- Du bewirbst dich nicht für die Beförderung. Du denkst, du bist nicht gut genug.
- Du zögerst bei unternehmerischen Risiken. Du denkst, sie zahlen sich nicht aus.
- Du bewirbst dich nicht für Führungspositionen. Du glaubst, du kannst nicht führen.
- Du ergreifst die Chance einer Karriereveränderung nicht. Du glaubst, du scheiterst.
- Du pitchst nicht deine Idee. Du glaubst, sie ist nichts Neues.
- Du meldest dich nicht zu einer Weiterbildung an. Du glaubst, die anderen sind cleverer.
- Du unternimmst nichts, um ein gutes berufliches Netzwerk zu haben. Du glaubst, du kannst nicht netzwerken.
- Du unternimmst nicht die Initiative in Projekten. Du denkst, die anderen sind erfahrener.
Und in meinem Fall…
- Ich schicke meinen Artikel an keine Zeitschrift. Ich erhalte sicherlich nur Absagen. Wenn ich so gedacht hätte, würdest du jetzt nicht meine Gedanken lesen.
Welche vermeintlichen Gründe halten dich davon ab, Risiken einzugehen und damit Chancen für dich zu generieren?
Mir ist dieses Denken nicht fremd. Vor vielen Jahren, als ich in der Industrie tätig war, war ich unglücklich. Nach meinem Doktorat wurde ich Führungsperson eines kleinen Teams. Ich hatte keine Ahnung, was diese Rolle beinhaltete, und brachte auch keine Führungsqualitäten mit. Das Team spürte meine Unsicherheit und zog mit mir nicht am selben Strang, sie arbeiteten gegen mich. Mein Vorgesetzter unterstützte mich nicht. Die Werte und Kultur des Unternehmens entsprachen mir nicht. Ich fühlte mich ständig wie ein Imposter. Zweifel überkamen mich, ob ich an der richtigen Stelle tätig war. Nach reiflicher Überlegung liess ich mich versetzen und wagte den Schritt aus der Führung heraus in eine neue Position im Unternehmen. Dort fühlte ich mich noch unfähiger, aber ich verharrte, hielt aus und wurde immer unsicherer.
Durch eine glückliche Fügung wurde mir eine Fotosafari angeboten, die alle meine Träume übertraf. Ich hatte schon lange auf so eine Chance als Amateurfotografin gewartet und wollte mir diese Chance auf keinen Fall entgehen lassen. Leider lehnte mein Vorgesetzter den Urlaub ab. Und ich erzähle die Geschichte immer so: Ich bekam die Urlaubsabsage an einem Freitag. Am Montag hatte ich gekündigt.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt sieben Jahre in Großbritannien gelebt, studiert und gearbeitet und keinen Plan B. Ich wusste nur, dass ich in die Ungewissheit springen musste. War es einfach? Nein! Hatte ich finanzielle Einbussen? Ja. Bereue ich den Schritt? Nein.

Ich finde mich im Kreis bemerkenswerter Frauen wieder. J.K Rowling liess sich von zahllosen Absagen nicht entmutigen. Sie schrieb weiter und ist heute eine weltberühmte Autorin. Sara Blakely, nahm all ihre Ersparnisse, um ihr eigenes Modeunternehmen gegen alle Ratschläge und Empfehlungen zu gründen. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Geschäftsinhaberinnen. Angela Merkel kämpfte sich an die Spitze der Politik und wurde die erste Bundeskanzlerin Deutschlands. Sie wurde zu einer der mächtigsten und einflussreichsten Politikerinnen der Welt.
Die Möglichkeit zu scheitern, nahmen diese Frauen in Kauf, um ihren Traum zu verwirklichen. Nach meiner Kündigung und meinem Umzug nach Deutschland, stürzte ich mich ins Abenteuer der Selbständigkeit, das mit Risiken des Scheiterns nur so durchsäht ist.
Acht Jahre später: 2008 bekam ich die Diagnose Gehirntumor. In den kommenden sechzehn Jahren unterzog ich mich sechs Gehirn-OPs und drei Bestrahlungstherapien. Ich musste mich dem Gedanken stellen, dass das Leben endlich ist!
Deshalb erfüllte ich mir 2015 einen Lebenstraum: eine Weltreise, die ich schon immer machen wollte. Nie war der perfekte Moment. Immer kam etwas dazwischen. Nach dem Doktorat der erste Job. Dann die Geburt meiner ersten Tochter. Dann der Kauf unseres Traumhauses. Dann die Geburt meiner zweiten Tochter. Und dann der Gehirntumor.
Der Gedanke, nicht zu wissen, wie lange ich noch leben würde, half mir bei der Entscheidung, meine Selbstständigkeit aufzugeben, unser Haus abzuschliessen, den Rucksack aufzuschnallen und mit meinem Ehemann und unseren zwei Töchtern (zehn- und acht-jährig) 367 Tage zu reisen. Denn: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Wenn du auf dein Leben zurückblickst, wo erkennst du dieses Muster „Wenn, dann…“ bei dir? „Wenn ich die nächste Beförderung habe, dann…“ „Wenn ich die nächste Fortbildung habe, dann…“ „Wenn ich pensioniert bin, dann…“ „Wenn die Kinder ausgezogen sind, dann…“ Aber, was ist, wenn das WENN nie kommt? Wenn es die perfekte Zeit, um den nächsten Schritt zu wagen, nicht gibt. Was ist dann? Gibst du deine Träume auf, weil du nicht scheitern möchtest? Was wäre, wenn Scheitern nichts Negatives ist, sondern ein Schritt auf deinem Weg, deinem Traum, deinem Wunsch näher zu kommen? Ich denke oft an den Satz: „What doesn’t kill you makes you stronger.“ Lasst uns stärker werden, um unsere Träume zu realisieren.
Hier ist meine Einladung an dich: Was könntest du heute unternehmen, um einem deiner Träume einen Schritt näher zu kommen? Denn: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Dr. Anja H. Förster
Führungs-Coach, TEDx Speaker, Resilienz Trainerin
©️ Christina Weirich