schreiben Sie uns an redaktion@ladiesdrive.tv.

*Christina Kuenzle ist Unternehmerin und betreibt mit ihrer Firma Choice Ltd. seit Jahren erfolgreiches Business & Executive Coaching.

 

Veröffentlicht am Juni 16, 2014

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