Während heute der Chancenreport Schweiz von Raiffeisen erscheint, in dem es um irdische Herausforderungen wie Zölle, Ausweichstrategien und bilaterale Beziehungen geht, widmete sich das Raiffeisen Unternehmerzentrum beim diesjährigen Event abgehobeneren Business-Ideen, genauer gesagt: dem Zero Gravity Manufacturing. Die Produktion in den Weltraum auszulagern, klingt erstmal nach Star Trek. Und doch ist die Zukunft zum Greifen nah, so Prof. Dr. Oliver Ullrich von der UZH: «Heute bekommen wir Navigations- und Kommunikationsdaten aus dem Weltraum. In Zukunft werden es Produkte sein», so der Direktor des UZH Space Hubs. Der Grund: Die grösste Forschungsstation der Menschheit, die ISS, geht mit ihrer Grundlagenforschung 2030 ihrem Ende zu. «Nun folgen die Anwendungen für die Menschen auf der Erde», so der Professor. Wenn die beiden Barrieren Transportkosten und Kapazität fallen, liesse sich die Schwerelosigkeit wunderbar u.a. für die Produktion von Medikamenten oder menschlichem Gewebe nutzen.

Schwerelosigkeit als Industriewerkzeug?
Keine Zukunftsmusik für den Aerospace Medicine Pionier Ullrich. Obwohl Europa den Rückstand in der Raumfahrt kaum einzuholen vermag, sieht der Forscher im Routineeinsatz der kommerziellen Raumfahrt grosse Chancen für die traditionelle heimische Wirtschaft. So geht der Forscher davon aus, dass ganze Wirtschaftszweige insbesondere in der Präzisionsmaschinerie von der Orbit Economy profitieren können – sofern sie die Chancen rechtzeitig erkennen. Im Innovationspark Dübendorf, einst der erste Flughafen der Schweiz, entsteht derzeit der europäische Hub für die kommerzielle Raumfahrt, der via Florida an das US Space System andockt. Ziel ist es, durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschung und Industrie den Space in die Wirtschaft zu bringen. «Das orbitale Zeitalter ist bereits angebrochen. Wir leben in einer Space Economy. Die Space-Nutzung wird Routine und der gesamten Wirtschaft zugänglich», ist Ullrich überzeugt. Er rechnet künftig mit 100 Starship-Transporten täglich und ruft die Schweizer Wirtschaft auf, sich im Space Hub Inspiration für neue Geschäftsideen zu holen.

Erfolgsbeispiele Schweizer Wettbewerbskraft
Innovation entlang der Megatrends
Ein Unternehmen, das sich den Innovations- und Pioniergeist stets aufrechterhalten hat, ist ABB. Nora Teuwsen, Country Holding Officer bei ABB Schweiz, zeigte auf, wie ABB in den letzten 130 Jahren das Portfolio stets auf die Megatrends ausgerichtet hat – und damit gut gefahren ist. Mit 110’000 Mitarbeitenden, davon je ein Drittel in den USA, China und Europa, widmet sich ABB heute primär der Dekarbonisierung, Elektrifizierung, neuer Antriebstechnik, sicherer Stromversorgung und Prozessautomation. Best Practices aus dem Team von Gil Fischer, Leiter Antriebstechnik bei ABB, wie beispielsweise SBB Giruno, der neue Gotthard Personenzug, oder die Schilthornbahn zeigen, was heute alles möglich ist.

Mit Benutzerfreundlichkeit und Rezyklierbarkeit
will sich Ypsomed die Marktführerschaft in Zukunft sichern. Auch wenn der Markt sich zugunsten des Marktführers für Injektionssysteme entwickelt – Stichwort Diabetes, Abnehmspritzen, Heimtherapien – fragen sich Simon Michel und sein Team, wie Ypsomed der Konkurrenz in Zukunft einen Schritt voraus sein kann. Seine Antwort: digitale, smarte Pens, welche ohne Kunststoff auskommen und dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft folgen.

Kreislaufwirtschaft auf drei Rädern ist das Geschäftsmodell von Martin Kyburz: Die Elektrofahrzeuge des passionierten Technikers wurden zu Beginn belächelt. Heute kyburzt die gesamte Post Flotte mit 35’000 Fahrzeugen durch die Schweiz, um Briefe effizient und umweltfreundlich zuzustellen. Seine Erfolgsformel: «Absolute Leidenschaft und Schaffenskraft.» Produkte sollen für Mensch und Umwelt etwas bewirken. So geniessen seine Modelle vier Leben. Am Ende werden die Rohstoffe und Batterien wieder rezykliert. «Ich möchte die Welt ein bisschen besser hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe», so Kyburz.

Am Ende des Tages braucht es auch ein bisschen Glück, und den richtigen Instinkt, sind sich die Top-Leader einig. Aber in der Schweiz finde man in Bezug auf das Bildungssystem, die Kultur und den unternehmerischen Handlungsspielraum gute Rahmenbedingungen vor, um erfolgreich zu sein. Nicht umsonst gilt die Schweiz gemäss Global Innovation Index seit 15 Jahren in Folge als innovativstes Land der Welt. Kooperation, Marktkenntnis und ein Riecher für Chancen zeichnen die Schweiz aus – heute und im orbitalen Zeitalter, fasst Philippe Obrist, Leiter Firmenkunden von Raiffeisen Schweiz, zusammen.
Download des Raiffeisen Chancenreports 2026





