Retrospektive Ladies Drive – Bargespräche Vol.2

Text: Sandra-Stella Triebl
Fotos: Sebastian Triebl

„Wie solidarisch sind Frauen mit Frauen? – Was wir von Männern und ihren Netzwerken lernen können“, lautete das Thema unseres zweiten Bar-Gesprächs, zu welchem wir diesmal ins Dolder Grand Zürich luden. Schon die über 230 Anmeldungen liessen vermuten, dass das Thema polarisieren würde und auf grosses Interesse stösst. So wurde aus dem eher intimen Rahmen des ersten Bar-Gesprächs im 0815 eine Podiumsdiskussion in der kreisrunden Gallery des Dolder Grand, Zürich.

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Solidarität ist wohl kaum abhängig vom Geschlecht, sondern eher von der Intelligenz, lautete unser erstes Fazit. Dennoch schien klar, dass man weder über „Stutenbissigkeiten“ noch „Hahnenkämpfe“ Tacheles zu sprechen suchte. Die Hintergründe von Neid und Missgunst, sei es im Kindergarten oder an der Spitze eines Unternehmens, blieben auch nach der Podiumsdiskussion mehrheitlich im Dunkeln. Offenbar ist dieses Thema nach wie vor ein Tabu.

Nun kann es aber auch nicht die Mission einer Podiumsdiskussion sein, alle Fragen abschliessend zu beantworten – sondern vielmehr weitere Diskussionen anzustacheln, als Katalysator zu dienen. Und natürlich einen Rahmen für Netzwerkgespräche zu bieten, davor und danach. Dies ist uns durchaus gelungen und wir danken allen Beteiligten, die sich Zeit genommen haben, unserer Einladung Folge zu leisten.

 

Wortperlen
„Im Mannschaftssport lernt man, dass das Team entscheidend ist für den Erfolg.“
„Ich möchte die besten Mitarbeiter um mich haben, aber sie müssen auch zusammenpassen. Es ist weniger wichtig, dass sie zu mir passen, als Team müssen sie funktionieren.“
„Im Geschäft basiert vieles auf Beziehungen und Frauen sind beziehungsfähiger als Männer. Daher brauchen sie gar nicht versuchen die Männer zu kopieren.“
„An der Spitze ist man öfter allein. Man braucht ein Team, das den Entscheid, der unter Umständen allein gefällt werden musste, gemeinsam trägt.“
Heinz Karrer, CEO Axpo ***

„Je höher man steigt, desto wichtiger ist der Aspekt der Sozialkompetenz.“
„Wenn man entscheidende Stellen nicht mit vertrauenswürdigen Personen besetzt, kann erheblicher Schaden für das Unternehmen entstehen.“
„Immer wieder wird die Frage gestellt ‚Was ist, wenn Kinder kommen? Wir haben trotzdem Frauen eingestellt und meine Erfahrung ist, wenn das Unternehmen etwas dafür tut, dann kommen die Frauen auch wieder zurück.“
„Die guten Geschäfte macht man auf Grund von vertrauensvollen Beziehungen und nicht auf dem Golfplatz.“
Andreas Wespi, CEO Bank Coop ***

„Den jüngeren Frauen werden heute viele Steine aus dem Weg geräumt, die frau früher noch selbst wegräumen musste. Diese Pionierleistung möchten die älteren Frauen anerkannt wissen. Aber so kann ein Neid natürlich entstehen.“
„Ich verwende gern das Bild des Krabbenkorbes: Alle Krabben wuseln darin, einzelne kämpfen sich nach oben vor, so lange, bis sie ausrutschen und wieder hinunterpurzeln. Frauen müssen sich klar werden: ‚Wo ist mein Platz?‘ und: ‚Ich erkenne an, dass dein Platz dort ist.‘ “
„Wenn es darum geht, Stellen zu besetzen, muss man darauf achten, wer nach den Leuten sucht. Männer suchen in ihren eigenen Netzwerken. Da kommen die Frauen automatisch zu kurz. Wir müssen also mehr Frauen suchen lassen.“
„Wir müssen selbst zu der Überzeugung kommen, dass wir persönlich davon profitieren, wenn wir eine jüngere Frau ins Team holen. Und wenn jede Frau in ihrer Position eine Frau nach sich zieht, erreichen wir schnell gemischte Teams, die nachweislich die beste Performance haben.“
„Männer sehen Netzwerken als Teil ihres Berufes an, während Frauen das schon der Freizeit zuordnen.“
Prof. Renate Schubert, Institutsdirektorin ETH Zürich ***

„Networking ist nichts Neues für Frauen. Heute ist es nur anders benannt als früher. Aber Networking bringt auch Abhängigkeiten. Selbstbewusste Frauen brauchen dies eigentlich gar nicht.“
„Heute kommen Studienabgänger, vor allem junge Männer, in Positionen, wo sie gar nicht hingehören. Man sollte erst einmal die Treppe hinaufsteigen müssen, damit man fundierte Arbeit machen kann.“
„Ich arbeite in einem amerikanischen Betrieb. Es ist wichtig, dass wir Profit machen. Da braucht niemand neidisch zu sein.“
Doris Hefti, Brand General Manager Estée Lauder ***

„Ja, es gibt Konkurrenz unter den Ärzten. Sie erkennen das an der harten Haut im Bereich der Ellenbogen. Das war auch der Grund, weshalb ich mich frühpensionieren liess. Ich habe diesen Konkurrenzkampf auf Kosten der Patienten nicht mehr ausgehalten.“
„Es macht Freude, wenn man eine jüngere Kollegin bei der Karriereplanung unterstützen kann. Wenn man sieht, dass die Entscheidungen richtig waren und mit Engagement umgesetzt wurden und wenn man dann auch noch eine Dankbarkeit dafür erfährt, was nicht immer selbstverständlich ist.“
„Beim Rotary Club handelt es sich um eine völlig andere Welt. Wir sind eine Freiwilligen-Organisation mit dem Ziel zu helfen. Das ist eine Herzensangelegenheit, da bemisst sich der Erfolg auf einer anderen Ebene. Netzwerken bedeutet bei uns zuhören, mit Leuten sprechen, Stimmungen ausloten und wenn der geeignete Moment kommt, zuschlagen.“
Dr. Urs Herzog, pensionierter Chirurg und Rotarier ***

 

Fazit
Auch wenn manchmal der Eindruck entsteht, wir seien in den letzten 20 Jahren kaum weitergekommen, so war an diesem Abend doch zu hören, dass sich einiges verändert hat in der Businesswelt: Geschäfte werden nicht mehr an der Bar gemacht oder auf dem Golfplatz und das Militär hat seine Vermittlerrolle bei der Besetzung von Kaderstellen eingebüsst. Die Zusammenarbeit im gemischten Team wird auf breiter Front als tragfähiges Erfolgsrezept akzeptiert. Es scheint also durchaus ein Prozess in Gang gekommen zu sein. Lassen wir uns durch das Tempo nicht entmutigen und sorgen wir dafür, dass auch weiterhin die Richtung stimmt.

Um noch einmal das Bild aufzugreifen, das Professor Renate Schubert vorstellte: Womöglich haben die Frauen ja auch erkannt, dass der Weg heraus aus dem „Krabbenkorb“ häufig direkt in den Suppentopf führt. Verharren wir deshalb auf einem Plateau, weil wir noch nach einer wirklich lebenswerten Alternative suchen? Aber dann müsste man sich generell eine andere Frage stellen: Wie erstrebenswert ist es denn generell, an der Spitze eines Unternehmens zu stehen? – Aber dies wäre mit Sicherheit noch einmal eine Bar-Gesprächs-Runde wert …

Ladies Drive dankt folgenden Institutionen, Firmen und Personen, ohne welche die Bar-Gespräche nicht zustande gekommen wären: Anja Roberta Peter (Bank Coop), Regina Schilcher (Estée Lauder), Rainer Meier & Drölga Porong (Axpo), Matthias Käsweber und Simone Emmenegger (Dolder Grand), Andrea Welti (Feel Better Than Good), Andreas Wehrli (Legends Travel), Rosmarie Oehninger (SLIC), Petra Rohner (SWONET), den Verbänden BPW, Nefu, VCHU, Wirtschaftsfrauen, Frauenunternehmen, Women’s Forum (Sita Mazumder) für die Unterstützung im Rahmen der Ausschreibung sowie allen Ladies&Gentlemen, die diesen Abend zum grossartigen Netzwerk-Event gemacht haben. KAIZEN!

 

 

 

Veröffentlicht online am 3 Dez., 2009

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