Als Designerin die Zukunft gestalten

Interview: Frederike Asael
Fotos: Alina Saladin, Presse

Ladies Drive No. 69. Als Designerin die Zukunft gestalten. Stéphanie Estoppey.
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Wie umweltfreundlich ein Produkt ist, wird massgeblich in seiner Entwicklung entschieden: 80 Prozent der späteren Auswirkungen entstehen bereits im Designprozess. Designer:innen haben darum einen grossen Einfluss. Stéphanie Estoppey, leidenschaftliche Industriedesignerin, Agenturinhaberin und Dozentin, gibt uns Einblick in ihre Welt.
Ladies Drive No. 69. Als Designerin die Zukunft gestalten

Ladies Drive: Stéphanie, wie gehst du durch die Welt?

Stéphanie Estoppey: Mit offenen Augen und unstillbarer Neugier. Meine Freunde lachen schon, weil ich in einem Café garantiert den Tisch und den Stuhl inspiziere: Wie wurde das gemacht? Was ist clever, was nicht? Schau mal dort – der Herr mit den Krücken, siehst du den? Seine Krücken sind schon zweimal umgefallen. Ich frage mich sofort: Wie könnte man das besser machen? Ich denke immer daran, wie Dinge smarter, langlebiger und nutzerfreundlicher gestaltet werden können.

Ist es das, was ihr in deiner Firma Studiocolony macht?

Ja! Wir gestalten nachhaltige, nutzerfreundliche und ästhetische Produkte – dreidimensional und zirkulär, wo immer möglich. Von der ersten Skizze über Material und Ergonomie bis zur finalen Gestaltung.

Warum ist Circular Design so wichtig?

Weil es keine Alternative gibt. Viele Ressourcen sind endlich, auch wenn wir uns oft einreden, sie seien unendlich verfügbar. Design trägt hier eine enorme Verantwortung: 80 Prozent der Auswirkungen eines Produkts entstehen im Design­prozess. Darin sehe ich eine riesige Chance, nachhaltige Produkte mitzugestalten.

Von Anfang an muss bedacht werden: Wie kann etwas repariert, auseinandergebaut oder wiederverwendet werden? Modularität ist entscheidend – Produkte sollten leicht angepasst, repariert oder recycelt werden können. Auch die Materialwahl spielt eine grosse Rolle: Wie altert es? Können wir möglichst wenig und idealerweise bereits genutztes Material einsetzen? Circular Design schafft langlebige Produkte, die sinnvoll genutzt, wiederverwendet werden und schön altern können. Das ist keine Einschränkung, sondern eine spannende Herausforderung – und der einzige Weg nach vorn.

Wie bist du dazu gekommen?

Eine Dozentin hat mich geprägt! Sie zeigte uns, wie viel Verantwortung und Einfluss wir als Designerinnen haben, und gab uns die Werkzeuge, diesen Hebel zu nutzen. Ich war fasziniert und habe seitdem immer nach diesen Grundsätzen gearbeitet. Später habe ich mich mit meinem Studienkollegen Ozan selbstständig gemacht. Wir kannten uns aus dem Studium, haben aber nie ein Projekt zusammen gemacht – er war einer der Coolen, ich gehörte zu den Strebern (lacht). Jahre nach dem Studium haben wir uns zufällig in der Basler Altstadt getroffen, spontan Kaffee getrunken – und 2012 gemeinsam Studio­colony gegründet. Übrigens bin ich heute selbst Dozentin und gebe mein Wissen liebend gern an die nächste Generation weiter.

Erzähl doch mal von einem konkreten Pro­­dukt, das ihr designt habt.

Wir haben beispielsweise den Auftrag er­­­halten, einen Bürostuhl zu designen. Uns hat interessiert, warum die oft so schnell entsorgt werden. Die Antwort: das Polster. Es ver­schleisst am schnellsten – also haben wir geforscht. Das Ergebnis? Eine Polsterung, die der Kunde selbst leicht austauschen und sogar waschen kann. Die Technologie dafür haben wir aus der Automobilbranche. Ein kompaktes Polster, welches direkt mit Klettverschluss an dem Sitz und der Rückenlehne befestigt werden kann. So bleibt der Stuhl langlebig und nachhaltig. Aber wir gehen noch weiter: Viele Büros haben Möbel, die nicht mehr zeitgemäss sind. Unser Ansatz ist, möglichst wenig einzugreifen – aus Rollkorpussen gestalten wir beispielsweise Pflanzkübel für den Outdoorbereich. Alles mit Fokus auf Reduktion, Wiederverwendung und cleveres Design.

Was fasziniert dich am Industrial Design?

Industrial Design bedeutet, Serienprodukte zu schaffen, keine Einzelstücke. Das kommt mit grosser Verantwortung und enormer Hebelwirkung. Früher kamen Designer:innen oft erst spät ins Spiel, nach dem Motto: „Mach es schön.“ Um das volle Potenzial in Sachen Circularity zu entfalten, gehen Design und das Business Model idealerweise Hand in Hand. Heute sind wir von Anfang an dabei, interdisziplinär zu arbeiten und echte Veränderungen zu bewirken.

Ladies Drive No. 69. Als Designerin die Zukunft gestalten

Was treibt dich jeden Tag wieder aufs Neue an?

Neugierde! Neue Themen, komplexe Fragen, das ständige Dazulernen. Ich liebe es, mich in Unbekanntes einzuarbeiten. Seit ich Mutter bin, spüre ich die Verantwortung der nächs­ten Generation noch viel direkter, was mich umso mehr motiviert, meinen Teil zur Zukunftsfähigkeit beizutragen.


www.studiocolony.com


Creator
Frederike Asael
Gastautorin

Quelle: Frederike Asael: „Als Designerin die Zukunft gestalten“, Ladies Drive Magazin, Nr. 69 (2025), S. 68-69.

Veröffentlicht online am 21 Mai, 2025
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