Das Bargespräch Vol. 64 fand einmal mehr im Jelmoli in Zürich statt, den Umständen geschuldet immer noch auf die zwei obersten Etagen des Kaufhauses verteilt, was aber dem Gelingen des Abends absolut null Abbruch tat. Sandra-Stella Triebl eröffnete die Talkrunde (haben Sie gewusst, dass ihre Mutter ihr mal gesagt hat: „Kind, du solltest mit Reden Geld verdienen“? Et voilà!) des Abends mit einem Auszug aus dem Buch von John Strelecky, las die „Speisekarte“ vor, die der Protagonist in Streleckys Buch in eben jenem Café am Rande der Welt vorfindet.
Mit Svetlana Ilic startete Sandra-Stella Triebl in die Talkrunde mit einer Frau, die offen über ihren Burn-out sprach. Und darüber, wie diese nicht einfache Phase ihr Leben beruflich verändert hat, indem sie als erfolgreiche (aber überlastete) Verlags- und Medienfachfrau zur Hanfaktivistin wurde. Ihr Glück sei es gewesen, dass sie dem Rat guter Freundinnen gefolgt sei und sich Fachberatung geholt habe, sich in eine Klinik habe einweisen lassen. Was in ihrer Retrospektive „der schönste Urlaub ihres Lebens gewesen sei“, weil sie sich selbst begegnet sei. Und der Wirkung von medizinischem Cannabis, was dazu geführt hat, dass Svetlana Ilic heute als Beraterin für Cannabis-produzierende Unternehmen fungiert.
Sich selbst zu begegnen war auch das Thema der zweiten Talkpartnerin an diesem Abend, Angela Matthes. Die ehemalige Top-Managerin der Liechtensteiner Baloise wusste Zeit ihres Lebens, dass sie transgender ist, und versuchte, den Zuhörer*innen die Gefühle zu beschreiben, die man hat, wenn man im falschen Körper lebt. Zur Transition entschied sie sich spät, sie war bereits 47 Jahre alt, Ergebnis eines langwierigen Prozesses. „Das Ablegen der Scham und das Ende des Versteckens haben Energien freigesetzt“, beschreibt Angela Matthes den Tag, an dem sie in New York das erste Mal in Frauenkleidern auf die Strasse ging.
Menschen helfen und damit ihren Teil für das Wohl der Gemeinschaft beitragen ist die Intention von Dr. med. Cynthia Wolfensberger. Sie war als Standortleiterin der Pallas Aesthetics Klinik im Jelmoli Zürich auch eine der Hausherrinnen des Abends. Cynthia ist eine vor positiver Energie nur so strotzende Frau, die gut damit leben kann, dass man von ihr denkt, sie entspräche äusserlich nicht dem Bild, das man gemeinhin von einer Ärztin in einer Schönheitsklinik hat. Man halte sie oft für eine Gospelsängerin, sagte sie, was wieder mal beweist, welches Schubladendenken in der Welt immer noch existiert.
Den Abschluss der Talkrunde machte Diego de Nicola, den Sandra-Stella Triebl als High- Performance-Philosoph vorstellte und den sie über die Clubhouse- Community kennenlernte. Diego will das Schulsystem revolutionieren, weil seiner Meinung nach Kinder im momentan klassischen Lernsystem formatiert und konditioniert werden, man presst sie in Raster, sie können sich nicht entfalten. Er hatte sich mit seiner Frau Valeria zusammen vor etwa sieben Jahren das Ziel gesetzt, eine eigene Schule zu gründen; heute – und drei eigene Kinder später – ist es so weit, die School of Tomorrow hat die Bewilligung erhalten, als Schule zu fungieren, und sie können am ersten Standort in Zürich loslegen.
Genug Antworten auf die Frage „Wieso bist du hier?“ haben die Podiumsgäste geliefert. Die grundsätzliche Frage, wieso wir alle im Jelmoli an diesem Abend waren, wurde auch beantwortet, nämlich um live und miteinander zu reden, zu teilen, das herrliche Diner zu geniessen, etwas Schönes zu trinken und das Sein zu geniessen. Tun, was wir wirklich tun wollen, ganz wir selbst sein und bewusst leben – einmal mehr haben wir das an diesem Bargespräch Vol. 64 zelebrieren können.
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