All unsere Talkgäste zeigten eindrucksvoll und persönlich, wie es ihnen auf ihrem persönlichen Lebensweg ergangen ist – und welche Überraschungen das Leben und die Karriere manchmal für einen bereithält, wenn man die Chancen ergreift. Die Geschäftsführerin von Accenture, Sandra Babylon, hat als Diplom-Wirtin eine wahrlich beachtliche Karriere hingelegt. Als Verantwortliche für den Bereich IT /Banking weiss sie nur zu genau, was Frauen, die in diesen Bereichen tätig sind, vom Karrieredurchbruch abhalten kann: mitunter der „unconscious bias“. Auch sie selbst habe schon erlebt, dass Männer davon ausgehen, dass Frauen Karriere nicht ganz so ernst nehmen. „Wir dürfen aber auch nicht immer damit kokettieren, dass unsere Karriere nicht so geplant ist.“
Cornelia Kawann, Head of Market Surveillance bei der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom, die auf eine beachtliche Laufbahn zurückblicken kann, hätte von ihrem Professor an der Uni Graz schon vom Studienplatz verscheucht werden sollen – und zwar mit den Worten: „Ach, besser Sie lernen kochen – dieses Studium werden Sie vermutlich nicht bestehen.“ Heute ist Cornelia Kawann nicht nur ein Role Model wie die anderen Ladies auf der Bühne, sondern auch Buchautorin und Taschendesignerin sowie als Elektroingenieurin erfolgreich unterwegs. Iris Korn acker hatte ursprünglich mal Molekularbiologie studiert und war auf dem besten Weg, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Über ein Praktikum bei einem Beratungsunternehmen kam dann doch alles anders als geplant – heute ist sie Head of Big Data Solutions bei der Swisscom. Und Anna Lundqvist war diejenige in der Runde, die mit dem erfrischenden Selbstverständnis einer Schwedin über Karriere- und Familienplanung erzählte. Direkt nach der Uni stieg sie bei ABB Schweden ins Unternehmen ein – das ist mittlerweile 16 Jahre her. Heute ist die sympathische, frischgebackene zweifache Mutter General Manager in den Reihen der ABB.
FAZIT DES ABENDS WAR FÜR MICH MITUNTER:
Diversity-Bemühungen braucht es nach wie vor – denn die Zahlen und Fakten, was den Frauenanteil insbesondere in den MINT-Fächern anbelangt, sind nach wie vor eher kläglich und ähneln der roten Liste der bedrohten Tierarten. Womöglich müssten wir aber eine Redefinition des Begriffs „Diversity“ finden, um unter anderem auch das Topmanagement ohne Vorurteile mit an Bord zu kriegen. „Business Excellence“ könnte das eigentlich ganz treffsicher umfassen.
Und: Wir Frauen sollten, gerade wenn wir in der Minderheit sind, stärker koalieren und Allianzen schmieden – denn ein Austausch tut immer gut, egal wo man auf der Karriereleiter gerade steht. Deshalb: Netzwerke werden künftig eine immer stärkere Rolle spielen – darüber waren sich alle Frauen auf unserer Bargespräche-Bühne einig.
Betrachtet man die im Januar 2016 veröffentlichte WEF-Studie zum Thema „Digitalisierung hängt Frauen im Arbeitsleben ab“, kann man festhalten: Wer einen MINT-Bildungshintergrund hat, dürfte auf dem Arbeitsmarkt grundsätzlich in Zukunft zu den Gewinnerinnen gehören. Denn gerade hier entstehen neue Jobs, und Frauen sind gesuchter denn je.
WIR DANKEN UNSEREN SPONSOREN:
ABB, Swisscom, Accenture, Svin, Kameha Grand Zürich, Donna Informatica