Tami Simon: Ein Leben IN der Komfortzone Wird die Welt Nicht Verändern

Text: Sandra-Stella Triebl
Fotos: Sounds True

Tami Simon trat auf ungewöhnlichen Umwegen in mein Leben.

Vorletztes Jahr schenkte ich meinem Liebsten ein Retreat mit Eckhart Tolle in Kalifornien, buchte ihm ein Mustang Convertible und ein Hotelzimmer für ein paar Extranächte unweit des Hollywood Boulevards in Los Angeles. Sebastian trifft während der Konferenz von Eckhart Tolle auf Tami Simon, die den spirituellen Lehrer und Bestsellerautor von „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ oder „Eine neue Erde“ begleitet. Es entsteht ein unkompliziertes Gespräch, und die beiden tauschen ihre Kontaktdaten aus. Wieder zu Hause erzählt er mir von der spannenden Begegnung mit Tami. Wir googeln mal. Die Unternehmerin und Gründerin von Sounds True, einem Multimedia-Verlag, gilt als Pionierin des „conscious business movement“ und begründete ihre Selbstständigkeit im Alter von gerade mal 22 Jahren. Mitte der 1990er Jahren gehörte Sounds True in den USA zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen in Privatbesitz.

So lade ich sie kurzerhand als Keynote Speakerin an unsere League of Leading Ladies Conference ein – doch die Termine passen nicht. Also bleibe ich gewohnt anhänglich und frage ein halbes Jahr später für unsere Konferenz 2018 wieder nach. Und erhalte umgehend eine freudige Zusage. Schliesslich bitte ich Tami um ein Interview, und wir verabreden uns – nach langem und herzlichem Email-Kontakt – zum ersten Mal über Skype und freuen uns, dass zu den freundlichen Zeilen nun auch ein Gesicht auftaucht. Ich unterhalte mich mit der 55jährigen US-Amerikanerin über Spiritualität im Leben und darüber, ob wir Menschen wirklich ändern können.

 

 

Ladies Drive: Wo bist du eigentlich aufgewachsen?
Tami Simon: Miami, Florida … etwas ausserhalb. Meine Eltern sind jüdischer Herkunft und sehr liberal. Wo ich aufwuchs, war in unmittelbarer Nachbarschaft eine öffentliche Bibliothek, in die ich mich verliebte. Aber es gab da auch diesen riesengrossen Banyon Tree in der Nachbarschaft, an den ich mich so gern erinnere. Ansonsten war ich sehr sportlich, mochte es, mich mit anderen zu messen. Ich stellte schon als Kind Fragen über das Potenzial eines nuklearen Krieges oder: Was passiert, wenn wir sterben? Leben wir innerhalb eines Traumes eines grösseren Bewusstseins? … Ich war schon früh sehr philosophisch und hab mir Sorgen über den Zustand der Erde gemacht – was mein Umfeld einigermassen überforderte.

Hast du dich als Misfit, als Aussenseiter, gefühlt?
Eher sonderbar oder merkwürdig. Ich hab realisiert, dass ich nicht in diese Kultur reinzupassen scheine. Als Teenager und mit der Lektüre von Hermann Hesse, Alan Watts oder Rilke öffneten sich dann aber für mich neue Dimensionen. Denn ich fühlte mich wie in einer Seelenverwandschaft, als wäre ich Teil einer Seelenfamilie.

Waren es auch diese Autoren, die dich rückblickend am meisten beeinflusst haben?
Es gab tatsächlich zwei Bücher, die superwichtig für mich waren. Zum einen „Siddharta“. Dieses Buch und was über spirituelle Erleuchtung darin steht war für mich wie ein Ruf der Heimkehr, den ich hören konnte. Das zweite stammt aus der Feder von Alan Watts: „The Wisdom Of Insecurity“. Etwas, das super zu deinem Thema der League of Leading Ladies Conference 2018 „The Age Of Unknown“ passt. Als Teenager ist es ja nicht ungewöhnlich, dass man so etwas wie Existenzängste pflegt, sich unsicher fühlt vor allem mit seinen eigenen Emotionen und seiner eigenen Verletzlichkeit, die man zu spüren beginnt. Und ein Buch zu lesen, in welchem stand, dass in dieser Unsicherheit Weisheit liegt, war bahnbrechend für mich. Es gibt noch ein drittes Buch, welches ich erwähnen möchte, wenn ich so drüber nachdenke: Es war Rilkes „Briefe an einen jungen Dichter“. Da war ich vielleicht 17 oder 18, als ich dadurch verstehen lernte, dass all das Schlimme im Leben nichts ist, was wir vermeiden sollten. Wir sollten uns all den schwierigen Situationen des Lebens hingeben und uns dahin wenden, weil sie uns die Augen öffnen und im Kern eigentlich sogar eine Belohnung darstellen.

Was hat diese Erfahrung mit dir gemacht?
In diesen Büchern las ich Dinge, die ich von den Menschen um mich herum nie hörte. Diese Schriftsteller haben etwas in mir losgetreten. Denn nachdem ich diese Bücher gelesen hatte, fühlte ich mich plötzlich am richtigen Platz, als wäre ich endlich zu Hause. Ich hatte das Gefühl, hierher zu gehören. Genau das floss später in meine Firma Sounds True: Grosse Lehrmeister, grossartige Autoren können zu einer Lebenslinie für dich werden. Das hat viel mit den ultimativen Werten in deinem Leben zu tun: Was ist dir wirklich wichtig? Dank dieser Autoren fand ich mich reflektiert, und es war mir plötzlich klar, was für mich und mein Leben am wichtigsten ist. Sie haben Türen in mir geöffnet.

Hast du deine Erkenntnisse aus der Lektüre dieser Bücher mit deinen Eltern oder Gleichaltrigen geteilt?
Es war eher ein innerer Dialog, bis ich ins College kam. Da kreuzten meine Wege die eines Professors aus Sri Lanka. Er dozierte über Buddhismus und Existenzialismus. Er war der Erste, bei dem ich das Gefühl hatte, verstanden zu werden. Während meines ganzen Jahres am College bin ich viele, viele Male pro Woche zum Abendessen in seinem Haus gewesen, seine Frau hat diese wunderbaren singhalesischen Currys zubereitet, ihre drei kleinen Kinder rannten durchs Haus, und wir assen alle gemeinsam. Nach dem Abwaschen setzten wir uns gemeinsam an einen Tisch und diskutierten bis in die Nacht hinein. Er war mein erster Gesprächspartner auf dieser Ebene.

Du hast vorher erzählt, du warst in Bezug auf deine sportlichen Ambitionen jemand, der den Wettbewerb gesucht hat. Hat sich das irgendwann verloren, oder ist das heute ein Teil von dir?
Irgendwie schon. Aber es hat einen anderen Ausdruck erhalten im Sinne von: Ich möchte mein komplettes Ich ausdrücken und entwickeln. Es geht dabei nicht um andere. Ums Besser- oder Schlechtersein. Sondern es geht darum, mein eigenes Potenzial zu verwirklichen, etwas beizutragen und alles zu geben, das dem so ist. Es ist wie im Sport, wo man hart trainiert, sich an seine Grenzen und darüber hinaus bringt, um seine Leistung steigern zu können. Wenn du besser werden willst, hältst du dich auch nicht zurück, sondern du gibst alles. Ich glaube, diesen Spirit, sich zu 100 Prozent zu engagieren und etwas zu geben, der macht noch immer viel von mir selbst aus.

Was hast du eigentlich studiert?
Im College war es Philosophie – dann hab ich zu Religion gewechselt. Weil mich die Seinswerdung, die Suche nach dem eigenen Ich interessiert hat. In dieser Abteilung war es auch möglich zu meditieren – das hat mich mehr angesprochen. Aber ich hab keinen Abschluss gemacht. Nach zwei Jahren bin ich raus aus der Uni und rein ins Leben. Ich hab gespürt, dass ein Abschluss nicht das ist, was ich brauche für mein Glück. Ich hab in einem chinesischen Restaurant gejobbt im Service. Ich fühlte mich irgendwie damals noch nicht zu Hause in mir selbst, hatte nicht das Gefühl, dass ich zu irgendwas etwas beitrage. Ich fühlte mich auch schlecht, weil meine Eltern so viel in meine Ausbildung investiert hatten und ich eine Vielzahl an Opportunitäten nicht wahrnahm. Also hab ich begonnen zu beten. Sehr intensiv. Ich sagte: „Gott, ich möchte dein Werk tun. Zeig mir bitte, was es ist!“ Ich hab den Job an den Nagel gehängt – hab weiter gebetet und gebetet. Langsam ging mir das Geld aus, und ich wartete noch immer darauf, dass Gott mir zeigte, was ich tun soll. Dann starb mein Vater. Da war ich 21 Jahre alt. Er vererbte mir 50.000 Dollar. Es war mein Startkapital für Sounds True.

War der Name deiner Firma von Beginn an klar für dich?
Zu Beginn nannte ich meine Firma Crystal Sound. Zum Glück hat das Universum interveniert, thank goodness! Es gab damals ein mobiles DJ Unit, welches Crystal Sounds hiess – also konnte ich meine Unternehmung nicht so nennen. Ich schrieb damals meinem singhalesischen Professor, was ich vorhatte: das Festhalten der Stimmen von grossen Lehrmeistern. Und es fühlte sich natürlich an. Sounds true …

Du hast dich also für die Selbstständigkeit entschieden – wie fühlte sich das an?
Es war wie ein Experiment für mich. Als ich das Geld erbte, wusste ich erst mal nichts damit anzufangen. Ich hatte noch keine klare Vision. Zu dieser Zeit hatte eine Radioshow, in welcher ich für unseren lokalen Radiosender spirituelle Lehrmeister interviewte. Das war eine Pro Bono Arbeit für die Gemeinschaft – ich tat das, weil ich nach dem College weiterlernen wollte, und zwar von Menschen, die an keiner Uni lehrten, aber doch lehrreich sind. Während eines dieser Interviews respektive während eines vorbereitenden Gesprächs erzählte ich von meinem Erbe, und mein Gegenüber meinte: „Investiere es doch in dich! Damit deine Energie sich der Welt zeigen kann.“ – Ich sagte, dass ich nicht wisse, wie er das meint. Er nickte und antwortete: „Doch, das weisst du, Tami. Komm in drei Tagen noch mal, und wir sprechen darüber.“ Als ich danach sein Büro verliess, hatte ich eine seltsame Erfahrung. Es fühlte sich an, als würde ich nicht auf dem Boden gehen, sondern als würde ich schweben. Und das ist eine wahre Geschichte: Ich hörte eine Stimme, womöglich eine innere, aber sehr deutliche Stimme, die mir sagte: „Verbreite spirituelle Weisheit.“ Da wusste ich: Das tue ich mit meinem Leben. Dieser Moment fühlte sich an wie die Antwort auf meine Gebete.

Wie hast du danach Kontakt zu spirituellen Lehrmeistern aufgenommen? Sie einfach angerufen?
Nun – Bücher hatte ich im College so viele gelesen, irgendwie fand ich es nicht sehr erstrebenswert, Bücher rauszubringen. Und Videos … ach … ich hatte in dieser Zeit etwas gegen diesen passiven Konsum von Videos und TV. Und da war eben noch meine Radioshow, so lag es schnell auf der Hand, Audioproduktionen zu machen und zu verkaufen. Zu jener Zeit waren Kassetten noch angesagt. Und so hab ich mir überlegt, wie ich an spannenden Content komme. Also hab ich spannende Persönlichkeiten kontaktiert, hab ihnen angeboten, dass ich ihren Vortrag oder ihre Workshops kostenlos auf Kassette aufnehme, sie noch am gleichen Tag während der Veranstaltung dupliziere und an die Teilnehmer verkaufe – der Autor erhielt eine kostenlose Aufnahme, die er weiterverwenden konnte, wie er wollte, und ich gab bei einem Gewinn einen gewissen Prozentsatz an den Autor zurück. Über die Radioshow hatte ich einige gute Kontakte, und die hab ich alle angerufen. So entstand mit der Zeit auch ein Archiv solch spannender Talks, die ich editierte, Kataloge davon anfertigte … So hat das alles angefangen!

Deine Firma konnte stark wachsen – wie war das für dich, als du im Scheinwerferlicht standest mit deinem Erfolg?
Das war ein Prozess. Meine Komfortzone war, mich hinter den Kulissen aufzuhalten. Und diesen Schritt nach vorn zu machen war für mich und meine persönliche Entwicklung immens. Ich hatte Angst davor, kritisiert oder zurückgewiesen zu werden, zu verrückt zu sein, um ehrlich zu sein mit dir. Aber mir war auch klar, dass das Aufhalten in der Komfortzone die Welt nicht verändern wird. Ich fühlte, dass ich mehr Potenzial hatte. Aber ich brauchte schon Mut dafür. Dennoch war es schön, dieses Risiko auf mich genommen zu haben mit dem Resultat, meine Wahrhaftigkeit zu finden.

Du hast meinen Mann Sebastian während eines Events mit Eckhart Tolle kennengelernt. So kam unser Kontakt zustande. Wie hast du denn Eckhart getroffen?
Das ist eine interessante Geschichte. Wir trafen uns, nachdem „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ erschienen war, aber bevor er wirklich bekannt wurde. Als ich das erste Mal seine Stimme hörte, wusste ich sofort, dass er ein ganz spezieller Lehrmeister ist, mit einer unglaublichen Kraft, in anderen Menschen Bewusstheit zu erwecken. Ich wollte ihn also unbedingt treffen und erhielt die Chance, ihn zu interviewen. Wir haben mit einem halben Jahr Vorlauf einen Termin gesetzt. Und dieses Datum war der 11. September 2001. Ich war an dem Morgen, an dem die Twin Towers fielen, in Vancouver und sollte also auf dem Weg zu Eckhart Tolle sein. Ich rief seinen Business Manager an und wollte den Termin verschieben, weil die Welt sich gerade auf den Kopf zu stellen schien. Und sie sagte mir am Telefon: „Nein, Eckhart möchte Sie heute gern sprechen.“ Also ging ich rüber zu ihm und wir kreierten eine Aufnahme, die wir auf den Namen „Even The Sun Will Die“ tauften. Es ist eine Aufnahme von zweieinhalb Stunden Dauer – ganz wundervoll – wo Eckhart über Vergänglichkeit und Leiden spricht. So traf ich ihn. Meine Firma arbeitete fortan für ihn, und wir launchten mit ihm ein „digital subscription business“ – eine Website mit dem Namen „Eckhart Tolle Now“. Eine sehr grosse Mitglieder-Bibliothek für seine Audio- und Video-Teachings.

Hast du dir gedacht, dass seine Bücher mal in 35 Sprachen übersetzt würden, er eine Woche lang Gast bei Oprah Winfrey sein würde und so einen weltweiten Megaerfolg feiern kann?
Ja, man konnte das spüren. Die Kraft und Stärke seiner Präsenz war und ist aussergewöhnlich. Ich wusste nicht, ob die Welt ready ist für ihn, und ich bin glücklich, dass sie es ist. Aber die Reinheit seiner Worte hat mich damals schon fasziniert.

Nach all deinen Gesprächen mit diesen spirituellen Lehrern, nach all deinen Erfahrungen … denkst du, wir können andere wirklich verändern?
Wenn wir uns selbst verändern, verändern wir automatisch auch andere. Weil wir alle miteinander verbunden sind. Es ist ein Mythos, zu glauben, dass wir als getrennte Individuen existieren. Das tun wir nicht. Wir sind eine miteinander vernetzte Menschheit. Wenn wir glauben, dass wir nur andere ändern können und uns selbst dabei ausser Acht lassen, als würden wir dabei keine Rolle spielen, dann ist das verrückt. Wenn wir einen Einfluss auf andere haben wollen, ist es das Beste, anders zu sein.

Ich frage, weil ich das mit meinem eigenen Vater erlebt hab. Als meine Mutter starb, ging mein Vater mit ihr. Er war so traurig – und ich verzweifelt, dass ich es nicht geschafft hab, ihm mit meinem grossen Herzen und all der Liebe, die in mir steckt, einen Funken Hoffnung zu schenken. Er ertränkte seinen Schmerz mit Alkohol und erkrankte schlussendlich an einer alkoholbedingten Demenz. Für mich fühlte sich das zuerst wie ein Versagen an, weil ich es nicht geschafft hab, ihm wieder etwas Leben einzuhauchen …
Wir können das Resultat unseres Tuns nicht kontrollieren im Sinne von wer davon profitiert und wie. Es liegt nicht an uns. Wir selbst können nur versuchen, alles zu geben, wir können nur versuchen, dafür zu sorgen, dass unser eigenes Licht grenzenlos strahlen kann. Wie dieses Strahlen, unser Tun und alles, was wir sagen, andere beeinflusst, liegt nicht an uns. Wir können das nicht steuern. Du kannst nicht sagen: Ich möchte mit meinem Tun nur diese Person verändern, aber jene nicht. Vielleicht hat dein Vater es nicht verstanden – aber dein Mann. Weil er gesehen hat, wie sehr du dich für deinen Vater engagierst. Oder dein Bruder. Oder ein Fremder, der das alles beobachtet hat. Vielleicht hast du jemand anderem damit die Hoffnung an die Menschlichkeit wiedergegeben. Vielleicht hat dein Lächeln dazu geführt, dass sich ein anderer Mensch wieder lebendig fühlt. All das wissen wir nicht. Was wir mit Sicherheit wissen, ist indes, dass wir andere mit unserem Tun beeinflussen. Hinzu kommt aber auch, dass ein jeder sein eigenes Schicksal hat. Das muss okay für uns sein.

Ja, manchmal muss man Dinge loslassen. Und manchmal muss man Menschen loslassen können. Nicht die leichteste Übung des Lebens.
Nein. Es braucht viel Vertrauen ins Universum und ins Leben.

Fühlst du dich eigentlich frei?
In vielerlei Hinsicht. Und manchmal gar nicht. Manchmal fühle ich mich nah bei mir, bei meiner Bestimmung, und andere Male weniger, um nicht zu sagen: Hin und wieder habe auch ich das Gefühl, ich bin unaufgeräumt, durcheinander. Das ist eine interessante Frage nach dem Sich Frei Fühlen. Fühle ich mich frei, innerhalb meines Seins zu kreieren, mich auszudrücken…? – Ja, das tue ich.

Manchmal hab ich den Eindruck, dass ich so vielen Menschen begegne, die wie eingesperrt wirken, nicht am richtigen Ort, nicht mit der Aufgabe betraut, die ihr Herz erfüllt. Es fehlt ihnen an Mut, sich von Zwängen jeglicher Art zu befreien …
Die Frage, die sich mir hier stellt, ist: Fühlst du dich befähigt, dein Leben und dein Glück in die eigenen Hände zu nehmen? Wann immer du dich als Opfer in deinem Leben wiederfindest, als Opfer deiner Umstände oder weil du denkst, jemand anderes ist an deiner Situation schuld, musst du dir die Frage stellen: Bin ich eingesperrt? Und die Antwort sollte lauten: Nein, ich hab meine eigene Stimme. Und die Situation, in der ich bin, habe ich selbst herbeigeführt, weil ich entsprechende Entscheidungen getroffen habe. Ich habe mich entschieden, hier mit dir zu sprechen. Keiner hat mich gezwungen. Ich hätte das nicht tun müssen, aber ich hab mich dazu entschieden. Niemand zwingt mich, in meiner Beziehung zu bleiben. Ich habe mir diese Person ausgesucht, an meiner Seite zu sein. Allerdings denke ich nicht, dass wir die Kontrolle über alles haben, was uns geschieht. Es ist indes wichtig zu erkennen, wie viel Entscheidungsfreiheit wir tatsächlich haben – und für diese Möglichkeit sollten wir dankbar sein.

Wie definierst du eigentlich Spiritualität?
Das Erste, was mir dazu einfällt, ist: mich verbunden fühlen. Mit allem was lebt, und das zu fühlen und wahrzunehmen als eine Lebensqualität. Ich weiss, dass ich nicht in einen Körper eingesperrt bin und er nicht da endet, wo ich ihn nicht mehr sehen kann. Ich empfinde das Leben als pulsierenden dynamischen Flow des Universums in all seiner Unendlichkeit. Wir zwei zum Beispiel sind Teile eines Ganzen, aber zwei Ausprägungen davon, zwei Stimmen, die sich treffen. Spiritualität heisst deshalb für mich, unsere Quelle zu erkennen. In anderen Dingen und in anderen Menschen. Und das Schönste daran ist: Unsere spirituelle Dimension ist uns zu jeder Zeit verfügbar.

Und was bedeutet Gott?
Es ist ein Name für diese Quelle, diese Ganzheit. Diese Gesamtheit ist intelligent, liebend und gütig. Währenddessen ist der Glaube nichts, was wir wissen, sondern was wir fühlen und es deshalb wissen. Ich versuche, das zu erklären: Es ist eine Art inneres Wissen. Es ist, wie wenn du plötzlich weisst, dass du jemanden liebst. Wenn du sagst: Ich liebe den Geruch von Orangen, den Geschmack von Schokolade, Pizza … dann kann doch kommen, wer will und irgendwas behaupten. Du weisst ganz genau, wie es schmeckt, in ein Stück Pizza zu beissen, und du weisst ganz genau, dass du das magst. Ich weiss, wie sich die Hand meiner Frau anfühlt, wenn ich sie berühre. Die Kostbarkeit und Süsse dieser Berührung – ich kenne sie. Und so sollten wir auch „wissen“, wer wir sind – in unserer Essenz. Mit einem Selbstvertrauen, so gross, dass uns das niemand mehr wegnehmen kann. Keiner hat uns dieses Gefühl je gegeben. Es kam nicht von aussen, sondern aus uns selbst.

Da hast du recht – es ist, als würde man diese Ganzheit, Gott in einem selbst wiederfinden. Fühlst du dich eigentlich erleuchtet?
Ach, das Wort ist so häufig gebraucht und bedeutet für jeden was anderes. Für mich bedeutet es, jeden Tag wachsen zu können und dazu beizutragen, dass Gutes entstehen kann. Gleichzeitig weiss ich, dass ich jeden Tag neue Wege finde, zu versagen. Nichtsdestotrotz habe ich Vertrauen in diesen sich vor mir entfaltenden Prozess, weil ich mehr Liebe und mehr Licht in mir entdecke, und ich entdecke in mir auch die Kapazität für eine immer grösser werdende Grosszügigkeit, Liebe und Intelligenz. Das ist der Prozess, in dem ich mich befinde und dem ich vertraue.

Wie sehr bringt dich eigentlich ein Mensch wie euer US-Präsident Donald Trump zum Verzweifeln?
Ich bin betrübt und beunruhigt und sehe, dass er ein Teil dieser dunklen Schatten in Amerika ist, die sich unter der Oberfläche befunden haben bislang. Jetzt sind sie im Licht der Aufmerksamkeit, und ich hoffe, es wird für die Menschen wie eine Katharsis, eine Medizin sein, etwas, das sie wachrüttelt, sie dazu bringt, ihre Stimme zu erheben.

Wieso hast du zugesagt, bei der League of Leading Ladies Conference eine Keynote sowie einen Workshop zu halten?
Es lag am Titel. Das Unbekannte ist wichtig. Die Quelle des Lebens ist etwas ultimativ Unbekanntes. Wenn wir es schaffen, aus diesem Unbekannten Kraft zu schöpfen, wäre das grossartig. Zudem bin ich dafür, dass Frauen auch im Business eine stärkere Stimme erhalten. In den USA haben nur vier Prozent der Unternehmen einen weiblichen CEO. Es würde mich freuen, hier eine Veränderung zu sehen.

 

***

Wer Tami Simon live sehen und noch mehr konkrete Tipps von ihr in Erfahrung bringen möchte, ist eingeladen, sich für unsere League of Leading Ladies Conference am 12. und 13.4.2018 in Interlaken zu registrieren: 2018.leagueofleadingladies.com.

Weiterführende Informationen: www.soundstrue.com

 


 

Veröffentlicht am Januar 03, 2018

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