Nicht das Auto, bewahre! Der Škoda The all-new Kodiaq ist ganz hübsch gelungen. Aber die Location, wo die Weltpremiere mit 250 geladenen Journalisten aus allen Erdteilen stattfand und live online übertragen wurde, befindet sich sous sol tief unter Berlins hippem Potsdamer Platz. In einer U-Bahn Station für die U3, die nigelnagelneu gebaut aber nie in Betrieb genommen wurde.
Man könnte versucht sein, Parallelen zu ziehen. Zwischen Dingen, die gebaut werden, die der Mensch aber nicht braucht. U-Bahn-Schächte und Autos, hat man zu viel davon, werden sie überflüssig. Ob das bei dem Škoda Kodiaq grundsätzlich so ist, kann man anzweifeln, denn seit seiner Markteinführung 2017 wurde der SUV aus Mlada über 840 000 mal verkauft, das ist nicht schlecht für einen Siebensitzer. Jetzt also gibt es den «The all-new» Kodiaq, der – noch nicht auf dem Markt – von einer Fachjury bereits zum Schweizer Auto des Jahres 2024 gewählt wurde.
Wir wollen nicht kleinlich sein, die Entwicklung ist wirklich rasant fortgeschritten im digitalen Bereich, was die Fahrassistenzsystem angeht, Material, das verwendet wird, etc., die Liste ist lang auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Und auch diverse Designelemente sind neu, die Linienführung, das Dach, was wieder flacher wird als früher und dem von nicht enden wollenden «Facelifts» verschiedenster Automodelle aller Brands ermüdeten Auge angenehm auffällt. Grundsätzlich aber wird auch diese Kodiaq-Generation auf derselben MQB (steht für Modularer Querbaukasten) Plattform mit grossem Radstand der Volkswagen-Gruppe gebaut, auf der auch Audis, Seats, andere Škodas und Volkswagen gebaut werden. Lediglich die Raumaufteilung variiert. Es gibt den The all-new Kodiaq in fünf verschiedenen Antriebsarten* inklusive einer Plug-In-Hybridvariante (100 Kilometer Reichweite, das ist edel!), auch zwei Diesel, jawohl!, alle mit Allradantrieb.
Immer besser sein wollen
Ständig kommen die noch besseren Cremes, noch grünere Putzmittel, noch bessere Gadgets auf den Markt – man fragt sich zuweilen, was denn so falsch an der vorherigen Version war. Und auch bei den Autos darf man diese Frage stellen. Die Antwort ist Marketingsprech, man will den Kunden was Neues bieten, es braucht Fortschritt, das Band muss rollen, die Menschen, die in der Autoindustrie arbeiten, können nicht allesamt ihren Job verlieren, nur weil man alte Autos fährt und immer wieder flott macht, bis sie ihren Geist endgültig aufgeben. Dann also. Das Auto, das an diesem Event in Berlins prominentestem «Geisterbahnhof» die Hauptrolle spielt, der The all-new Kodiaq von VW-Tochter Škoda, ist nunmal da – löst er denn wenigstens unsere wichtigsten Mobilitätsprobleme? Wir stellen die Frage dem Chefdesigner von Škoda, Oliver Stefani, gebürtiger Deutscher, seit sechs Jahren in Mlada am Zeichenbrett.
«Das ist eine ganz schwierige Frage», überlegt Oliver Stefani laut, «aber eine sehr gute. Aus meiner Sicht als Designer natürlich sehr schwer zu beantworten. Aber ich möchte das ganz allgemein formulieren. Wir haben ein bestehendes Produktportfolio, das erfolgreich ist, dass wir auch sukzessive in die Zukunft entwickeln müssen. Darunter sind Fahrzeuge, die versuchen, das ein oder andere Problem zu lösen. Wenn Sie das Thema Raum ansprechen, bin ich persönlich der Meinung, dass wir im Zuge der ganzen Entwicklung von Elektrofahrzeugen unbedingt auch kleinere Autos fahren müssen, das ist schon ein smartes Konzept.» Halt stopp, da gab es aber mal einen sehr kleinen, den Škoda Citigo-e iV, aber der wurde eingestellt. Warum? «Die Produktion ist ausgelaufen. Ich glaube, das Auto hat sich am Ende des Tages nicht mehr gerechnet, aber ich weiss nicht, ob es zu billig oder zu teuer war.» (Auch der VW e-Up!, gleiche Grösse, wurde 2020 kurzfristig gestoppt, seit 2022 ist er aber laut Fachpresse wieder im Konfigurator enthalten, der Preis ist deutlich gestiegen auf ab CHF 28 400). Stefani kehrt zurück zu seiner Kernkompetenz, dem Design: «Wenn wir über die Designsprache der Zukunft sprechen, wissen wir, dass wir die grossen kastenförmigen Modelle nicht mehr bedienen sollten. Trotzdem sind wir eine Firma, die Autos mit Raum baut, wir sind sozusagen eine Familienfirma. Aber nicht jeder braucht einen Siebensitzer. Wir greifen selbstverständlich die gesellschaftlichen Fragen auf. Wir verbessern die Reichweiten bei den vollelektrischen und den Plug-in-Hybrid Modellen. Und wir werden die Autos in Zukunft nicht zu hoch machen, wegen des CW-Werts. Alles Punkte, die man nochmal hoffentlich verbessern kann.»
Gefahren haben wir den Škoda The all-new Kodiaq, der voll von den allerneuesten digitalen Errungenschaften wie automatisches Einparken per App ist, an diesem Anlass nicht, es war eine statische Präsentation, zu der wir von Škoda nach Berlin eingeladen wurden. Wir bleiben dran.
*In der Schweiz sind ausschliesslich der 2,0 TSI mit 150 kW (204 PS), der 2,0 TDI mit 142 kW (193 PS) und der Plug-in-Hybrid mit 150 kW (2024 PS) erhältlich. Preise waren zum Zeitpunkt der Premiere noch nicht bekannt.