Mitte Juli 2025 strömten Hunderte Motorradfans aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland ins alpine Andermatt. Rund 2.000 Besucherinnen und Besucher nahmen am zweiten Andermatt Freedom Ride teil. Ob mit Cruiser, Tourer, Supermoto, Strassenmaschine oder auch als Nichtfahrer – willkommen waren alle, unabhängig von Marke, Fahrstil und Erfahrungslevel.


It’s all about connection, collecting moments and sharing the same spirit.
Als die Einladung von Harley-Davidson Schweiz auf unseren Tisch flatterte, sahen wir uns ratlos an, denn im Team haben wir nicht eine einzige Motorradfahrerin. Aber wir waren neugierig, Teil einer bis dahin noch unbekannten Community sein zu dürfen und den Andermatt Freedom Ride 2025 hautnah mitzuerleben.


Sogleich schossen mir Bilder der berüchtigten und rauen US-amerikanischen Fernsehserie „Sons of Anarchy“ durch den Kopf, und ich dachte mir: „Da passe ich doch nicht rein?!“ Ich erfüllte praktisch jedes vermeintliche Kriterium, das mich zu dieser Annahme verleiten liess: Ich bin eine Frau, ich bin in keinem Biker-Club – ja, ich fahre nicht einmal Motorrad. Ein Gefühl von Unsicherheit machte sich daher in mir breit und wurde lauter durch den in solchen Situationen fast schon automatisch ablaufenden und mir altbekannten Fragenkatalog meiner inneren Stimme: „Was denken denn die Leute dort von mir? Bin ich da überhaupt willkommen? Werden sie mich akzeptieren? Was mache ich denn da, ich kenne ja niemanden? Werde ich überhaupt Anschluss finden? Was ziehe ich an? (Klischee :-))“ Das kommt jetzt sicher einigen bekannt vor.

Klar, denn es ist die Angst, die uns hier ausbremsen möchte. Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst, nicht gut genug oder fehl am Platz zu sein. Doch berauben wir uns so nicht auch all der unzähligen Möglichkeiten, wenn wir nicht mal etwas Neues wagen und unsere Komfortzone verlassen? Mit diesem stärkenden Gedankengang wuchs meine Neugier und übertönte schlussendlich meine inneren Zweifel.
Vom im schönen Kanton Zug gelegenen Hünenberg aus starteten wir unsere Reise mit dem Media Ride von Harley-Davidson Schweiz nach Andermatt. Ich fühlte mich als Back-Pack (Beifahrerin in Motorrad-Sprache) zu Beginn an sicher und konnte die circa 1,5 Stunden Fahrt so richtig geniessen. Es war ein Mix aus Adrenalin und Entschleunigung. Du nimmst die Umgebung ganz anders wahr, du spürst die Geschwindigkeit wortwörtlich mit Haut und Haar. Der Fahrtwind streift an deinem Körper vorbei – so nah, dass du jede Temperaturveränderung auf deiner Haut registrieren kannst. Ich atme die frische Bergluft ein, während die Vibrationen des Motors einem durch Mark und Bein gehen. Du bist mittendrin anstatt nur dabei. Was für ein unglaubliches und befreiendes Gefühl das war – und das sage ich als bekennende Auto-Liebhaberin!

Im Chedi Andermatt angekommen, sah ich dann auch, wie hautnah meine erste Motorrad-Ausfahrt tatsächlich war: Mein Gesicht war schwarz, gezeichnet von der Strasse, was man mir als „normal“ versicherte. Nun ja, ich war zwar die Einzige mit dieser Kriegsbemalung, aber das lag wahrscheinlich daran, dass ich die Letzte im Umzug war.


Nach einer kurzen Pause ging es dann ab aufs Festgelände – und das war schlicht und ergreifend beeindruckend. Wie sich herausstellte, waren all meine „Sorgen“ völlig unbegründet. Die Menschen hier waren so offen und einladend! Kein Gefühl von „Du gehörst hier nicht hin“ kam in mir auf. Im Gegenteil: Ich fühlte mich willkommen und als Teil dieser Community. Es war neu und grossartig. Ich spürte die Worte von Iwan Steiner, Country Manager Harley-Davidson DACH: „Wir sind offen für alle, jeder ist willkommen – alle Brands, aber auch alle Nicht-Biker, ob jung oder alt.“ Und genau so war es.


Für jeden war etwas dabei: Workshops, Challenges, um seine Fahrkünste zu testen, Ausfahrten über die umliegenden Alpenpässe, leckeres Essen und feine Drinks, Live-Bands und DJ – ja, sogar ein Whirlpool war vor Ort – bis hin zur Bewunderung der neuesten und teils sehr extravaganten Motorrad-Modelle, die das Festgelände schmückten. Die gemütliche Atmosphäre am Lagerfeuer, die zum Beisammensein und Austauschen von Geschichten bis spät in die Nacht prädestiniert war, führte mich auf eine Zeitreise zurück in meine Kindheit – dorthin, wo im gegenwärtigen Moment zu leben noch eine Selbstverständlichkeit war. Und eine Wurst vom Feuer als Late-Night-Snack durfte natürlich auch nicht fehlen.
Am zweiten Tag gab es als zusätzliches Highlight eine Sunset-Party etwas weiter oben in der Osteria Alpsu. Es war grandios: feine Drinks, ein erstklassiger DJ, der mit seinem Sound die heitere Stimmung untermalte, tolle Vibes, einfach pure Freude – bei Sonnenschein und mit einer atemberaubenden Alpenkulisse im Hintergrund.


EIN EVENT, DER VERBINDET
Die Tage vergingen wie im Flug, und ich konnte mir nicht vorstellen, dieses Erlebnis beinahe verpasst zu haben – nur aus Angst vor etwas Unbekanntem. Es war wahrlich so viel mehr als „nur“ ein Biker-Treffen. Es ging um Community, darum, sich mit anderen zu verbinden, Neues zu erleben und gemeinsame Momente zu teilen. Geschichten und Freude miteinander zu teilen und einfach Spass zu haben. Es ging um den Spirit, den „way of life“, der die Menschen hier zusammenführte – und nicht um das, was du zu bieten hast: deinen Job, deine Karriere, deine Funktion. Es ging um Verbundenheit, Einheit und Zusammenhalt. Und ja, genau das alles bedeutet Freiheit, weshalb der Name Freedom Ride absolut gerechtfertigt ist. Es war ein Event der besonderen Art – einer, der bereichert und verbindet. Und in Zeiten wie diesen ist es so wertvoll und schön zu sehen, dass wir wieder vermehrt zusammenfinden.

Es tat gut zu spüren, dass etwas Gutes folgt, wenn wir hie und da aus unserer Komfortzone heraustreten. Denn nur so können wir Neues erleben, verschiedene Menschen kennenlernen, Erfahrungen sammeln und unseren Horizont erweitern. Angst bremst uns aus. Klar, hier ging es jetzt „nur“ um etwas Kleines, keinen weltbewegenden Meilenstein – ja, das mag so sein. Jedoch sind es eben gerade diese sogenannten „kleinen“ und auf den ersten Blick fast schon unscheinbaren Veränderungen, die mit Beständigkeit wirklich Grosses bewirken.
YOUR LIFE, YOUR RESPONSIBILITY
Oder, um es mit Henry Fords Worten zu sagen:
If you always do what you’ve always done, you’ll always get what you’ve always got.































