In den Verwaltungsräten der grossen Schweizer Publikumsgesellschaften hat der Frauenanteil gemäss einer Erhebung von zCapital und dem Schweizerischen Arbeitgeberverband vom Oktober 2013 in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine Studie des Instituts Unternehmensentwicklung der Berner Fachhochschule wurde nun mit dem Ziel verfasst, die Zusammensetzung des Verwaltungsrats von Klein- und Mittelunternehmen (KMU) in der deutschsprachigen Schweiz zu untersuchen und diverse Fragen hinsichtlich des Aspekts „Gender Diversity“ zu beantworten.
Die quantitative Befragung von 1‘518 deutschsprachigen Klein- und Mittelunternehmen im Mai 2014 (Rücklaufquote: 9%) zeigt, dass viele der Unternehmen familiengeführt sind und meist über einen kleinen Verwaltungsrat mit drei bis vier Mitgliedern verfügen. In 40% der Unternehmen sind Frauen vertreten. Keines der befragten KMUs hat jedoch mehr als zwei Frauen im Verwaltungsrat, auch nicht in den Verwaltungsräten mit mehr als vier Mitgliedern. Die Grösse des Verwaltungsrats hat somit keinen Einfluss auf die Anzahl der darin vertretenen Frauen, ebenso wenig wie die Branche, in der das Unternehmen tätig ist.
Viele der befragten KMUs sind Familienunternehmen. Als wichtigstes Kriterium für die Auswahl eines VR-Mitglieds wurde demnach die Familienzugehörigkeit angegeben. Für die Besetzung einer offenen Position im Verwaltungsrat sind daneben aber auch die fachlichen Kompetenzen sowie die Branchenkenntnis der zur Wahl stehenden Personen relevant. Das Kriterium Geschlecht spielt bei der Auswahl des Verwaltungsrats dagegen keine wesentliche Rolle. „Gender Diversity“ im Verwaltungsrat erachten 25% der KMUs als relevant. In 70% dieser Unternehmen ist eine oder sind zwei Frauen im Verwaltungsrat vertreten. In 30% der KMU, welche das Thema als relevant beurteilen, ist der VR noch ein reines Män-nergremium.
Die Erfahrungen, welche die KMUs mit Frauen im Verwaltungsrat gemacht haben, sind gemäss der Befragung durchwegs positiv. Gründe dafür sind insbesondere die Ergänzung für das Team, dass Frauen eine andere Sprache sprechen und eine andere Sicht einbringen, pragmatischer, feinfühliger, ehrlicher und flexibler sind und somit Entscheidungen schneller getroffen werden. Ein durchmischtes Team wurde ausserdem als konstruktiver wahrgenommen. Angegebene Auswahlkriterien für eine zukünftige weibliche Kandidatur sind ein tertiärer Ausbildungsabschluss sowie Kompetenzen in den Gebieten Strategie, Kommunikation, Personal und Finanzen. Das ideale Alter von VR-Kandidatinnen liegt zwischen 40 und 50 Jahren. Rekrutiert werden die Frauen insbesondere im Inland.
Obwohl das Thema „Gender Diversity“ nicht für alle KMUs gleich relevant ist, besteht bei 16% der Unternehmen die Absicht, in naher Zukunft den Frauenanteil zu erhöhen. Massgebender Grund ist die bessere Leistung durch gemischte Teams.