Ein Ort für Offline Me-time!

Text: Dörte Welti
Fotos: Dörte Welti und Talsee Presse

Was genau macht die Schmuckdesignerin Mirca Maffi bei einer Badmöbel-Manufaktur? Die Verbindung liegt viel näher als man denkt, denn es geht um ganz persönlichen Luxus.

Ortstermin bei der talsee AG* in Hochdorf im Luzerner Seetal. Man fährt durch viele Dörfer, vorbei an kleineren und grösseren Industriegebieten mit mehr oder weniger eher langweiligen Bauten. Auf einmal aber steht man inmitten dieser Zweckmässigkeit vor einer Miniaturausgabe des KKL Luzern, Sie wissen schon, der imposante Bau mit überragender Dachkonstruktion und Säulen davor, die das tragen. Mirca Maffi lacht, als ich ihr diesen spontanen Vergleich auftische, das höre sie nicht zum ersten Mal über das helle lichte Gebäude ihres neuen Arbeitgebers. Seit Mitte 2019 ist die grossgewachsene Schaffhauserin bei talsee in Hochdorf tätig, der auffallende Hallenbau ist Showroom und Officespace zugleich für den exklusiven Badmöbelhersteller. Mirca Maffi ist gelernte Silberschmiedin, hat in der Ausbildung Gebrauchsgegenstände entworfen und hergestellt, Schmuck hatte anfangs eine Nebenrolle, den hat sie für sich als Hobby in einer eigenen kleinen Werkstatt kreiert. «Schmuck zu entwerfen, ist eine intensive Arbeit, bei der man sehr für sich schafft», erzählt die 39-Jährige, die bereits 2006 die erste eigene Schmucklinie auf den Markt brachte, wir haben damals darüber im Ladies Drive Magazin berichtet und oft ihren faszinierenden Schmuck für unsere Fashion Shootings verwendet. Im Verlauf ihrer Karriere aber merkte Mirca Maffi, dass sie sich eher in einer grösseren Organisation anstelle der One-Woman-Show wohlfühlt. «Ich arbeite gerne im Team», lautet die schlichte Erklärung Maffis, die sich immer und ständig weitergebildet hat, in ihrer Vita liest man von einem MAS in Design, Art + Innovation an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, von einem Kurs, den sie am renommierten Central Saint Martins in London besucht hat, von einem weiteren MAS im Marketing 2019 an der ZHAW in Winterthur. Und von ihrer Arbeit im Branding beim Hörgeräte-Hersteller Phonak.

Bei der Firma talsee kann Mirca Maffi all ihre Talente und sämtliche bisher gelernte Skills einbringen. «Ich bin angekommen», findet Mirca Maffi, ihr offizieller Jobbeschrieb lautet Leiterin Design und Produktmanagement. «talsee ist ein KMU» erklärt sie weiter, «mit genau der richtigen Grösse, dass man nicht nur ein Rad in einer Abteilung ist, sondern gemeinsam und übergreifend arbeiten kann.» Bei dieser gemeinsamen Arbeit liegt der Fokus natürlich auf dem Bad. «Das Bad ist ein ganz persönlicher Ort, der für viele auch das Thema Luxus birgt» weiss Mirca Maffi, «in einem Badezimmer verbringt man die Zeit gerne alleine für sich.» Offline Me-time eben. Dazu beobachtet man auch den Trend, das Wohnräume miteinander verschmelzen, es gibt Schlafzimmer, die eine Badewanne oder Dusche haben oder Badezimmerwände, die man öffnen oder durchsehend machen kann wenn man will. Das alles verlangt nach einer völlig neuen Sichtweise auf Badmöbel und dem trägt talsee Rechnung. «Der Fokus liegt neben der Funktionalität, die lange nicht mehr so offensichtlich ist wie früher, auf den Materialien», erklärt Mirca Maffi, «wir entwerfen Möbel, meist auf Mass und Kundenwunsch, entwickeln Spiegel und Lichtkonzepte, dazu Badewannen und Duschen.» Für Mirca Maffi kommen in ihrer Arbeit bei talsee zwei entscheidende Komponenten des Designs zusammen: «Wenn ich Schmuck entwerfe, hat das in erster Linie wenig mit Funktionalität zu tun, Schmuck muss einfach gefallen, schön sein. Als ich als Brand- und Marketingmanagerin bei Phonak gearbeitet habe, ging es vor allem um die Funktion und Technik. Hier bei talsee fliesst beides ineinander, Funktionalität und Design sind gleichwertig. Die ideale Kombination.»

Mirca Maffi setzt (derzeit) keine eigenen Designentwürfe um, sondern entwirft auf ihrem iPad und am Reissbrett Lösungen für Problemstellungen, die sich bei den Badezimmerplanungen ergeben. Sie hat weniger mit dem Kunden direkt zu tun als mit ihrem vierköpfigen Team, mit dem sie die Fertigstellung des Produktes bespricht. Die Objekte, in denen Badezimmer geplant werden, können alles sein, von Renovationen über Umbauten oder Neubau. Irgendwelche Präferenzen? «Nein», sagt Mirca Maffi, die übrigens im elf Personen starken Kader der talsee AG momentan die einzige Frau ist, «mir gefällt es, Lösungen zu finden für den Kunden, egal, was das für ein Objekt ist, in dem das Bad entstehen soll, ich bin auch ab und zu vor Ort, um mir ein genaues Bild von der Situation zu machen. Neue Kollektionen entwickeln wir mit externen Agenturen, da kann ich meine kreative Erfahrung voll und ganz einbringen und im Zusammenspiel mit den jeweiligen Projektleitern, die auf dem Objekt schaffen, ebenso. Eine rundum intensive und sehr vielseitige Arbeit!» Trotzdem werden wir die Augen offen halten, ob es nicht irgendwann mal ein Badmöbel by Mirca Maffi gibt, denn wer einige Schmuckentwürfe von Mirca Maffi vor Augen hat oder sogar Schmuck von ihr besitzt, weiss, dass sie gerne ungewöhnlichen Materialien auf interessante Weise kombiniert, bei talsee gibt es derer viele. Woher kommt eigentlich diese Faszination für die Diversifikation von Oberflächen und Material? «Ich bin viel gereist», erklärt Mirca Maffi, «Und von den Reisen und längeren Auslandsaufenthalten habe ich jeweils Berge von Eindrücken und Ideen mitgebracht, verschiedene Fundstücke oder Objekte, und alles zusammen zu Schmuck verarbeitet.» Sind wir gespannt, ob dieser spannende Teil von Mirca Maffis Biografie irgendwann mal Möbel, Spiegel, Licht oder Wanne wird!

 

*Die Story der talsee AG

1896 gründete Heinrich Bachmann-Affentranger in Hochdorf eine Schreinerei die Aussteuer-Möbel herstellte. Wer das nicht (mehr) kennt: Frischvermählte bekamen von ihren Familien Bett, Tisch und Stuhl mit auf den gemeinsamen Lebensweg, je nach Budget mehr oder weniger reich verziert, geschnitzt und bemalt. Die Söhne des Gründers, Otto und Toni, übernehmen den Betrieb und firmieren ihn 1962 um in die Gebrüder Bachmann AG, damals der modernste und geräumigste Holzbearbeitungsbetrieb der Schweiz. 1977 gehen die ersten Bademöbel in die Produktion: Waschtische, Spiegelschränke, Konsolen. Der Betrieb geht mit der Zeit, setzt als erster in der Schweiz Corian in der Verarbeitung ein. 2011 wird der Bademöbelbereich der 4B Badmöbel AG, wie der Betrieb inzwischen heisst (4B steht für vier Bachmannbrüder) in talsee G umfirmiert, eine Marke mit Lifestylekonzept soll unabhängig vom restlichen Geschäft aufgebaut werden und 2012 wird der neue Flagshipstore eingeweiht, eben jener visionäre Bau, der von weitem wie eine Kunsthalle wirkt (Architekt: Burkhard Meyer, Baden). Zu den Möbeln, Spiegelschränken und Lichtobjekten kommen 2016 eigene Badewannen und Duschen hinzu.

Weiterführende Infos: talsee.ch


 

Veröffentlicht am März 13, 2020

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