Styleguide mit Simone Hensch

Text: Simone C. Hensch

WAS ERFOLGREICHE FRAUEN VON ANDEREN UNTERSCHEIDET

Was ist Körpersprache? Die äussere Darstellung der inneren Einstellung. Die gesprochene Sprache können wir kontrollieren und anpassen, die Körpersprache jedoch lügt kaum. Da also unser Körper sehr viel mehr Informationen liefert als zum Beispiel die Farben unserer Kleidung, ist es lohnenswert, sich und andere zu beobachten und auch das Unausgesprochene wahrzunehmen. Vor allem wenn wir uns mit uns und unserer Wirkung auseinandersetzen. Alle wollen wir „gut ankommen“ und „positiv wirken“ – nur, wieso gibt es dann trotzdem so viel Unstimmigkeiten und Missverständnisse? Stil- und Knigge-Expertin Simone C. Hensch gibt in ihren Q&As praktische Tipps für den authentischen und positiven Auftritt.

 

Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare .
Christian Morgenstern

 

Q: Wie kann ich lernen, die Körpersprache (besser) zu verstehen?
A: Wir alle sind Körpersprachspezialisten, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Wir reagieren viel mehr auf das, was wir sehen, denn auf das, was wir hören. Nur wenn das gesprochene Wort und der Ausdruck des Körpers kongruent sind, wirken wir glaubwürdig. Man sieht sehr deutlich, ob jemand etwas sagt, weil es der Vorgesetzte so wünscht, oder eben aus eigener innerer Überzeugung, und nur dann kommt es beim Gegenüber wirklich an. Wir können nicht auf alle erhaltenen Signale reagieren, denn es sind zu viele, und so muss unser Unterbewusstsein in Sekundenbruchteilen erkennen, welche notwendig sind, um ein Bedürfnis zu stillen oder vor Gefahr zu schützen. Ganz wesentlich aber auch ist das Bewusstsein, dass Körpersprache niemals eindeutige Hinweise liefert, sondern immer nur Interpretationen zulässt und als Zusatzinformation verstanden werden muss. Bei gewissen Gesten sind sich oft sogar Körpersprach- Spezialisten nicht einig über die Deutung. Der Körper folgt immer nur einem inneren Impuls, und die Impulse können mannigfaltig sein. Ich kann mich zum Beispiel mit dem Zeigefinger am Hals kratzen, weil ich Zweifel hege. Es kann aber genauso gut sein, dass mich dort ein Mückenstich plagt und ich mich deshalb kratzen muss. Also nie voreilig urteilen, sondern besser nochmals nachfragen und die Hinweise als solche erkennen!

Q: Gibt es denn nun tatsächlich Unterschiede in der weiblichen und der männlichen Körpersprache?
A: Es ist immer heikel, wenn man von typisch männlich oder eben typisch weiblich spricht. Nichts gilt zu hundert Prozent, doch es gibt Verhaltensformen, die bei Frauen deutlich häufiger auftreten als bei Männern. Die Körpersprache gibt nicht nur Aufschluss über einen einzelnen Menschen, sondern auch über dessen Umfeld und Kultur. Die Frauen waren jahrhundertelang in fast allen Kulturen unterdrückt und zu Duldsamkeit, Unterwürfigkeit und Zurückhaltung angehalten. Deshalb sehen wir bei Frauen oft noch immer sehr viel kleinere Gesten und weniger Raumanspruch. Generell wird ein bescheidener Mensch, der zurückhaltend auftritt, für seine Bewegungen wenig Raum beanspruchen, während ein extrovertierter und auffälliger Mensch ausladende Bewegungen macht. Aus einem Machtanspruch verletzen Männer häufiger die Distanzzonen und breiten sich aus, auch auf Kosten des Gegenübers. Weibliche Gesten sind weicher und offener, während Männer aggressiver auftreten und weniger Bereitschaft zeigen, auch andere Ansichten gelten zu lassen oder sich selbst kritisch zu hinterfragen.

Q: Und was können Frauen denn bewusst beachten oder einsetzen, um als gleichwertiger Gesprächspartner wahrgenommen zu werden?
A: Es gibt einige sogenannte weibliche Verhaltensformen, die verhindern können, unseren Aussagen gleich viel Gewicht zu verleihen. Zum Beispiel ist das Verlegenheitslächeln ein grosses „Frauenproblem“. Häufig wird eine Frau zum Schluss ihrer Aussage ein ganz kurzes, kaum wahrnehmbares Lächeln ans Satzende setzen, fast wie um sich zu entschuldigen, dass sie sich zu Wort meldet. Diese eigentlich sympathische Geste wird oft als Schwäche verstanden und mit Unsicherheit gleichgesetzt. Achten Sie also darauf, nur dann zu lächeln, wenn es Ihnen auch tatsächlich danach zumute ist und nicht bei einer konkreten Aussage. Eine andere „Unsicherheitsgeste“ ist der Griff zur Drosselgrube (zwischen Kehlkopf und Brustbein). Aus Sorge, Angst oder Nervosität wird dieser Körperteil oft berührt oder alternativ auch mit dem Halsschmuck gespielt. Diese Geste wirkt unentschlossen und unsicher und ist wiederum nur bei Frauen zu beobachten. Ebenfalls nicht empfehlenswert im Businessauftritt sind die klassischen Flirtsignale wie Haare ständig aus dem Gesicht streichen oder mit den Haaren spielen. „Frau“ zeigt ihren sozialen Charakter und den Verhandlungsspielraum auch mit offenen Handflächen oder der sogenannten Beinschere (Beine gekreuzt beim Stehen), was wiederum unsicher wirkt und Distanz zur Umwelt schafft. Diese Beinstellung weckt höchstens den Beschützerinstinkt und ist vor allem bei Mädchen und jüngeren Frauen sichtbar (Lolita-Effekt).

Auch in der verbalen Ausdrucksweise von Frauen stecken viele Weichzeichner, die vom anderen Geschlecht dann eben falsch oder nicht interpretiert werden können. Frauen vervollständigen häufiger ihre Sätze nicht und reden generell mehr und schneller. Sie formulieren höflicher und weniger direkt, was dann eben nur als Möglichkeit statt als feststehende Aussage im Raum steht. Die Frau kommuniziert beziehungsorientierter, und durch die oft höhere Stimme und zusätzlich mehr Tonhöhenbewegungen wirkt diese Kombination per se weniger autoritär. Verwendet sie dazu noch regelmässig „Hedges“, Weichzeichner oder Abschwächer (man sollte, würden Sie eventuell etc.), haben ihre Aussagen eben nicht mehr dasselbe Gewicht und werden darum leider gerne „überhört“.

Wenn Sie also im Business auftreten, scheuen Sie sich nicht, sich zu zeigen. Stehen Sie sicher und hüftbreit mit beiden Beinen auf dem Boden und wenden Sie den ganzen Körper (nicht nur Kopf oder Oberkörper) ihrem Gesprächspartner zu. Sprechen Sie direkt, in angemessener Lautstärke und kurzen klaren Sätzen, ohne zu viel Höflichkeitsfloskeln einzubauen. Schauen Sie Ihrem Gegenüber direkt in die Augen, falls das schwerfällt, wahlweise auch auf die Nasenwurzel (3. Auge). Nehmen Sie sich genug Platz und erlauben Sie sich grosse, freie Gesten. Trainieren Sie Ihren Körper, so dass Sie eine aufrechte Haltung einnehmen. Und arbeiten Sie auch immer wieder an Ihrem Inneren, denn das bestimmt Ihre Körpersprache massgeblich. Versuchen Sie, auf das stolz zu sein, was Ihnen alles gelungen ist, statt sich mit dem aufzuhalten, was danebenging. Denn schon Nietzsche hat gewusst: „Alle Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.“ «

 

* Simone C. Hensch ist selbstständige Imageberaterin und Expertin für alle Stil- und Kniggefragen. Seit 1999 ist sie Inhaberin von THE STYLE CONNECTION – Imageberatung für erfolgreiche Kundenbeziehungen, und seit 2012 Gastautorin von Ladies Drive. www.styleconnection.ch

 

Veröffentlicht am März 25, 2013

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