„Meine körperliche Veränderung hat mir erst richtig bewusst gemacht, dass die Hälfte meines Lebens vorbei ist. Das hat mich dazu bewogen, nochmals genau hinzuhören, was ICH noch alles erleben möchte“, antwortet mir Barbara Morf (emocion.ch) auf meine Frage, welche Gedanken zu Leben und Beruf sie um die fünfzig bewegt haben. Die Inhaberin eines Tourismus- und eines Coachingunternehmens lässt diesem Impuls Taten folgen. Mit 49, nach 20 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit, verkauft sie ihre erste Firma, gründet kurze Zeit später ihre Firma „Swiss Hospitality International“ und beginnt dieses Frühjahr eine dreijährige Ausbildung „spirituelles Coaching“. Auch privat kommt es durch Heirat und Umzug zu umfassenden Veränderungen. Ich will wissen, wie es Barbara Morf heute geht. Ist sie zufrieden? Gibt es etwas zu bereuen? Ihre Antwort ist eindeutig: „Ich bin sehr zufrieden. Obwohl der Veränderungsprozess auch schmerzhaft war. Vieles lieb Gewonnene musste ich loslassen und es gab viele Momente der Verunsicherung. Es ist gleichzeitig eine Herausforderung und eine kostbare Erfahrung, mit 50 nochmals ganz von vorne anzufangen. Ich liebe meine zwei Jobs, die komplett verschieden sind. Einerseits die internationale Hotellerie und andererseits meine Aufgabe als Life-Coach für Führungskräfte“
Dass mit Erreichen der Fünfziger ein geschärfter Blick auf die noch verbleibende Lebenszeit, ihre Kostbarkeit und die persönlichen Zukunftspläne einhergeht, bestätigt mir auch Regula Guhl (blumenbinder.ch), die ebenso wie ich Mitglied beim Verband Frauenunternehmen ist. Seit die Floristikmeisterin und Inhaberin der Firma „Blumenbinder Regula Guhl” im Zürcher Oberdorf das Blumengeschäft von Maria Binder übernommen hat, ist ihr Zeitbewusstsein doppelt gefragt. Trotzdem ist die zusätzliche Aufgabe für Regula Guhl absolut stimmig: „Diese Entscheidung eröffnet mir neue berufliche Felder und ich erfahre berührende Geschichten.“.
Zu guter Letzt bitte ich die 76-jährige Modedesignerin Christa de Carouge (christa-de-carouge.ch), für mich ein Vorbild als Frau und Unternehmerin, um ein „Fünfziger“-Statement, denn mich interessiert auch der Rückblick: „Mein Leben ab fünfzig wurde immer schöner und interessanter. Ich habe viel Erfahrung gesammelt, meine ups und downs gemanagt und nun erfüllt mich eine grosse Zufriedenheit. Heute arbeite ich konzentrierter und konkreter, mache kompromisslos, was mir gefällt, und stehe 100-prozentig dahinter.“
Alle diese Erfahrungen zeigen mir, dass ab 50 wahrhaft noch genügend Zeit bleibt, Neues anzugehen, wenn ich diesen Wunsch habe. Deutlich im Vordergrund stehen dabei die persönlichen Interessen und Leidenschaften, die das berufliche Umfeld massgeblich gestalten. Vor diesem Hintergrund können auch Gedanken an den Ruhestand in weite Ferne rücken. Auch für Barbara Morf und Regula Guhl ist ein Arbeitsende mit 65 nicht wirklich Thema. Das Motto lautet eher: „Arbeiten, so lange es Spass macht und mit genügend persönlichen Freiräumen.“ Dem schliesse ich mich an und bleibe mit Spass und Neugier die „ewig Suchende“.