Inspiriert vom New Yorker Künstler Jackson Pollock, der kunstvoll Farbe auf weisse Leinwände spritzte, machten sich die Produktdesignerinnen Viviane Jaeger und Emma- Jayne Parkes auf, die Modeindustrie zu revolutionieren. „Wir wollten Farbe ins triste, regnerische London bringen“, erzählt die Baslerin Viviane Jaeger. Und so tüftelten die jungen Frauen schon während ihrem Studium am London College of Fashion an einem Material, das im Regen die Farbe ändert. „Unterstützt wurden wir bei der Entwicklung des wandelbaren Stoffs von einer Chemiefirma.“
Mit einer klaren Vision, einem soliden Businesskonzept und einem kleinen Startkapital gründeten die Schweizerin und die Neuseeländerin schliesslich 2008 SquidLondon. „Wir wollten nicht unbedingt Unternehmerinnen werden, aber wir wollten unbedingt unsere kreative Idee realisieren“, erklärt Viviane Jaeger. Und so stellte sich das passionierte Design-Duo ein halbes Jahr später mit 100 farbwechselnden Schirmen an den Spitalfields Market und verkaufte innerhalb von elf Tagen alle Exemplare. „Für uns war das der Beweis, dass es funktionieren kann.“ Als nächstes klopften sie beim Tate Museum an. „Es brauchte zwar mehr als einen Anlauf, aber schlussendlich haben wir es geschafft. Das renommierte Kunsthaus hat unsere Squidarella-Schirme in ihr Sortiment aufgenommen.“
Heute finden sich die wandelnden Kunstobjekte in vielen bekannten Museumshops – vom Kunstmuseum Basel oder Kunsthaus Zürich über das British Museum in London bis zum MoMA in New York. „Insgesamt zwölf Länder beliefern wir zurzeit mit unseren Produkten“, sagt Viviane Jaeger und schwärmt: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn wir auf der Strasse einen unserer Schirme entdecken.“ Das Sortiment wird laufend erweitert: mit neuen Schirmdesigns, Duschvorhängen und schon bald auch mit exklusiven Regencapes. Und auch auf die Olympischen Spiele in London hin hat das kreative Team einiges im Köcher. „Mehr sei noch nicht verraten, aber wir versuchen ständig Neues. Zusammen mit ETH-Architekten haben wir beispielsweise eine Türe kreiert, die, wenn es klingelte, über ein Wasserrad die Farbe verändert.“
London ist ein anregendes Pflaster. Das dynamische Umfeld, die vielfältige Kunstszene und gute Gespräche sorgen immer wieder für neue Ideen. „Entscheidend ist, dass das Produkt sowohl simpel als auch praktisch ist. Zudem muss es zwar einzigartig, aber trotzdem erschwinglich sein“, so das Erfolgsrezept von SquidLondon. „Wir produzieren kleinere Mengen im UK. Bei grösseren Auflagen arbeiten wir mit einer kleinen Manufaktur in China zusammen, die wir ein- bis zweimal pro Jahr besuchen.“ Viviane Jaeger ist mit ihren Partnern zufrieden. Sie seien allesamt – und das schliesse alle Freelancer, die für SquidLondon arbeiten, ein – ein eingespieltes Team.
„Wir haben viel Spass. Neben Hartnäckigkeit ein weiteres wichtiges Attribut, um erfolgreich zu sein.“ Von Vorteil sei sicher auch die Flexibilität ihres kleinen Unternehmens und dass die beiden Designerinnen und Co-Gründerinnen alle Geschäftskontakte persönlich wahrnehmen. SquidLondon ist innerhalb von drei Jahren vom Start-up zum schnell wachsenden Unternehmen geworden. „Mittlerweile haben wir viele Anfragen von Designern und Studenten.“ Das ehre sie natürlich. Dennoch oder gerade deswegen wählen sie ihre Partner sehr sorgfältig aus. „Nun gilt es, uns ständig weiterzuentwickeln“, weiss Viviane Jaeger, „und dafür zu sorgen, dass unser Name für international renommiertes Produktdesign steht.“ Auch dieses Ziel werden die engagierten, erfinderischen Gestalterinnen bestimmt mit Bravour meistern. «
FARBWECHSELNDE PRODUKTE VON SQUIDLONDON SIND IN VERSCHIEDENEN MUSEEN UND IM ONLINESHOP ERHÄLTLICH. WWW.SQUIDLONDON.COM