Ermattet und erschöpft lasse ich mich in die lilafarbenen Sitze von Thai Airways fallen. Draussen regnet’s Bindfäden, mein Blackberry ist gerade abgestürzt, während ich noch die letzte Mail beantworten wollte, ich hab meinen iPod vergessen, meine Haare sind elektrisch und kleben mir lästig an der Wange und auf der Stirn und ich kann meine Ohrstöpsel nicht finden. Eigentlich würde ich jetzt gerne lauthals schreien. Geht aber schlecht in der Businessclass. Und ginge auch in der Economy nicht, aber das nur am Rande. Also atme ich ein paar Mal tief durch. „Sawadi kha, Ma’am“, haucht mir just in dieser Sekunde eine glockenhelle Frauenstimme ins Ohr. „Like some champagne or orange juice?“ – Als hätte ich Letzteres gar nicht gehört, greife ich zum Champagnerkelch. „Kannst du dich nicht mal endlich entspannen?“, höre ich vom Nachbarsitz und mein Mann streichelt mir über meine zerquetschten und zerzausten Locken, die ich mir versuche, verzweifelt aus dem Gesicht zu pusten. „Wir sind doch schon weg …“ Nun, wo er Recht hat, hat er Recht. Also: Ohmmmm! Und noch ein Schluck Champagner. Manchmal gibt es Momente … ach … da will man einfach nur: weg! „Lies mal“ und mein Mann reicht mir ein Werk von Eckhart Tolle. Genervt lege ich es weg. Wenn ich in diesem Augenblick gewusst hätte, wie gut mir dieses Buch, wie gut mir diese Reise noch tun würde – ich hätte mich gefreut wie ein Honigkuchenpferd!
Einige Stunden und einen Zwischenhalt in Bangkok später erreichen wir Bali bei schönstem Wetter. Wir haben es voller Vorfreude derart eilig, dass wir die Bretterbuden mit der Aufschrift „Visa“ glatt links liegen lassen und uns in die ellenlange Schlange am Zoll stellen. Wie unsere Hotels wohl sein würden? Wie schön die Strände, wie die Zimmer, wie gut das Essen? In Gedanken sitzen wir bereits irgendwo an der Sonne. Bis uns der Zollbeamte jäh aus unseren Träumen reisst. „Visa? Where’s the Visa?“, fragt er ärgerlich und tippt mit seinem behaart-knöchrigen Zeigefinger auf die leere Seite in meinem Pass. Oh. Dumm gelaufen. Also Runde zwei – anstehen bei der Visabretterbude, mit den mitgebrachten Dollar bezahlen und das Ganze von vorn und nochmals in eine noch viel längere Schlange am Zoll. „Irgendwie hat das schon was von Meditation“, denke ich mir irgendwann achselzuckend. Ich atme also ein und blicke um mich. Lauter Menschen in Warteschlangen, die meisten ungeduldig dreinblickend, schwitzend, Kinder, die einen schreiend, die anderen schlafend, ein älterer Mann auf seinem schäbigen schwarzen Koffer sitzend, und das alles ohne Klimaanlage. Und ich denke plötzlich in völliger Stille und gedankenversunkener, innerer Ruhe: „Ach, ja.“ Und: „Hm, na sieh mal den da.“
Wenn schon die äusseren Umstände derart widrig sind, so soll wenigstens mein innerer Zustand ein friedlicher sein. Ja. Wir waren in Bali angekommen.
Auf dem Flughafenparkplatz nimmt uns sogleich der Fahrer unseres Hotels in Empfang, der ob unserer Verspätung schon aufgeregt von einem Fuss auf den anderen tippelte. Nach einem kühlen Wasser und ein paar feuchten Tüchern tuckern wir los und wühlen uns durch die überfüllten Strassen von Denpasar. Das sanfte Wackeln wiegt mich in den Schlaf und ich erwache erst, als wir bereits vor der Hoteleinfahrt zum Stehen kommen. „Welcome to Alila Villas Uluwatu, Ma’am Sandra“ und ein weiss gewandeter, schlaksiger Jüngling öffnet die Tür unseres Autos. Aus dem Schlaf gerissen traue ich meinen Augen kaum und reibe sie mir wie eine Dreijährige, die zum ersten Mal den Nikolaus sieht. Wow, was war das denn! Vor uns liegt ein brauner, kubischer Holzbau, zum Meer hin offen, mit Blick auf den Garten, durch den zahlreiche Bäche plätschern und wo sich der azurfarbene Pool mit dem unendlichen Blau des Himmels vereint. Nach einer Tasse Ingwertee und einem kurzen Hotelrundgang führt man uns ins neue Zuhause für die nächsten Tage. Ein wahrlich stattliches Häuschen nimmt uns in Empfang – und raubt uns den Atem.
Das Anwesen ist gerade mal viereinhalb Jahre alt – ein Design- Merkmal ist in der gesamten Anlage wiederkehrend zu finden: übergrosse Holzkäfige! Dazwischen Bäche, Wassertreppen, mal aus Beton, mal aus Stein.
Daneben schiessen meterhohe Palmen gen Himmel – und um diese Jahreszeit kahl von Blättern, dafür umso reicher an blassgelben Blüten: unzählige Frangipani-Bäume. Einige der Orchideen ähnlichen Blüten wehte der warme Wind bereits in die Private Pools der 25 Einbett-Villas. Im selben Stile der ebengleichen Schönheit wie die öffentlichen Anlagen zeigen sich auch die besagten Villen: beiger Marmor und Stein, dunkles Ebenholz und weisse Orchideen. Eine Dusche draussen – eine drinnen, zudem eine Badewanne mit Blick aufs Meer, und wie gesagt: Jede Villa verfügt über einen grosszügigen Private Pool. Der eigene Butler verwöhnt einen rund um die Uhr mit allen Leckereien aus der Küche – und liest einem jeden Wunsch von den Augen ab. Die Atmosphäre, und das war das Erstaunliche im Alila Uluwatu, war indessen locker und ungezwungen. Aber egal, wo man sich hinsetzte – innerhalb weniger Minuten war einer der einheimischen Angestellten da, um einem etwas Gutes zu tun. Sitzt man beispielsweise am Pool, werden einem in Windeseile ein Korb mit Wasser, Sonnencreme, Erfrischungsspray sowie die Speise- und Getränkekarte gereicht.
Apropos: Einen guten Wein zu einem ebensolchen Preis auf Bali zu ergattern ist fast eine Mission Impossible – dies liegt an der Einfuhrsteuer für alkoholische Getränke, die insbesondere Wein unsäglich teuer werden lässt. Es gibt zwar einige preiswerte Weine aus Neuseeland und Australien, darüber hinaus edle Tropfen aus Frankreich und Italien – Letztere haben allerdings ihren Preis. 13 Franken das Glas. Richtig empfehlenswert sind indessen die erdigen chilenischen Weine! Die sind jeden Cent wert, wenn man sie zur donnernden Brandung mit einem Sundowner trinkt. Denn das Alila Uluwatu liegt auf einer hohen Steilküste. 500 Treppen führen sportliche Gäste über wackelige Holztreppen hinunter zum Beach, wo man die unbändige Kraft des Meeres und die tosenden, meterhohen Wellen, die sicher jedes Surferherz erfreuen, bestaunen kann. Wie klein kommt man sich doch vor angesichts dieser Naturgewalt des Meeres, während die Gischt zwischen den Felsen, auf denen wir sitzen, emporgeschossen kommt wie ein Geysir. Man versteht sein eigenes Wort kaum – so ohrenbetäubend ist das Tosen der Wellen, die gegen das Riff schlagen und brodelnd und gurgelnd ans Ufer stürmen.
Wir haben diese sportliche Betätigung allerdings nur ein einziges Mal unternommen. Bei 38 Grad im Schatten war dies das perfekte Workout – aber unsäglich anstrengend! Ich hatte übrigens noch eine Woche später Muskelkater in den Unterschenkeln. An diesem Tag hatte ich die kostenlose Yoga-Lektion nach Sonnenaufgang schon in den Knochen und so zitterten meine Beine wie beim ersten Kuss, als wir nass geschwitzt, mit hochroten Köpfen und vermutlich leicht japsend bis keuchend die Hotelanlage wieder erreichten. Die Angestellten quittierten dies mit leicht amüsierten Blicken. Die Anstrengung hatte sich indes mehr als gelohnt.
Lohnens- und vor allem erwähnenswert ist auch die Küche des holländischen Küchenchefs im Alila Uluwatu. Entweder man sucht sich eine der Verführungen auf der Karte aus (zum Beispiel einen Mahi Mahi Fisch oder Fine Yellow Thuna – übrigens im traditionellen Fischfang gefangen, weshalb die Meere um Bali immer noch fischreich sind wie eh und je!) oder lässt sich einfach von seinen Kochkünsten überraschen. Ich würde meinen, seine Küche verdiente mindestens 17, wenn nicht 18 Gault Millau-Punkte! Hier wird übrigens gekonnt West-Küche mit Indonesischem fusioniert. Lecker! Ein Beispiel? – Der karamellisierte Frenchtoast mit Erdbeeren und frischer Kokosnusscreme! Eine Versuchung, der man ausnahmsweise erliegen sollte!
Als wir am letzten Morgen am Pool sitzen und das blitzblaue Wasser schier unendlich mit dem Tiefblau des Meeres verschmelzen sehen, wissen wir einmal mehr nicht, wohin wir den Blick als Erstes schweifen lassen sollen. Es ist als würde man das erste Mal etwas richtig Kostbares sehen. Wohin das Auge richten? Die Sinne können so viel Schönheit kaum erfassen. Und als wir am Tag der Abreise beim Frühstück das mehr als reiche Menu geniessen, zudem den feinen Illy Caffè, atme ich tief und tiefer ein, um die zauberhafte Stimmung in mich aufzusaugen, bevor sie wieder nur ein Teil meiner Erinnerung sein wird.
Doch diese Aktionen sind bei näherer Betrachtung eigentlich ziemlich töricht – es gibt ja noch mehr schöne Fleckchen auf dieser Erde. Hat man gerade etwas ausserordentlich Tiefes erlebt, ist man indes geneigt, es festhalten zu wollen, als könnte man den eben vergangenen Moment umarmen, liebkosen – anstatt ihn einfach wieder ziehen zu lassen und sich an dem zu erfreuen, was kommen möge. Und wie immer nehmen wir mit etwas Wehmut im Herzen Abschied von Uluwatu.
Durch enge und übervölkerte wie auch verstopfte Strassen geht’s nun ins Alila Villas Soori, etwas weiter nordwestlich. Was würde uns wohl dort erwarten?
Zweieinhalb Stunden wackeldackelige Fahrt später. Vorbei am hektischen Seminyak und hinein in die Reisterrassen mit ihren fliegenden weissen Fahnen und den schwarzen Drachen am Himmel sowie den gelb-orange-grünen Farben der Landschaft, tauchen wir in eine ganz neue Welt ein.
Nehmen Sie die sanften Hügel des Allgäus, ersetzen die Kühe mit Vespas und die Grasflächen mit Reisterrassen – danach weg mit den Tannen, her mit den Palmen. Ja, etwa so sieht’s hier aus.
Wir schlängeln uns also auf ständig schmaler werdenden Strässchen bis zum Alila Soori, welches direkt an einem schwarzen Vulkanstrand liegt. Von der Architektur her keineswegs vergleichbar mit Uluwatu – aber nicht von minderer Attraktivität. Unsere kleine Villa (eine von insgesamt 44), ebenfalls mit Private Pool, lässt uns auf die tosenden Fluten blicken, denn auch hier lässt ein vorgelagertes Riff die Wellen in die Höhe schlagen. Und rund um die Hotelanlage? Nichts! Also – Reisfelder, Tempel und ein Dorf, welches innerhalb von zehn Gehminuten erreichbar ist. Aber nichts, was unsere Sinne zerstreuen könnte, wie Einkaufszentren oder Flaniermeilen, Strassencafés und hippe Restaurants.
Das Meer rauscht und bricht sich am Riff, dass es tost und braust, weshalb die Luft stets feine, salzige Meeres-Aerosole enthält. Zudem weht unermüdlich ein kräftiger Wind, der einem die Sonne südlich des Äquators nicht so brütend erscheinen lässt (wie etwa auf den Malediven – zumal in dieser Jahreszeit).
Wem das Meer übrigens zu laut ist (ja, es gibt wohl immer wieder Gäste, die sich beschweren), dem wird eine der zurückliegenden und an die Reisfelder angrenzenden Gartenvillas Ruhe gebieten. Oder man nimmt sich gleich die 10-Zimmer-Villa (10’000.00 Dollar pro Tag) mit Interior Design von Poliform Italien, ausgesuchten Hölzern aus Bali, eigenem Spa und Fitnessraum. Tja! Man gönnt sich ja sonst nichts! Wobei der Blick auf den breiten, schwarzen Vulkanstrand (so wie man ihn vielleicht aus Hawaii kennt) von überall derselbe und obendrein absolut kostenlos zu haben ist.
Der Strand, gut 100 Meter breit, glitzert in Gold-, Silber- und Blau- Nuancen als wäre es schwarzer Marmor in der Lobby eines Fünfsternhotels. Ist er nass, spiegeln sich Wolken und Himmel darin. An einer Stelle ist der Sand faszinierenderweise etwas gräulicher, zwei Meter davon entfernt wieder tiefschwarz und wiederum einige Schritte weiter blitzend indigoblau. Das Meer ist indessen bibberkalt und man instruiert uns gleich beim ersten Rundgang, dass wir lediglich bis zum Knie ins Wasser gehen sollen. Die Unterströmung sei zu gefährlich in dieser Jahreszeit.
Die emporschiessende Gischt, die sich hier über die ganze Szenerie legt und einem einen Salzstangengeschmack auf die Lippen zaubert, ist allgegenwärtig. Beim Spaziergang am Strand erblickt man jenseits der Palmen die schwarzen Drachen, die hoch über den Reisfeldern im Wind flattern – und aus unserer Perspektive aussehen wie eine fliegende Hexe auf ihrem Besen. Wenn Sie sich hier über die an fast jedem Haus befindlichen Strohhäuschen und Geflechte wundern: Sie stellen die Verbindung von den Lebenden zu deren Ahnen dar. Etwas ganz Normales für die Balinesen. Ein stolzes, aber selten liebenswertes Volk!
Mystik ist in Bali mit seinen vielen Tempeln und Riten ohnehin Teil jeder Reise – ausser man bewegt sich nur von seiner Villa zum Pool, was ausgesprochen schade wäre. Denn Bali hat viel zu bieten, denke ich mir nach knapp einer Woche. Surfer-Spots und steile Klippen, tolle Strände im Süden, karibisch-stahlblaues Meer auf den Gili Inseln, schwarze Vulkanstrände im Südwesten, Kultur und Handwerk im Norden, Ursprünglichkeit im Westen, viel Kultur und unendlich schöne Natur. Man kann ruhende Vulkanberge erklimmen, sich auf einen Hügel zwischen den romantischen Reisfeldern zurückziehen oder Highlife in Seminyak ‚geniessen‘. Bali ist in der Tat von vielschichtiger und einnehmender Schönheit.
Das Klima während unserer Zeit auf Bali (genauer gesagt reisten wir im September) war übrigens einfach herrlich: Die Nächte sommerlich lau, die Tage schwülwarm, aber so, dass man auch mal an die pralle Sonne sitzen kann, ohne gleich geröstet zu werden. Doch noch einmal zurück ins Zauberland der Alila Villas Soori. Auch hier muss ich den Küchenchef erwähnen, der es ebenfalls wie sein Kollege in Uluwatu versteht, die Köstlichkeiten des Landes modern und innovativ zu kombinieren – sei es geräucherten Butterfisch oder ein Entenei mit Trüffel-Toast (bei den Alilas gibt es solche Leckereien in Probiergrösse schon zum Frühstück!), sei es beim Dinner mit Jakobsmuschel an Chili mit frischen Früchten oder einem Bananensoufflée – zum Reinsetzen köstlich.
Was Sie sich in den Alilas ebenfalls nicht entgehen lassen sollten, ist eine Haarstimulations-Massage. Ich hab mich selten so gut entspannt! Zuerst wird man im Alila Soori mit einem Ginger-Lemongrass-Tee verwöhnt, dann mit einer Rücken-/Nackenmassage. Zu guter Letzt darf man unter den zarten Händen der einheimischen Therapeutin dahinschmelzen wie ein Stück Butter in der balinesischen Sonne, wenn diese einem übers Haupt streicht. Und Sie schweben auf Wolke 7. Alternativ kann man hier auch einfach die Füsse direkt in den Pool hängen lassen, während man die betörende Sicht zwischen Frangipani- Bäumen und den Blick auf die archaisch wirkende See geniesst.
Am letzten Tag im Alila Soori habe ich mich zwei Stunden auf das Meer blickend und staunend an den schwarzen Strand gesetzt. Als Kind dachte ich immer, ich kann von schönen Momenten eine Art Polaroid in meinem Kopf anfertigen. Klick! Klick! Klick! Der Kampf gegen das Vergessen begann just in solch kostbaren Augenblicken der Ruhe inmitten der tobenden Meeresgewalten. Manchmal wehren sich besonders kostbare Gedanken festgehalten zu werden, weil sie nur dann ein Juwel bleiben, solange sie frei sind.
Zwei Stunden später finden wir uns im Estate Como Shambhala nahe Ubud wieder – und wiederum in einer völlig neuen Welt. Als wir den Empfangs-Desk erreichen, ertönt eine metallene Klangschale.
Das Como Shambhala, welches einer Businesslady aus Shanghai gehört, ist ein wahres Juwel. Ein riesiges, ehemals privates Anwesen, zur rechten wie auch zur linken eingeschlossen von zwei Flüssen, an einem mächtigen Hügel gelegen, wo man auf der einen Seite auf die traditionellen Reisfelder, in der anderen Richtung auf ausgiebige Palmenwälder blickt. „Zimmer“ kann man die wenigen Suiten und Villen eigentlich nicht nennen. Dafür sind sie viel zu weitläufig und zu exquisit. Es käme dem, was wir selbst hier gesehen und erlebt haben, in keiner Weise nahe. Vielmehr ist die Unterkunft einem kleinen Tempel ähnlich, mit scheinbar steinalten Mauern, Palmen, Büschen und Blumengärten rund um uns herum, massiven Treppen – dazwischen Liegen, Stühle, Accessoires oder Armaturen aus good old England. Man findet also die typisch balinesischen Elemente mit diesen zierlich verschnörkelten Holzdekors in bunter Mischung mit europäischen Möbeln. Die verbauten Hölzer sind indes rötlich braun, das Bett unschuldig weiss, die Laken aufwändig mit blauen Blumen verziert. So überrascht uns auch das ansonsten wohl kaum beachtete Klo mit einer Schüssel im viktorianischen Stile, aufwändig blumig verziert, datiert von anno dazumal.
In unserem eigenen kleinen Garten blubbert derweil ein Jacuzzi mit warmem Quellwasser, welches hier auf dem Anwesen entspringt, beruhigend vor sich hin, eine helle Marmorbadewanne versteckt sich zwischen immergrünen Zweigen. Irgendwie scheint man mitten im Dschungel zu wohnen – indes ohne diese lästigen Tierchen mit zu vielen behaarten Beinen oder stechende Plagegeister namens Moskitos. Es weht auch hier stetig ein warmer, lauer Wind und die Temperaturen sind am ehesten mit denen unseres europäischen Frühlings vergleichbar.
Um von unserem Gemach zum Frühstückspavillon zu gelangen, benötigen wir derweil gut und gerne fünf Minuten Fussmarsch, der uns vorbei an der öffentlichen Poolanlage Richtung Küche führt, wo es schon in den Morgenstunden verführerisch duftet. Frische, gesunde Küche ist im Como Shambhala eines der zentralen Elemente. Selbst aufwändige vegane Küche oder Rohkost stellt keine besondere Herausforderung dar, sondern gehört vielmehr zum Standardprogramm. Eine Ernährungsberaterin steht einem zur Seite, ebenso ayurvedische Ärzte aus Indien. Das Como Shambala steht für Wellbeing in Reinkultur. Oder etwas anders ausgedrückt: Man lernt sich selbst wieder etwas besser zu spüren, der Signale des eigenen Körpers gewahr zu werden. Etwas, das wir im alltäglichen Stress meist vergessen – oder schon zur Gänze verlernt haben. So steht die individuelle Gesundheit jedes einzelnen Gastes an oberster Stelle. Meditation, Sport, gutes, aber gesundes Essen, Genuss, ab und zu mal etwas Anstrengung, nie aber ohne den nötigen Spass – all dies findet man an diesem Ort in perfekter Liaison. Die Gäste stammen derweil vornehmlich aus den USA, UK und Japan, sind meist geschäftstüchtige Damen und Herren, denen gemeinsam ist, die mit Grillenzirpen durchsetzte Stille zu geniessen. Das Leben scheint in dieser grünen Einöde so leicht und locker zu sein. So ruhig und beschaulich. Aus der Distanz wiegen die Dinge, die wir zu Hause gelassen haben, gar nicht mal mehr dermassen schwer. Sich zu entspannen ist in solch einer Naturoase definitiv leichter als zwischen hupenden Autos, surrenden Motoren, quietschenden Trams und lautem Stimmengewirr.
Ein kräftiger, aber sanftmütiger balinesischer Therapeut verwöhnt mich an einem der Nachmittage unseres leider viel zu kurzen Aufenthalts mit einer indischen Kopfmassage. Mit verwirrten, aber entspannten Sinnen torkle ich eine Stunde später zurück in unsere schöne Villa. Ein gutes Stichwort, um ein Wort über das Personal zu verlieren. Wie überall auf Bali begegnen uns die Hotelangestellten, meist einheimische Frauen und Männer aus den umliegenden Dörfern, mit zarten Umfangsformen und einem liebevollen Lächeln auf den Lippen. Und nachdem uns die Ernährungsberaterin Eve über unsere Vorlieben und Allergien ausgeforscht hatte, weiss mittlerweile jeder auf dem Anwesen unsere Vornamen – und so wird man auch angesprochen. „Miss Sandra, here is your menue.“ Die ursprünglich aus den USA stammende Eve, die in Los Angeles einige bekannte Schauspieler zu ihren Kunden zählen durfte, stellt jedem Gast einen individuellen Menuplan zusammen. So zieht das Como Shambala überraschenderweise viele alleinreisende Frauen an, die man gemütlich beim Frühstücken Zeitung lesen sieht. Alleinstehende Herren dürften in diesem Retreat auf zahlreiche gutaussehende (und angesichts der stolzen Preise auch gutsituierte) Solofrauen treffen. Es werden einem ohnehin genügend Möglichkeiten geboten, mit anderen Gästen in Kontakt zu kommen. Sei es über gemeinsame Yoga- oder Pilates-Sessions, Aquatraining, Ausflüge oder Meditationen.
Am Ende unseres Urlaubs sitze ich einmal mehr an einem Pool und blicke staunend, melancholisch ob der nahenden Abreise in den Wald hinaus. Die Palmblätter zittern sanft im warmen Wind, die Laubbäume wiegen sich darin rauschend und träge. Derweil nehmen einige Finken ihr tägliches Bad unmittelbar neben mir. Sie tauchen ihre schwarzen Schnäbel ins kühle Nass, baden ihre weissen Bäuchlein und benetzen die braunen Flügelchen, bevor sie zwitschernd, wie nach einem Spa-Besuch, in die Wipfel der umliegenden Bäume verschwinden.
Ein Eichhörnchen hüpft derweil geschickt von einer Baumkrone zur nächsten. Die Blätter einiger Laubbäume werden auch hier bereits gelb. Sie fallen wie Schmetterlinge zu Boden. Zeit aufzubrechen.
„Denken Sie nicht an das, was gestern war. Nicht an das, was morgen sein möge. Seien Sie einfach hier. Im Hier und Jetzt.“ Die Worte unseres Yogatrainers Mike hallen noch lange in mir nach. Vielleicht komme ich eines schönen Tages zurück an diesen wundervollen Ort der Entspannung und Musse. Vielleicht aber auch nicht. Wer weiss das schon! Und wenn nicht – ich bin überzeugt, noch viele andere schöne Plätze auf dieser Erde sehen zu dürfen. Darauf freue ich mich nicht. Sondern geniesse vielmehr das Jetzt. Eckhart Tolles Buch hat in dieser Umgebung ungeahnte Kräfte entfaltet. Ich atme ein. Atme aus. Ja. Fühlt sich gut an. So richtig gut. «
Weiterführende Informationen:
Thai Airways – der richtige Partner, damit der Urlaub schon im Flugzeug beginnt. www.thaiairways.com
Como Shambhala www.comoshambhala.com – Ihr Gesundheits-Retreat, auch geeignet für Alleinreisende.
Alila Villas Soori – für die Liebhaber schwarzer Strände
Alila Villas Uluwatu – für designverliebte Sonnenanbeter www.alilahotels.com
Die Alila Villas zeichnen sich im Übrigen durch ihren preisgekrönten „grünen“ Charakter aus. So gibt es in fast allen Anlagen Regenwassertanks, man trifft Massnahmen zur Energiereduktion (bereits beim Bau der Villen, indem man beispielsweise eine natürliche Zirkulation der Luft ermöglicht, um so den Einsatz der Klimaanlagen möglichst obsolet zu machen), darüber hinaus stammen die Baumaterialien soweit möglich aus Bali, ebenso verpflichten sich die Alila Hotels, das Ökosystem rund um die Anlagen intakt zu halten und zu pflegen. Last but not least engagieren sich die meisten Resident Manager für mehrere soziale Projekte, die in den Hotelunterlagen auch transparent einzusehen sind. Alila unterhält Hotels und Villen im Boutiquestil an so manch schönen Orten auf diesem Planeten. Mehr erfahren Sie unter www.alilahotels.com Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Ladies Drive: Bali – Teil II. Das „W“ in Seminyak – und die andere Seite Balis. Ladies Drive No 21 erscheint am 3.3.2013.