Die Freiheit einatmen

Text: Sandra-Stella Triebl
Fotos: Amarcster Media, STAG

Ladies Drive No. 70. Saas-Fee/Saastal. Die Freiheit einatmen.
Ladies Drive No. 70 Cover (Sommer 2025): Der Lebensstil für mehr digitale Achtsamkeit und Fokus

Saas-Fee/Saastal – die Ferienregion mit nachhaltigem Pioniercharakter

„Je feiner die Gitterstäbe, desto besser die Aussicht“ hab ich mal irgendwo gelesen. Es ist ein Zitat, an welches ich immer wieder denken muss. Wie wahr. Wir haben alle Freiheiten und schaffen uns doch allzu oft und gern unser eigenes Gefängnis. Und da die eigens verursachte Gefängniszelle ebenso zarte Gitterstäbe hat, tendieren wir dazu, sie zu übersehen und zu denken, wir seien frei. Doch: Sind wir das wirklich? – Wie frei seid ihr, wenn ihr mal ganz genau darüber nachdenkt?

Wir haben alle die eine oder andere Verpflichtung im Leben. Sei es die Katze. Die Kinder. Die Familie, der Garten, die Schwiegermutter, die Chefin, die To-do-Liste. Das könnte beliebig so weitergehen, und je länger ich aufzählen werde, desto mehr Unbehagen in der Magengrube wird sich selbst bei mir, die diese Zeilen hier schreibt, einstellen. Deshalb frage ich mich immer wieder: Wie frei bin ich? – Jeder Luxus, alles, was wir besitzen, alles, was wir am Leben erhalten müssen, konsumiert unsere Zeit und definiert unseren Rhythmus. Das vergessen wir gern mal. Ich habe gefühlt 20 weisse Hosen. Jetzt könnte man denken: Toll, was die sich leisten kann – aber … Die brauchen Platz im Schrank. Und jemanden, der sie wäscht und bügelt. So kann vieles in unserem Leben zur Belastung werden. Deshalb tun wir gut daran, eine gesunde Balance im Leben zu finden. Sinnstiftende Arbeit und genussreiche Auszeiten zum Beispiel. Und eben diese Auszeiten werden immer mehr zum Digital Detox. Zur Offline Me-Time. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich suche vermehrt das Weite von hippen, meist etwas übervölkerten und überteuerten It-Places, wo die Selfie-Jäger irgendwo Schlange stehen und wo die Wanderer mit Flip-Flops unterwegs sind. Und nicht erst seit der Pandemie hab ich mich neu in die Schweiz verliebt. In die imposanten Gipfelwelten, die verträumten Wälder mit ihren sattgrünen Moosen und in die einsamen Wanderwege, wo einen nichts weiter als der poetische Gesang einer liebestollen Amsel begleitet.

Eine Destination, in die man sich gleich aus mehreren Gründen verlieben kann, ist das Saastal im Kanton Wallis. 18 Viertausender findet man in der Region, die die Orte Saas-Fee, Saas-Grund, Saas-­Almagell und Saas-Balen umfasst. Es ist die erste Feriendestination aus dem Wallis, die mit dem Swisstainable-Destination-Label zertifiziert wurde. Eine Auszeichnung von Schweiz Tourismus, die das Engagement für ökologisch, sozial und wirtschaftlich verantwortungsvolles Handeln honoriert. Damit schickt sich das Saastal an, zur Nummer eins für umweltverträglichen Tourismus jenseits der Massen zu werden. „Das absolut Aussergewöhnliche im Saastal ist diese echte Verbindung von Natur und Gastfreundschaft“, schwärmt Michelle Bumann in breitem Walliser Schweizerdeutsch. Sie ist Produkt- und Marketingmanagerin bei Saastal Tourismus, die die Region nun gemeinschaftlich, mit Bedacht vermarkten soll. „Unsere Vision ist es, die hochalpine Ferienregion zu sein für all jene, die Abenteuer und Natur pur suchen.“ Die Gletscher, die wilden Bäche, die blumenreichen Alpwiesen und die traditionellen Holzhäuser prägen ein Landschaftsbild, das ursprünglicher kaum sein könnte – und das soll auch so bleiben, trotz der Bergsteiger, Wanderer, Kletterer, Biker oder Skifahrer, die die Region aufsuchen sollen.

Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Region – aber auch ihre Ressource, ihr Schatz. Entsprechend passioniert agiert man seit Jahren im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Wie kann man als Tourismusdestination wachsen und diese unfassbar faszinierende Gletscherregion gleichzeitig bewahren? – Geht das überhaupt? – Michelle nickt bestimmt, aber mit einem Lächeln im Gesicht: „Der Schutz unseres Gletschers ist ein riesiges Thema.“ Der bewusste Entscheid für einen sanften Tourismus bedeutet ein Committment zur Nachhaltigkeit, die hier kein Trend, sondern gelebte Praxis ist: Saas-Fee etwa ist seit 1951 autofrei. Die gesamte Region setzt auf elektrische Ski-Shuttlebusse, bietet den Gästen gratis die Benutzung von ÖV und im Sommer und Herbst sogar die Bergbahnen kostenlos an und fördert so eine emissionsarme Mobilität. Energie wird überwiegend aus lokalen, erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft oder aus Photovoltaikanlagen gewonnen. Hotels und Gastbetriebe engagieren sich in Umweltinitiativen, reduzieren Abfall und sensibilisieren Gäste für den verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Dass nachhaltiger Tourismus für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region sorgen kann, zeigt sich gerade im Saastal besonders eindrucksvoll. Die bewusste Positionierung als nachhaltige Ferienregion schafft nicht nur ein einzigartiges Erlebnis für die Gäste, sondern sichert auch langfristig Arbeitsplätze und Lebensqualität für die Einheimischen. Es gibt Indizien, die zeigen, dass Gäste, die authentische Erlebnisse suchen, länger bleiben, bewusster konsumieren und so zur effektiven Stärkung der lokalen Wertschöpfung beitragen. Eine Wertschöpfung, die auch Wertschätzung beinhaltet. „Aber klar, wir haben eine Bergbahn, und die braucht Strom. Wir haben Hotelbetten, die nicht leer bleiben dürfen. Und klar hinterlassen unsere Gäste einen ökologischen Fussabdruck. Aber die ganze Bevölkerung hier im Saastal ist Teil dieser Nachhaltigkeitsstrategie, und wir alle wissen haargenau, dass wir vom Tourismus abhängig sind – wir brauchen ihn, um zu überleben. Umso bewusster müssen wir mit unserer Natur, die uns umgibt, umgehen. Das ist auch ein Versprechen, das wir an die nächste Generation abgeben müssen.“ Und dieses Versprechen sorge auch dafür, dass die Jungen eine Perspektive im Saastal hätten, so Michelle Bumann überzeugt.

Die Besonderheit des Saastals? – Als ich diese Frage an Michelle richte, leuchten ihre Augen: „Es hat niemand so viele hohe Berge wie wir! Und wir haben den höchsten Berg, der komplett auf Schweizer Boden ist – den Dom mit 4.545 m ü. M.“. Wer Zeit mitbringt und absolute Ruhe geniessen möchte, dem empfiehlt Michelle indes keinen Viertausender, sondern: den Fellbach-Wasserfall: „Der ist absolut spektakulär“, so ihr Versprechen. Zudem stehen gerade im Sommer und Herbst idyllisch-schöne 350 Kilometer Wanderwege zur Auswahl. „Wenn du allein sein willst, findest du bei uns ein stilles Plätzchen.“ Etwas gedrängter geht es dann im Winter zu und her – die zahlreichen Pisten auf bis zu 3.600 m ü. M. sorgen nicht nur für Schneesicherheit bis ins späte Frühjahr, sondern auch für eine der längsten Wintersaisons der gesamten Alpenregion.
Die meisten Gäste, die ins Saastal reisen, kommen übrigens aus der Schweiz. „Das war schon immer so – es sind treue Gäste, die immer kommen, egal was auf der Welt passiert, und das ist ein riesiges Geschenk für uns.“ Man habe zwar auch viel in den US-Markt oder in Asien investiert, um eine gesunde Differenzierung des Marktes zu erreichen und vor allem um eine nachhaltige Entwicklung der Übernachtungszahlen zu erzielen, sei nun aber aufgrund der politischen Rahmenbedingungen in den USA gespannt, wie sich das alles auf den Tourismussektor hierzulande auswirken wird. „Für viele US-Touristen ist es immer noch günstiger, zu uns zu kommen, als im eigenen Land Skiferien zu machen – das erzählen uns zumal die Tour-Operator in den USA. Was aber noch viel spannender ist: Wir sehen einen riesigen Trend, dass immer mehr jungen Menschen zu uns kommen – aber nicht um Selfies zu machen oder in einem Club zu feiern, sondern um zu wandern und die Natur gemeinsam mit ihren Freunden zu geniessen.“

Das passt zur Beobachtung und Analyse der „Süddeutschen“, die schon im November 2024 über das grosse Club-Sterben berichtete. Immer mehr Diskotheken schliessen, Clubs machen dicht. Das Nachtleben verändert sich ganz offenbar mit der jüngsten Generation. Sie schläft in der Nacht – und wandert am Tag.

Wer allerdings ins Saastal reist, sollte sich vor allem eines nehmen: Zeit. Zeit, um die stille Majestät der Berge zu erleben, Zeit, um bei einer Alpkäseverkostung die regionale Kultur zu schmecken, und Zeit, um die eigenen Schritte an das Tempo der Natur anzupassen. Ob bei einer Sonnenaufgangswanderung über Gletschermoränen oder beim abendlichen Spaziergang durch die stillen Dörfer – hier erfährt man, was es heisst, wirklich anzukommen.

So ist das Saastal mehr als ein Reiseziel. Es ist ein Versprechen an die Zukunft des Reisens: behutsam, respektvoll und voller Erlebnisse, die bleiben. Und mit jedem Moment darf man hier auch die ultimative Freiheit einatmen, wenn man von einem der erhabenen Gipfel um sich blickt und nur Natur sieht, so weit das Auge reicht.

Mehr Infos über die Region Saastal findet ihr hier:

www.saas-fee.ch


Creator
Sandra-Stella Triebl
Chefredakteurin

Quelle: Sandra-Stella Triebl: „Die Freiheit einatmen“, Ladies Drive Magazin, Nr. 70 (2025), S. 42-43.

Veröffentlicht online am 1 Juli, 2025
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