Regula ist davon überzeugt, dass man Menschen anleiten kann, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Dafür realisiert sie gerade ein grossartiges Projekt im Engadin: den InnHub* La Punt – ebenda im Engadin.

* Der InnHub
Es hat Platz für 200 Leute, 300 bei Grossanlässen. Norman Foster ist der Architekt, der das im Einklang mit der Region entworfen hat. Das Team um Regula Curti erwartet auch einen gewissen Architekturtourismus – Fosters Bauten sind weltberühmt. Der InnHub wird optisch und mit grossen verglasten Kuppeln eine Verbindung zu den Bergen ringsherum herstellen; der Stil passt sich den typischen Engadinerhäusern an. Insgesamt sprechen wir von einem 90-Millionen-Franken-Projekt (mit Luft nach oben …). Die Eröffnung ist für Sommer 2029 geplant.
Ladies Drive: Regula, wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?
Regula Curti: Das war die Idee von Beat Curti, meinem Mann. Er hat gespürt, dass wir auf Zeiten zusteuern, wie wir sie heute erleben. Er hat dann gemeinsam mit Jon Erni das Projekt begonnen, der nach seiner Zeit als Public Senior Director bei Microsoft in der Schweiz miaEngiadina gegründet hat – miaEngiadina entwickelt das Engadin auf nachhaltige Art weiter und nutzt dabei die Möglichkeiten der digitalen Transformation. Wir müssen schauen, dass die Bergregionen wieder aktiviert werden. Die jungen Leute sind weggezogen, Schulen mussten schliessen, das Postamt und einige Läden verschwanden. Die Bergdörfer wurden zu Schlafdörfern.
Wieso La Punt?
Mein Mann liebt diese Region. Wir haben seit 1999 ein Haus hier, und er will hier seine Legacy aufbauen, der Region etwas zurückgeben.
Was soll der InnHub können?
Anfangs war es die Idee eines Co-Working-Spaces. Durch Covid wurde das viel populärer – die Menschen arbeiteten remote, viele in ihren Ferienwohnungen. Aber es sollte nicht irgendein Co-Working-Space werden, irgendwo in einem Industriegebiet, sondern ein Ort, wo mit dem Dorf, seinen Bewohnern und Gästen Community gelebt werden kann. Wie ein grosser, überdachter Dorfplatz. In kluger Voraussicht meinte Beat dann, dass er jüngere Leute nachziehen müsse, die ebenfalls investieren – und hat Caspar Coppetti von On angesprochen, der heute Partner des InnHub ist, sowie Christian Wenger von Wenger Vieli, einen Anwalt; beide haben ebenfalls Wohnungen in La Punt. Zwei weitere Investoren kamen hinzu, darunter Olivier Bernhard, der eine ganze Sportleistungsabteilung dort oben aufbauen will, die später von On betrieben werden soll. Jeder der Beteiligten hatte plötzlich die Vision, dass Teams wieder viel mehr gemeinsam an einem Ort sein wollen, um sich wirklich menschlich zu spüren – und miteinander die schweren und schwierigen Fragen für die Zukunft anzudenken und zu lösen. Der InnHub wird ein Innovationszentrum mit einem holistischen Ansatz, der die dort Arbeitenden mit den Dorfbewohnern und Gästen in einer Community vereint. Man arbeitet anders dort oben. Das Engadin hat eine spezielle Energie – die Luft ist ein wenig wie Champagner.
Besucht man den InnHub nur – oder kann man dort auch leben?
Als mein Mann sich langsam aus der operativen Planung zurückzog, habe ich erkannt, dass wir auch einen Hotelbetrieb brauchen. Und das ist jetzt so: Wir haben einen Hotelbetrieb mit 42 Hotelzimmern, acht bewirtschafteten Wohnungen und Restauration – zusätzlich zum Hotel Krone, das uns auch gehört, wie auch die Bäckerei und ein Spitzenrestaurant, die Beat gekauft hat. So ergeben sich Synergien, was auch sehr interessant ist für die Angestellten.
Ist die Nutzung nur gut Betuchten vorbehalten?
Nein. Umsonst kann zwar niemand kommen, darum wird es vielleicht für Start-ups auch eine finanzielle Frage sein. Im Co-Working-Space kann man Arbeitsplätze mieten, es wird eine Membership geben – erschwinglich für jeden. Wir möchten ja auch, dass die Leute aus der Gemeinde das nutzen können. Das Tourismusbüro wird dort übrigens auch einziehen.
Die Bergregionen haben ja auch ein ganz anderes Problem heute: die Naturkatastrophen. Was macht das mit eurem Projekt?
Es läuft ein kantonales Millionenprojekt für die Renaturierung des Inns. Biber sind zurückgekehrt, Forellen, Eisvögel – die ganze Fauna verändert sich. Es wird eine der grössten Auenlandschaften der Schweiz entstehen. Das minimiert die Gefahr von Überschwemmungen, wenn der Inn einmal zu viel Wasser führen sollte. Das Gestein hier ist nicht so porös – wir haben in La Punt weniger die Gefahr, dass der Fels bröckelt, wenn der Permafrost abnimmt.
Ist der InnHub die Lösung für unser Chaos? Oder: Wie würdest du die Lösung für unser Chaos formulieren? Was müssten wir tun, was sollten wir tun?
Wir müssen dringend den Menschen mit seinen menschlichen Qualitäten wieder ins Zentrum stellen. Wenn wir jetzt Technologie mit unserer Intelligenz immer mehr ausbauen, verkümmert der Mensch – er verliert seinen Platz, weil er durch künstliche Intelligenz ersetzt wird. Es geht darum, den Menschen wieder so zu schulen, dass er der Driver im Seat ist und die Technologie-Intelligenz führt – aber nicht umgekehrt. Nicht, dass die Technologie den Menschen überrennt. Ich gründe eine Stiftung, sie wird „Ancient Wisdom – New Technology“ heissen. Mein Yoga-Meister hat schon vor gut 50 Jahren gesagt: Wir werden Google und alles haben – aber der Mensch kann in sich einen eigenen Zugang zu Daten finden, zu einem Wissen in sich, das ihn erst zu einer besseren „Maschine“ macht als die Technologie. Weil er ein Mensch ist. Wenn der Mensch seine Souveränität verliert, stirbt die Demokratie.

Regula Curti
ist Musik- und Kunsttherapeutin M.A., Yoga Teacher IKYTA 3HO, hat in Erlenbach ZH vor 25 Jahren die Seeschau gegründet und ist Gründerin von Beyond Music und der Beyond Foundation.