In meinem früheren Job als Aussendienst-Leiterin in der Luxusgüterbranche war klar, dass der Designeranzug, das Kostüm in gedeckten Farben meine tägliche Berufskleidung waren. Das forderte nicht nur das Unternehmen von mir, sondern ich selbst wollte in meinem Arbeitsumfeld die richtigen Signale setzen und Glaubwürdigkeit sowie Seriosität vermitteln. Farben trug ich zu diesem Zeitpunkt kaum, da diese vom Produkt bzw. der Marke abgelenkt hätten. Bei einem meiner Arbeitgeber musste ich mich sogar verpflichten, meine Haare stets aus dem Gesicht zu frisieren, damit das firmeneigene Make-up voll zur Geltung kam und nichts davon ablenkte. Ich finde das heute noch richtig und wichtig, denn der Kontext und die beabsichtigte Wirkung sollten bei der Auswahl der Kleidung und der Gestaltung der äusseren Erscheinung im Vordergrund stehen. Inzwischen bin ich meine eigene Marke und darf meine Aussenwirkung selbst bestimmen. Meine Haare haben bereits Symbolwirkung entwickelt; ich werde im Sprecherbusiness als „die Rote“ oder „die rote Zora“ gehandelt. Wenn ich als Rednerin oder Seminarleiterin agiere, darf ich mich ausleben und so auftreten, wie ich glaube, dass es richtig ist und meinen Typ unterstreicht. Vor Kurzem ist mir jedoch ein dicker Fauxpas unterlaufen. Ich war von einer Grossbank für einen Anlass mit lauter Notaren und Anwälten gebucht. Ohne mir allzu viel Gedanken über meinen optischen Auftritt zu machen, tanzte ich in einem farbenprächtigen Outfit inklusive gepunkteter Schuhe an. Alle ausser mir waren schwarz-weiss gekleidet. Ich war der sprichwörtliche „bunte Hund“. Man beäugte mich entsprechend kritisch. Bei meinem Vortrag brauchte ich dann wesentlich länger, um meine Zuhörer zu „knacken“, was einzig und allein meinem Outfit zuzuschreiben war. Ich habe daraus gelernt!
Angemessene Kleidung drückt Respekt aus. Sie passen sich damit den anderen an, begegnen ihnen auf Augenhöhe und werden als einer der ihren identifiziert. Alles andere ist, wie in meinem Beispiel, ziemlich anstrengend, weil Sie dem ersten Eindruck entgegenwirken müssen. Wenn Sie also eine Einladung zu einem Event erhalten, mit dem Sie bislang unvertraut sind, erfragen Sie ruhig vorher den Dresscode.
Untersuchungen haben ergeben, dass Sie mit guter, gepflegter und passender Kleidung als glaubwürdiger eingestuft werden und dass Menschen Ihnen bereitwilliger zuhören. Falls Sie aus Versehen Ihren Geldbeutel verlieren sollten, so erhalten Sie ihn als gut gekleideter Mensch in 83 Prozent aller Fälle wieder zurück. Légèr oder gar ungepflegt gekleidete Versuchspersonen bekamen in nur 48 Prozent aller Fälle den Geldbeutel von wohlwollenden Passanten wieder überreicht.
Erstaunlich ist auch, welche körperlichen Verwandlungen durch ein verändertes Outfit hervorgerufen werden. Eine Braut nimmt automatisch eine majestätische Haltung an und geht aufrechter. Ähnliche Auswirkungen hat auch Abendkleidung in Oper oder Theater. Die Menschen fühlen sich durch ihre Kleidung aufgewertet und strahlen dies mit ihrem ganzen Körper aus.
Auch die Farbe der Kleidung ist nicht zu unterschätzen. Schwarz, Grau, Dunkelblau und andere gedeckte Farben strahlen Seriosität und Vertrauenswürdigkeit aus. Farben aller Art stehen für Energie und Dynamik. Zartheit bringen Sie am besten durch Pastellfarben wie Rosa, Mintgrün, Zartlila sowie durch fliessende Stoffe zur Geltung.
Bei Angela Merkel lässt sich der bewusste Einsatz farbiger Oberteile sehr gut studieren. In Deutschland taucht sie weitestgehend in dunkler, zurückhaltender Kleidung auf, im Ausland hingegen präsentiert sie sich gerne in Farbe, um aus der Masse der dunkel gekleideten Staatsmänner hervorzustechen. Ich vermute stark, dass sie einen Berater an ihrer Seite hat, der mit ihr gemeinsam die passende Kleidung zur jeweils gewünschten Botschaft an die Öffentlichkeit auswählt. Auf den letzten Wahlplakaten konnten wir sie in Grün bewundern. Diese Farbe steht für Hoffnung, Natur, Heilung, sinnbildlich also für „Alles wird gut“.
Tatsächlich lohnt es sich, morgens ganz bewusst im Geiste durchzugehen, was im Lauf des Tages ansteht, und Kleidung sowie Farben entsprechend auszuwählen. Damit erhöhen Sie die Chancen, dass alles an Ihnen „mit einer Stimme“ spricht – und zwar in Ihrem Sinne.