Auf Reisen mit Marion Klein

Text: Caroline Guggisberg
Fotos: Pack Easy

Die CEO von Pack Easy über Innovation, Leadership und Traditionsunternehmen Marion Klein steht seit 2009 an der Spitze des Schweizer Reisegepäckunternehmens Pack Easy. Das Luzerner Unternehmen stellt seit 50 Jahren hochwertiges Gepäck mit dem Fokus auf Innovation, Funktionalität und Qualität her. Ein Vorreiter war Pack Easy bereits kurz nach der Gründung 1961 mit der Innovation des patentierten Aluminiumrahmens für leichtes und strapazierfähiges Gepäck. Marion Klein über die Fortführung eines Traditionsunternehmens in zweiter Familiengeneration.

Während früher Gepäck eine Investition fürs Leben war und vielleicht aus drei Lederkoffern bestand, sind Koffer heute Konsumgut geworden. „Das Gepäck muss sich den Menschen anpassen. Wem das Packen leicht von der Hand geht, der reist in der Folge auch viel entspannter“, bringt Marion Klein, Tochter des Unternehmensgründers und seit 2009 CEO von Pack Easy, die Firmenphilosophie auf den Punkt. Sie selbst reist auf ihren zahlreichen Business- und Überseereisen am liebsten mit kleinem Gepäck. Worauf sie indessen nie verzichtet, sind ihre Bücher. Besonders gerne ist Marion Klein mit den auffälligeren Modellen aus der Kollektion unterwegs: „Mich interessiert natürlich, wie die Leute darauf reagieren. Aber grundsätzlich probiere ich alle unsere Gep.ckstücke gerne selber aus.“

Marion Klein startete ihre Karriere nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau im Finanzsektor. Über einige Umwege stieg sie vor 24 Jahren ins Familienunternehmen ein, welches von ihrem Vater geführt wurde – und blieb Pack Easy fortan treu. Seit nunmehr drei Jahren leitet sie das Unternehmen und führte in dieser kurzen Zeit bereits erfolgreich eine Neupositionierung der Traditionsmarke durch. Ausschlaggebend für den Schritt ins Familienunternehmen war der Wunsch nach mehr Handfestigkeit, nach mehr Bezug zu einem Produkt zum Anfassen. „Der Finanzbereich, in dem Geld die Materie ist, die nicht beeinflussbar ist, war mir zu abstrakt und bot mir keinen Raum für eine kreative Einflussnahme“, so die attraktive und strahlende Endvierzigerin.

Die Diskussion um die Nachfolgeregelung in der Familie begann früh und der Führungswechsel vom Vater zur Tochter geschah sehr bewusst und fühlte sich nach Marion Kleins Worten natürlich an: „Als mein Bruder nach zehn Jahren aus dem Familienunternehmen ausstieg und später mein Vater sich langsam aus dem Unternehmen zurückzog, war ich plötzlich das einzige Familienmitglied. Dies bedeutete nicht nur eine grosse Umstellung für mich, sondern auch für die Mitarbeitenden. Meine Positionierung in der Firma musste ich während dieser Ablösungsphase klar vorantreiben.“

Das Produkt und der Mensch stehen für Marion Klein im Vordergrund. Heute kann sie Produkte verändern, entwickeln, kreativ beeinflussen und sie schlussendlich auf den Markt bringen. Kreativität ist dabei in allen Bereichen gefordert, bei den Produkten, bei den Märkten, in der Produktion und nicht zuletzt im Management. Swissness ist ein ganz wichtiger Aspekt in der Prägung und Führung ihrer Firma. Ein schönes Exempel dafür bewies Marion Klein erst kürzlich: Zur Feier des 50-Jahre-Jubiläums wurde eine spezielle Kollektion namens „Fifty“ lanciert. Da wird schon mal echtes Kuhfell verarbeitet und Schokolade ins Gepäck integriert.

Die Hauptwertschöpfung und der Designprozess finden in der Schweiz statt. Produziert werden die Gep.ckstücke derweil seit den 80er Jahren in Asien; zu Beginn in Taiwan und Korea und später dann in China. Aufgrund fehlender Produktionsstandorte und Fachkräfte in Europa entschied man sich für diesen Schritt. Mit hohen ethischen Massstäben gelang es hier, beidseits vertrauensvolle Fertigungsbetriebe aufzubauen, die auch den heutigen sozialen und qualitativen EU-Normen entsprechen und regelmässig vor Ort von Marion Klein selbst überprüft werden. Die 49-Jährige erlebt den Markt zunehmend als individualisiert. Der klassische Verkauf von Markenprodukten durch den Handel ist nur noch eine Seite. Heute arbeitet Pack Easy immer öfter auch direkt mit Unternehmen zusammen. Der Wunsch nach individuellen Kundenlösungen ist ein wichtiger Teil ihrer strategischen Arbeit als Kopf des Unternehmens. Die Kunden wollen individualisierte Produkte, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. „Gefragt sind vor allem leichte Hartschalenkoffer, die belastbar und flexibel sind. Die Kunden wünschen häufig Auffälliges, um die Erkennbarkeit auf dem Gepäckband zu gewährleisten. Wir alle kennen das Problem mit dem schwarzen Trolley auf dem Band.“

Der ständige Wandel, der seit einigen Jahren im Handel stattfindet, gleicht oft einem Balanceakt. „Wir müssen immer flexibler sein, arbeiten zunehmend kurzfristiger, das heisst, die Entscheidungszeiträume werden kürzer, bei gleichzeitig hoch bleibenden Qualitätsansprüchen. Auch die Produktionsbedingungen verändern sich laufend.“ Marion Klein ist fasziniert von dieser Dynamik und Komplexität: „Im Handel wissen wir nicht, was uns im Laufe eines Jahres alles erwartet. Wir müssen ständig mit Veränderungen und Risiken rechnen. Natürlich haben wir eine Strategie, aber es ist nicht immer möglich, dieser strikte zu folgen, es gleicht manchmal eher einem dynamischen Kurvenspiel.“

Der grosse Wandel ist es auch, den Marion Klein als grösste Herausforderung in ihrer täglichen Arbeit erlebt. Sei es bei den Kunden, bei den Produzenten oder im Markt. Insbesondere auch vor dem Hintergrund der vielen Aufs und Abs der Wirtschaftssituation in den letzten Jahren. Grosse Ereignisse wie das Erdbeben in Japan, der Vulkanausbruch auf Island oder Krieg im Nahen Osten wirken sich auch auf die Reise- und Tourismusbranche aus, von der ein Gepäckhersteller natürlich abhängig ist. „Einerseits gibt es die kurzfristigen, kaum planbaren Konsequenzen eines Ereignisses, auf welches man sich auch nicht vorbereiten kann. Zum Beispiel, wenn die Leute nicht mehr reisen können und im Handel keine Koffer mehr gekauft werden. Im B2B-Bereich kann eine Krise eher abgefedert werden, weil hier längerfristig geplant wird. Wenn es darum geht, das Fortbestehen der Firma sicherzustellen, sind auch Konsequenzen wie Kurzarbeit oder im schlimmsten Fall Entlassungen möglich.“
Marion Klein ist gerne nahe bei den Kunden und begleitet den Produktionsprozess eng, auch innerhalb des Kreativteams. „Kreativität ist in allen Bereichen gefragt, auch im Umgang mit den Kunden.“ Auf ihren Reisen zu den Produktionsstätten in Asien verlässt sie sich gerne auf ihr Bauchgefühl. „Man merkt sofort, wenn etwas in der Produktionsumgebung nicht stimmt. Es ist wichtig, dass ich regelmässig vor Ort bin.“

Dabei geniesst sie auch die privaten Momente auf den Reisen, wenn es die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch gibt mit den Partnern und Kunden. „Dabei lerne ich enorm viel von den Menschen, ihrer Kultur und ihrem Land. Das erhöht auch das gegenseitige Verständnis. Zum Beispiel hatte ich vor vielen Jahren eine aufschlussreiche Begegnung mit einer Frau in Indien. Sie sagte mir, dass sie gerne in Europa leben würde und uns um unseren materiellen Reichtum beneiden würde. Jedoch würde sie unter keinen Umständen mit uns europäischen Frauen tauschen wollen. Zu gross seien die vielen Belastungen von Arbeit, Haushalt, Kinderbetreuung bei uns. Sie habe selbst viel mehr soziale Freiräume und vieles sei besser organisiert, gerade was Kinderbetreuung und Unterstützung im Haushalt angeht. Diesen Spiegel vorgehalten zu bekommen, war sehr interessant.“

Was Leadership angeht, räumt die umtriebige CEO ihren Mitarbeitenden höchste Priorität ein und sorgt konsequent für genügend Freiräume. „Denn nur im Team können wir Höchstleistungen erbringen. Als wir zu Beginn der Wirtschaftskrise Mitarbeiter entlassen mussten, war dies auch emotional herausfordernd. So etwas ist nie einfach, aber es war für das Fortbestehen der Firma wichtig.“

Ein besonderer Coup ist Pack Easy in Bezug auf die Sommerolympiade in London gelungen. „Swiss Olympic hat einen Gepäckpartner gesucht und wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort!“, erzählt Marion Klein auf die Frage, wie es zur Zusammenarbeit kam. „Wir sind sehr stark bei Spezialanfertigungen und Individualisierungen und hatten bereits sehr genaue Vorstellungen, da wurden wir uns schnell einig. Wir hatten vor vielen Jahren mit Swiss Ski zusammengearbeitet und waren Lizenznehmer der EM 2008. Wir brachten also entsprechende Erfahrungen und Referenzen mit.“

 

NUR IM TEAM KÖNNEN WIR HÖCHSTLEISTUNGEN ERBRINGEN

Als exklusiver Gepäckausrüster der Swiss-Olympic und Swiss-Paralympic-Delegationen hat Pack Easy eine limitierte Serie entworfen, speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse der Schweizer Athleten an den Olympischen Sommerspielen. Pack Easy möchte die Sportler und Sportlerinnen in Bezug auf Mobilität optimal unterstützen. Das Gepäck ist in den Nationalfarben gehalten, ist mit olympischen Ringen verziert und birgt viele praktische Details. So haben die Rücks.cke alle eine Regenhülle, sollte es in London mal regnen – und es gibt jeweils ein Samtfach, worin man eine Olympiamedaille absolut optimal und sicher transportieren könnte.

Diese Zusammenarbeit mit Swiss Olympic erlebt Marion Klein als sehr bereichernd. „Es ist eine schöne Aufgabe, die Sportler unterstützen zu dürfen. Swiss Olympic ist eine positive Marke, welche auch Pack Easy stärkt. Zudem gehen beim Kauf eines Swiss-Olympic- Produktes jeweils ein Schweizer Franken an die Sporthilfe und die Jugendförderung. Solche Kooperationen sind tolle Momente und Gelegenheiten, wo wieder Neues entstehen kann.“

Wenn Marion Klein in die Zukunft blickt, sieht sie noch viele interessante Aufgaben vor sich. Das Angehen von neuen Märkten, eine Produktentwicklung, die noch spezifischer wird und Pack Easy dabei stärker von der Konkurrenz abhebt, oder neue Absatzkanäle finden. Die Ideen dazu entstammen oft in den Rekreationszeiten: „Zum Auftanken brauche ich zum Glück nicht so viel Zeit. Meist reicht es mir, mich ein paar Tage auszuklinken, um danach wieder mit viel Elan in die Firma zurückzukehren. Ich bin ein sehr vielseitig interessierter Mensch: Kultur, Kunst, Musik, Städte und Architektur – ich bin dann wie ein Schwamm, der alle neuen Eindrücke aufsaugt. Am wichtigsten aber ist es für mich, viel in der Natur zu sein. Neue Ideen entstehen aber oft auch während Gesprächen mit Freunden oder auf meinen vielen Reisen.“ Und was fasziniert Marion Klein am meisten an ihrem Beruf? „Das ist ganz klar das Unternehmertum! Die Komplexität eines ganzen Unternehmens täglich zu erleben. Das ist doch ein Geschenk, nicht wahr?“ «

 

Weiterführende Informationen: www.packeasy.ch

 

 

Veröffentlicht am August 05, 2012

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