Rund 60 Frauen folgten der Einladung in das PKZ Women Loft hoch über Zürichs Bahnhofstrasse. Teils aus Neugier, teils, um die Frauen zu unterstützen und die Politikerinnen auch mal live zu erleben, die man sonst nur von Plakaten kennt. Fashion & Politics, so der Titel des Anlasses, zum Einstimmen auf das Thema kam aber nicht eine Politikerin, sondern Monika Rühl zu Wort, seit 2014 Vorsitzende der Geschäftsleitung von Economie Suisse. Sie erzählte bildhaft von ihrer steilen Karriere in einer männlich geprägten Welt und wiederholte mehrmals das Wort «durchbeissen». Und dass man es sich als Frau verdienen müsse, die Männer würden einen als Frau per se nicht ernst nehmen. Monika Rühl gab vor allem den jungen Frauen im Plenum einen guten Rat mit auf den Weg; man tue gut daran, sorgfältig zu schauen, mit wem man durchs Leben geht. Ob sie das auf rein beruflicher Ebenen oder auch für den privaten Bereich des Lebens meinte, blieb den Zuhörern verborgen.
Vernetzen ist wichtig
Monika Rühl wurde vom Moderator Andreas Schürer auch auf die Studie «Was sind die Ursachen der Leaky Pipeline» angesprochen, die so hohe Wellen geschlagen hat und ob sich das mit ihren Erfahrungen decken würde. Sie habe sie nicht gelesen, gab Monika Rühl zu, mahnte an, dass es so aus dem Wald herausschallen würde, wie man hineinrufe und bemerkte noch, sie habe Fragezeichen, was die Qualität der Studie angehe. Vielleicht sollte man Frau Rühl gelegentlich mit den Autorinnen der Studie vernetzen? Denn eines fand auch Monika Rühl: Frauen müssen zusammenhalten. Sie gab ein schönes Beispiel, dass die Bäuerinnen in der Schweiz über die kantonalen Grenzen hinaus vernetzt und sich einig seien. Das sei in der Politik, wenn es um Frauenthemen gehe, nicht so.
Die Welt ist visuell
Nationalrätin und Ständeratskandidatin Regine Sauter hatte keine Chance, auf das Thema einzugehen, sie wurde vom Moderator direkt auf das erste Thema des Events gelenkt, auf Mode. Souverän legte Regine Sauter ihre Meinung dar, dass die Welt eine visuelle sei, eine Tatsache, die man nutzen könne, um Botschaften auszudrücken. Sie nannte auch ein schönes Beispiel, wo ihre Kleidung zum Thema wurde: Wim Ouboter und sein Team haben ihr einen blauen Microlino für den Ständeratswahlkampf zur Verfügung gestellt, Mobilität ist eines ihrer Wahlkampfthemen. Auf der eigenen Homepage von Regine Sauter sieht man sie in eben dem Microlino, den ein fuchsiafarbener Aufkleber mit ihrer Homepage ziert. Regine Sauter selbst, die sich zu leuchtenden Farben bekennt, trug für das Shooting mit dem Microlino einen fuchsiafarbenen Anzug, it’s a match! Man müsse aber auch aufpassen, sagte Regine Sauter, Farben seien durchaus konnotiert.
Sieben auf einen Streich
Im Anschluss stellten sich die sieben anwesenden Nationalratskandidatinnen 2023 der FDP Frauen Kanton Zürich mit ihren wichtigsten Programmpunkten vor. Bettina Ballmer, Kantonsrätin und eine der Co-Präsidentinnen FDP Frauen Kanton Zürich (die andere heisst Kamylla Lisi-Brandino) nannte Gesundheit und die Individualbesteuerung als ihre Themen. Die Zürcher Gemeinderätin Yasmine Bourgeois ist von Haus aus Schulleiterin und bat Bern, man müsse dort seine Hausaufgaben machen. Ihre Themen sind die Renten und das Gesundheitswesen. Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel beschäftigt die Wohnbaupolitik und Raumplanung. Sie empfand die allgemeine Lage zu den Themen als populistisch geprägt von «den Linken» und möchte dazu beitragen, dass man auf nationaler Ebenen sachlicher wird.
Suche nach der klaren Linie
Auch Journalistenkollegin Nadine Jürgensen gehört zu den 14 FDP Frauen, die auf der Nationalratsliste 2023 stehen, der Ladies Drive Community ist sie vor allem als Co-Gründerin von elleXX bekannt. Ihrer Meinung nach sind die Systeme für Altersvorsorge für Männer gemacht, die 100 Prozent arbeiten, sie sieht da ein grosses Problem, in das wir laufen. Ausserdem beschäftigt sie der Finanzplatz Schweiz, der die Klimapolitik beeinflussen könne. Véronique Gerbers grosses Anliegen ist die Sicherheit, als Juristin und als Kandidatin sie sei pro Militär und Polizei, aber für ein sicheres System brauche es mehr Gelder, eine Haltung, die vom Plenum mit viel Applaus bedacht wurde. Die Ustemerin Raffaela Fehr gehört auch zu den FDP Frauen, die sich für die Individualbesteuerung einsetzen, weil die Sozialversicherungen auf einen Partner als Verdiener ausgerichtet seien. Die jüngste in der Runde – so jedenfalls stellte sie sich vor – war Svenja Bakmeier. Als Fachfrau aus dem Immobilienfinanzierungsbereich möchte sie die Wohnprobleme anpacken und findet, man müsse wieder eine klare Linie herstellen. Sie will die junge Stimme in Bern sein, hoffen wir, dass man sie hört.
Wertvolle Styling Tipps
Den Abschluss des Anlasses bestritt Stylingcoach Tatjana Kotoric, die wenige Tage später auch die Gäste der diesjährigen League of Leading Ladies Conference mit einem Workshop begeisterte. Tatjana Kotoric wollte eigentlich mit Bildern ihre Ansicht, wie wichtig ein guter Auftritt sei, bekräftigen, allein die Technik streikte. Trotzdem konnte sie sehr gut vermitteln, dass Kleider ein Kommunikationsmittel sind, weil 80 Prozent unserer aller Wahrnehmung visuell seien. Mit diversen Beispielen aus dem aktuellen Angebot bei PKZ Women zeigte Tatjana Kotoric diverse Styling-Varianten auf und riet zu Farben, weil man in Schwarz mehr performen müsse. Den schlimmsten Fehler aber, den man der Stylingexpertin nach machen kann, sei, nachlässig zu sein. Am Anschluss gab es bei einem light Lunch noch Gelegenheit, mit allen Politikerinnen – auch mit Doris Fiala, die anwesend war, und für ihren Quote aus früheren Events «FDP Frauen sind nicht nur intelligent, sondern sehen auch gut aus!» nochmals Beifall erntete – ein persönliches Gespräch zu führen, eine Chance, die rege genutzt wurde.